Platz 1, Sebastian Vettel: Dieser Sieg kommt einem Erdbeben gleich. Nicht, weil der Deutsche jetzt mehr Siege auf dem Konto hat als Ayrton Senna. Auch nicht, weil er nach dem Blitzstart weit enteilt war. Sondern, weil er so beeindruckend war wie die besten Auftritte zu seinen Red-Bull-Weltmeister-Zeiten. Vettel spielte in Singapur mit der Konkurrenz, wie es zuletzt nur Lewis Hamilton konnte.
Makellos war das Qualifying mit fast acht Zehnteln Vorsprung auf Kimi Räikkönen, die Startphase eine Machtdemonstration, beeindruckend der zweite Stint. Nachdem Vettel und Ferrari erkannt hatten, dass Daniel Ricciardo vor dem Reifenwechsel immer mehr aufholte, bremsten sie nach der Safety-Car-Phase die Führungsgruppe aus. Wäre Bernd Mayländer nicht ein zweites Mal auf die Strecke gekommen, die Scuderia hätte den Angriff von Red Bull abgewehrt.
Platz 2, Daniel Ricciardo: Der Australier scheitert in meinem Driver-Ranking nur marginal am Tagessieg. Dass der RB11 seit den Updates in Silverstone besser geworden ist, dürfte bekannt sein. Da auch Ricciardo den Spaß wiedergefunden hat, reichte es in Singapur beinahe zum vierten Grand-Prix-Erfolg in seiner Karriere.
Dem Red Bull fehlten Sekundenbruchteile auf Ferrari, doch Ricciardo verhinderte mit einer exzellenten Runde im Qualifying die rote Startreihe 1. Dass er im Rennen keinen Harakiri-Angriff auf Führungsmann Vettel startete, sehe ich positiv. Der 26-Jährige sicherte klug 18 Punkte für den Kampf um Platz 3 der Konstrukteurs-WM.
Platz 3, Max Verstappen: Während die beiden Erstplatzierten mit Intelligenz und Speed beeindruckten, faszinierte Verstappen neben seiner Pace mit dem Mut eines echten Racers. "Löwenherz" Verstappen hatte Glück, dass er durch das Safety Car wieder in die Führungsrunde kam. Danach brillierte er und fuhr selbst den erfahrenen Gegnern um die Ohren - dabei gilt auf dem Marina Bay Street Circuit das Überholen als nahezu unmöglich.
Dass es richtig war, vor Teamkollege Carlos Sainz jr. ins Ziel zu fahren, hat Toro Rosso ja bereits erklärt. Einige mögen sich fragen, warum der Niederländer nicht für seinen verpatzten Start abgestraft wird wie Räikkönen beim Italien-GP? Die Antwort ist einfach: Der Iceman hat mittlerweile die Schuld für den Fehlstart eingeräumt. Bei Verstappen lag aber ein anderes Problem vor. Der Motor ging aus, was die Technik eigentlich verhindern müsste.
Platz 4, Lewis Hamilton: So beeindruckend wie in Monza war der Weltmeister nicht. Aber konnte er das überhaupt? Der Mercedes war in Singapur einfach nur das drittschnellste Auto. Hamilton musste den Schaden begrenzen und hätte das ohne die defekte Klemme am Turbo wohl auch mühelos geschafft. Er selbst gab an, mittels Strategievorteilen auf Siegkurs gelegen zu haben.
Ich glaube nicht, dass er die Chance genutzt hätte, an Ricciardo und Vettel vorbeizugehen. Maximal das Podium wäre drin gewesen. Zwar fuhr Hamilton auf den härteren Slicks gute Zeiten, hätte er am Ende auf Supersoft gewechselt, wäre die Steigerung nicht genug gewesen. Nichtsdestotrotz war Hamilton trotz kleinerer Fehler im Qualifying und im Rennen schneller als sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg.