"Die Kritik an Ecclestone nervt"

Bernie Ecclestone stand wegen angeblicher Bestechung in München vor Gericht
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These: Geht Ecclestone, enden die Probleme

Stephan Heublein (Motorsport-Magazin.com): Schöne, plakative These, aber meine Antwort lautet: Nein! Jedenfalls nicht nur. Bernie hat die Formel 1 kommerziell klar zu dem gemacht, was sie heute ist - und das ist alles andere als schlecht. Er hat jedoch auch seine Steckenpferde und Problemfälle, die sich unter seiner Führung wohl nie mehr ändern werden. Stichwort: Social Media, Rolex-Zielgruppe und Streckenexpansion. Trotzdem: Selbst mit einem anderen Chef wäre die Formel 1 nicht über Nacht sorgenfrei.

So lange zehn Teamchefs zwölf verschiedene Meinungen haben, werden die Einnahmen weiter ungerecht verteilt und die Regeln nach den eigenen Wünschen manipuliert. Die Teilnehmer werden stets ihren eigenen Vorteil suchen - sonst würden sie ihren Job schlecht machen. Die FIA muss wieder die Zügel in der Hand halten. Man mag es kaum glauben, aber so sehr ich seinerzeit Max Mosleys Ideen kritisierte, so sehr muss ich eingestehen: Ein bisschen mehr von der Mosley'schen harten Hand würde der Formel 1 von heute gut tun.

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Alexander Maack (SPOX.com): Jetzt muss ich an Peitschen und schwarze Uniformen denken... Aber im Grunde stimme ich zu: Die Mitbestimmung der Teams ist das Problem der Formel 1. Ein etwas abenteuerlicher Vergleich: Was würde passieren, wenn die Fußball-Klubs festlegen würden, wie viele Spieler pro Mannschaftsteil auf dem Platz stehen dürfen? Allein die Tatsache, dass diese Vorstellung vollkommen realitätsfremd klingt, unterstreicht doch, wie irre die Verhältnisse in der Königsklasse sind. Eine unabhängige Instanz muss die Regeln vorgeben. Wer sich nicht daran halten will, soll gehen.

Die Schuld an Finanzproblemen der Teams und Zuschauerschwund trägt nicht allein Ecclestone. Die überbordende Kritik an seiner Person nervt mich sowieso. Wer kennt die Formel 1 der Ära vor Ecclestone? Es wird von allen Seiten gemeckert und gezetert, dass die Königsklasse nicht mehr das sei, was sie in ihrer glorreichen Zeit war. Dabei hat die Formel 1 erst dank Ecclestone ihre internationale Aufmerksamkeit bekommen. Ohne die Ideen des Chefpromoters würde sich in Deutschland eine kleine Gruppe von Hobby-Ingenieuren für die Grands Prix interessieren und sonst niemand. Als Beweis führe ich die Einschaltquoten der WEC an.

Enrique Ballesteros (OPTA): Immer auf der Suche nach dem Spektakel hat Ecclestone vergessen, dass es im Sport zuallererst um den Wettkampf geht. Mit seinem System und den immer absurderen Regeln hat er die Reicheren reicher gemacht und die Ärmeren ärmer. Er hat immer den kommerziellen Aspekt durchgesetzt, von dem er dank seines von Max Mosley vermachten 100-jährigen TV-Rechte-Monopols selbst am meisten profitiert hat.

Es ist nie gut, in juristischen Schwierigkeiten zu stecken - gerade, wenn sie so grotesk sind wie die von Bernie Ecclestone. Der Formel-1-Boss war während der letzten Jahre geistesabwesend, vielleicht weil er in Gedanken woanders war. Seine politischen Skandale und seine ideologischen Äußerungen haben ihm nicht gerade geholfen.

Aber: Er hat die Fähigkeit zwischen den verschiedenen Grüppchen der Formel 1 zu vermitteln, aber das ist nicht nur gut. Ecclestone lässt nicht alle daran teilhaben. Ein Beispiel? Die lückenhaften Regeln, die kleine Teams zwar den Start ermöglichen, aber gleichzeitig dazu führen, dass sie eher ein Hindernis sind als etwas, das die Formel 1 nach vorne bringt. Das müsste er definitiv ändern.

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