Rekorde! Rekorde! Rekorde!

Alexander Maack
06. Juli 201519:34
Nico Rosberg und Lewis Hamilton bekämpfen sich in der Fahrer-WM entschiedengetty
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Die Formel-1-Saison 2015 verspricht Spannung: Fünf Weltmeister, drei Deutsche, ein Haufen talentierter Neulinge. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen von Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Co. und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 9: Der Großbritannien-GP in Silverstone.

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Platz 1, Lewis Hamilton: Rekorde, Rekorde, Rekorde! Der Mercedes-Pilot pulverisiert weiter die Bestmarken der Formel-1-Geschichte. In Silverstone war der Rekord für die meisten Rennen mit Führungskilometern in Folge dran. 19 Grands Prix in Folge lag der Weltmeister vorn, Jackie Stewart kam vor 45 Jahren auf 18.

Dass Hamilton in Runde 19 die Führung übernahm, war für den Sieg entscheidend. Und nach dem verkorksten Start nicht unbedingt zu erwarten. Auch die übermotivierte Attacke beim Restart bringt eher Punktabzüge.

Aber: Hamilton setzte den Mercedes-Undercut gut um, kam direkt an beiden Williams vorbei und flog der Konkurrenz davon. Die Entscheidung über den Sieg brachte schließlich seine eigene Wahl des Zeitpunkts zum Wechsels auf Regenreifen. Der Weltmeister traf ihn perfekt, die Verfolger nicht.

Platz 2, Nico Hülkenberg: Die Leistung des Emmerichers stimmt in den letzten Wochen nicht nur, sie überrascht Woche für Woche. In Großbritannien war er schon wieder über 0,5 Sekunden schneller als Teamkollege Sergio Perez. Dabei ist der Kurs vor der eigenen Haustür eigentlich seit jeher kein Pflaster für die Truppe aus Silverstone, weil die Autos aerodynamisch zu schlecht sind.

"Herausragend", sei das Qualifying gewesen, bekannte das Team. Der grundlegend überarbeitete Force India mit seiner Cobra-Nase scheint Hülk entgegen zu kommen. Sein Start am Sonntag hatte damit aber nichts zu tun.

Der war perfekt, weil sich der Deutsche klug positionierte. Er schoss von Rang 9 auf 5 vor. Anschließend hieß der Auftrag Verteidigung, den erfüllte er gewohnt routiniert und brachte Platz 7 ins Ziel.

Platz 3, Felipe Massa: Das Qualifying mit dem maximal möglichen Ergebnis abgeschlossen. Ein herausragender Start, bei der Hamiltons durchdrehende Räder beobachtete und deshalb die Kupplung zusätzlich schleifen ließ. Den Teamkollegen klug in Schach gehalten. Es gibt keinen Fakt, der einen beträchtlichen Punktabzug für Massa rechtfertigen würde.

Zwar war er in Führung liegend langsamer als Valtteri Bottas, er spielte dabei aber seine Routine aus und hielt Platz 1. Dass Hamilton nach vorn kam, ist der fehlenden taktischen Flexibilität des Teams anzulasten. Der Verlust des Podestplatzes ist ebenfalls dem Team anzulasten. Der Wechsel auf Intermediates kam zu spät.

So bleibt am Ende ein Wochenende, das demotivierender nicht sein könnte. Eine gute Leistung blieb unbelohnt. Ein möglicher Coup und auch ein gutes Ergebnis wurden durch Wetter und falsche Entscheidungen verhindert.

Platz 4, Nico Rosberg: An das Niveau seines weltmeisterlichen Teamkollegen kam Rosberg in Silverstone nur knapp nicht heran. 113 Tausendstel im Qualifying sind nicht schlecht, doch die Fähigkeit sämtliches Können in eine einzige Runde zu legen, geht Rosberg in diesem Jahr weiterhin ab. Da hat Hamilton Vorteile.

Im Rennen sind beide weiterhin gleichauf. Rosberg folgte seinem Jugendfreund problemlos und wurde auch nach dem ersten Reifenwechsel hinter Massa festgeklemmt. Das Problem löste er mit aller Entschlossenheit, als der Regen einsetzte. Seine Fahrt mit Trockenreifen auf nasser Straße war phänomenal.

Mit dem Sprint auf Platz 2 sicherte Rosberg zudem den zweiten Mercedes-Rekord an diesem Wochenende. Keinem Team gelang es in der 62-jährigen Formel-1-Geschichte, bei neun Rennen nacheinander mit zwei Fahrern auf dem Podium vertreten zu sein. Der alte Rekord von acht Rennen stammt von Ferrari aus den Jahren 1952/1953 - damals brachten die Italiener aber mehr als zwei Autos an den Start.

Platz 5, Fernando Alonso: Der zehnte Platz mag schlecht wirken angesichts der Strahlkraft von McLaren-Honda. Aus meiner Perspektive war es aber ein kleiner Husarenritt. Nach dem Startunfall aller vier schwarzen Autos musste Alonso direkt zum zusätzlichen Boxenstopp.

Dieses Problem machte er mit viel Einsatz wett und war der einzige Fahrer, der bei den ersten Regentropfen zum Boxenstopp kam und seine Intermediates bis zur Ziellinie am Leben hielt. So kam er am Sauber vorbei: Ericsson machte drei Stopps binnen fünf Runden. Die Erfahrung Alonsos bescherte ihm seinen ersten WM-Punkt seit dem Abschied von Ferrari.

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Platz 6, Sebastian Vettel: Der dritte Platz war kein Geschenk, er war aber auch nicht wirklich verdient. Vettel profitierte von Regen und Fehlern bei Williams. Immerhin: Er war im richtigen Moment zur Stelle und fuhr direkt nach Hamilton in die Box, um sich die Intermediates zu holen. Auch für ihn gilt also: Perfektes Timing.

Trotzdem: Vergleichbar war ihr Niveau nicht. Vettel unterlag im Qualifying erstmals Teamkollege Kimi Räikkönen, kam beim Erlöschen der Ampeln schlecht weg und hatte Probleme, an Hülkenberg und Kvyat vorbeizukommen.

Erst als der Regen einsetzte, rief Vettel seine Klasse komplett ab: Seine Pace war extrem gut, kostspielige Fehler leistete er sich nicht und hat mit 20 Rennen in Folge in den Punkten den Rekord von Räikkönen (27) im Visier. Das wiederum ist ein gewaltiger Punkt, der für die acht Punkte im Driver-Ranking des Großbritannien-GP spricht.

Platz 7, Valtteri Bottas: Der zwischenzeitliche zweite Platz erschien am Sonntag besser als die Realität. Der Finne ließ sich nach dem gewonnenen Start viel zu leicht von Hamilton auskontern und hatte Glück, dass er durch dessen Fehler beim Restart wieder vorbeikam. Auch die Verteidigung gegen Rosberg war später suboptimal.

Bottas war zwar im ersten Stint schneller als Massa, zu einem ernsten Überholversuch reichte der Vorteil aber nicht. Stattdessen verlor er eindeutig zu viel Zeit - gerade verglichen mit Teamkollege Massa. Bottas musste am Ende froh sein, dass es noch zu Platz 5 reichte.

Platz 8, Kimi Räikkönen: Regen belohnt die Rennfahrer mit überdurchschnittlichem Können, einsetzender Regen die mit einem feinen Näschen für das richtige Timing. Der Iceman bewies zumindest letzteres am Sonntag nicht.

Er verlor auf der Zielgeraden die Kontrolle, als er über die lackierten Randsteine fuhr und drehte sich fast. Als Teamkollege Vettel auf feuchter Piste mit Slicks vorbeiflog, entschied Räikkönen sich für den sofortigen Boxenstopp.

Es war ein Fehler, die Strecke noch zu trocken. Räikkönen verbrannte die Intermediates, weil sie zu heiß wurden und musste sich noch vor Rennende einen neuen Satz holen. Wäre der Regen früher stärker geworden, der Iceman wäre der Triumphator gewesen. Doch so war er abermals der Unglücksrabe.

Platz 9, Daniil Kvyat: Der Russe kopierte den Iceman. Ruhig ist Kvyat immer, in Silverstone wies er seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo bei Red Bull aber zudem ebenso in die Schranken wie Räikkönen im Ferrari Vettel. Doch damit nicht genug: Auch Kvyat verschenkte im Regen ein besseres Resultat.

Sein Boxenstopp war zu spät, den unter Umständen möglichen dritten Platz verspielte er, als er sich auf der Inlap einen Dreher leistete. Bis dahin war die Leistung optimal. Kvyat flog im Regen nahezu und zeigte zu Beginn ein starkes Überholmanöver gegen Vettel.

Platz 10, Carlos Sainz jr.: Im Gegensatz zu seinem Toro-Rosso-Kollegen Max Verstappen packte der Spanier den Sprung in Q3. Sainz erwischte einen schlechten Start und arbeitete sich wieder zurück. Nur an Perez fand er keinen Weg vorbei. Letztlich beendete der einfach abgestorbene Renault-Motor seine Vorstellung, die Punkte verdient gehabt hätte.

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Der Formel-1-Kalender 2015 im Überblick