Gewinnt Rosberg beim nächsten Rennen in Brasilien, wäre er vorzeitig Weltmeister. Hamilton hätte vor dem Saisonfinale 26 Punkte Rückstand auf seinen Mercedes-Teamkollegen und könnte diesen Rückstand selbst mit einem Sieg in Abu Dhabi nicht mehr aufholen.
In Mexiko gewann Hamilton seinen 51. GP in der Formel 1. Er zog so mit Alain Prost gleich und teilt sich somit Rang 2 in der Liste der Fahrer mit den meisten Siegen aller Zeiten. Ganz oben thront Michael Schumacher mit unerreichten 91 Siegen.
Das Ergebnis des Mexiko-GP 2016 im Überblick
Dramatisch wurde es zum Ende des Grand Prix: Sebastian Vettel lief mit frischeren Reifen auf Max Verstappen auf, der sich verbremste, durchs Gras fuhr und sich weigerte, Platz 3 abzugeben. Vettel fluchte rundenlang, nach der Zieldurchfahrt belegten die Stewards den niederländischen Teenager mit einer Fünf-Sekunden-Strafe.
Der deutsche Ferrari-Pilot übernahm so den dritten Platz auf dem Podium, wurde jedoch seinerseits mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt, weil er sich falsch gegen Daniel Ricciardo verteidigt hatte. Der Australier übernahm dadurch Platz 3. Verstappen wurde letztlich als Vierter, Vettel als Fünfter gewertet.
Kimi Räikkönen (6./Ferrari), Nico Hülkenberg (7./Force India), Vallteri Bottas (8./Williams), Felipe Massa (9./Williams) und Sergio Perez (10./Force India) komplettierten die Punkteränge. Pascal Wehrlein war direkt nach dem Start ausgefallen.
Reaktionen:
Lewis Hamilton (Mercedes): "Nico macht einen super Job und hat auch heute die Position wieder gehalten. Mit dem Doppelsieg hat das Team tolle Arbeit abgeliefert. Für mich war das der Premieren-Sieg in Mexiko. Das gefällt mir natürlich sehr gut."
Nico Rosberg (Mercedes): "Es war ein tolles Wochenende, aber Lewis war einfach zu schnell. Die Sache mit Max war richtig spannend. Das war ein ziemlich großer Rempler, ich habe befürchtet, dass mein Auto auseinanderfällt. Da ging er zu weit. Ich habe es aber geschafft, vor ihm zu bleiben. Platz 2 ist schon okay. Damit muss ich mich zufriedengeben."
Sebastian Vettel (Ferrari): "Ich war wirklich enttäuscht, als ich die Ziellninie überquert habe und plötzlich stehe ich oben auf dem Podium vor all diesen Leuten."
Der Spielfilm:
Vor dem Start: Grosjean startet aus der Box, Haas baute nach Unterbodenschaden das Auto in der Nacht um. Dort steht auch Jolyon Palmer, der wegen eines Risses im Chassis nicht am Qualifying in Mexiko-City teilnahm. Red Bull hat Q2 wie Hülkenberg mit der weichsten Mexiko-Gummimischung absolviert: Supersoft. Dagegen startet Mercedes aus der ersten Reihe mit Softs. Dahinter stehen beide Ferrari wiederum auf Softs.
Start: Hamilton spult die 890 Meter bis zur ersten Kurve routiniert ab, verpasst aber den Bremspunkt und fährt durch die Wiese. Rosberg muss Verstappen abwehren, berührt ihn, fährt selbst durchs Gras und hält Platz 2 gerade noch. Hülkenberg nutzt Ricciardos schlechten Start aus, während hinten Wehrlein mit Gutierrez kollidiert und dann in Ericssons Sauber rauscht. Der Deutsche scheidet mit gebrochener Radaufhängung aus. Safety Car! Sainz jr. drängt Alonso noch schnell von der Strecke und kassiert eine 5-Sekunden-Strafe.
Runde 2: Die Reihenfolge: Hamilton, Rosberg, Verstappen, Ricciardo. Der Australier kommt direkt an die Box und lässt die haltbaren Mediums aufziehen. Vettel fährt als Siebter hinter Bottas. Eine Runde später kommt das Safety Car rein.
Runde 12: Verstappen kommt als erster Top-Pilot an die Box: Mediums. Hülkenberg folgt zwei Umläufe später und holt ebenfalls die härteste verfügbare Mischung ab.
Runde 17: Hamilton tauscht Softs gegen Mediums und kommt zwei Sekunden hinter Vettel als Vierter raus. Rosberg fährt weiter.
Runde 20: Jetzt folgt Rosberg und hat Glück! Er kommt noch vor Ricciardo und Verstappen raus. Weil auch Räikkönen die Reifen wechseln lässt, übernimmt Vettel die Führung.
Runde 22: Ricciardo auf den älteren Mediums lässt Verstappen kampflos vorbei.
Runde 32: Vettel kommt in Führung liegend an die Box. Mediums. Er kommt als Fünfter hinter Teamkollege Räikkönen auf die Strecke zurück. Der Verlierer der Boxenstopp-Runde ist somit Hülkenberg: Er ist hinter beide Ferrari auf Platz 7 zurückgefallen.
Runde 41: Verstappen läuft auf Rosberg auf. Doch der hat Glück. Im Stadion kurvt er hinter Magnussens Renault her und darf so auf der langen Geraden den Flügel flachstellen. Absolute Sektorbestzeit Rosberg. Verstappen verliert eine halbe Sekunde.
Runde 45: Räikkönen muss zum zweiten Mal an die Box und schenkt Vettel so freie Bahn. Keine neuen Softs mehr im Fundus, keine neuen Supersofts mehr auf Lager - der Iceman muss mit gebrauchten Mediums das Rennen beenden. Er liegt hinter Hülkenberg an Position 7.
Runde 50: Rosberg in arger Bedrängnis! Sainz passt beim Anbremsen der ersten Kurve nicht auf und hält Rosberg auf. Verstappen sieht die Lücke, bremst Turn 4 innen an und verliert beinahe die Kontrolle über das Heck. Zu spät auf der Bremse, maxilmales Übersteuern, Rosberg fährt die Kurve abgebrüht und bleibt Zweiter.
Runde 52: Ricciardo geht wieder an Hülkenberg vorbei und übernimmt Platz 5. Er hatte zwei Runden zuvor softe Slicks für seinen dritten Stint geholt.
Runde 67: Räikkönen greift Hülkenberg auf der Außenbahn an! Der Deutsche versucht vorne zu bleiben, dreht sich aber. Räikkönen übernimmt Platz 6.
Runde 68: Verstappen patzt mit über 50 Runden alten Reifen. Er verbremst sich vor Turn 1 und fährt durch die Wiese. Red Bull weist Verstappen an Platz zu machen. Der bleibt aber stur vorn. Ricciardo holt auf und hängt im Ferrari-Getriebe. Vettel flucht und beleidigt Verstappen über Funk. Die Stewards untersuchen den Vorfall nach dem Rennen.
Runde 70: Ricciardo greift Vettel an! Beide gehen quer in Turn 4. Vettel behält Platz 4.
Ziel: Nach 71 Runden überquert Hamilton vor Rosberg als Erster die Ziellinie. Verstappen wird Dritter. Vettel fährt als Vierter über die Linie und fährt wutentbrannt neben den Holländer und deutet ihn dem Zeigefinger an, seine Aktion sei nicht in Ordnung gewesen. Der Teenager fuchtelt zurück. Ricciardo, Räikkönen, Hülkenberg, Bottas, Massa und Perez komplettieren die Puntkeränge.
Nach dem Rennen: Fünf-Sekunden-Strafe gegen Verstappen! Noch bevor der Niederländer aufs Podium treten kann, verliert er den dritten Platz. Vettel joggt aus dem Parc ferme zur Siegerehrung ins Stadion. Erstmals seit dem Italien-GP Ende September darf er wieder mit dem Sieger feiern.
Update Die Freude währt nicht lang: Red Bull regt sich über Vettel auf, der bekommt nach Anhörung durch die Stewards wegen "potenziell gefährlichen Fahrens" eine 10-Sekunden-Strafe aufgebrummt. Das neue Klassement: Hamilton vor Rosberg, Ricciardo und Verstappen. Vettel ist Fünfter.
Mann des Rennens: Der Start brachte Sebastian Vettel in arge Probleme. Doch was der Deutsche danach ablieferte, kompensierte sämtliche Enttäuschung. Vettel übernahm die Führung und spielte die Qualitäten aus, die ihn bei Red Bull zum vierfachen Weltmeister gemacht hatten: Schnelle Runden am Fließband. Als Ricciardo ihn am Ende überholen wollte zudem mit herausragender Kontrolle über sein Auto.
Flop des Rennens: Haas' Probleme gehen weiter. Romain Grosjean kämpfte einmal mehr mit den Bremsen. Gegen Rennende waren die Brembo-Scheiben so verbraucht, dass der Franzose durchgereicht wurde. Nach dem hoffnungsvollen Saisonstart kam nicht mehr viel vom neuen US-Team. Fehlt es an Entwicklungsbudget?
Das fiel auf:
- Red Bull wollte mit mehr Grip durch die supersoften Reifen an Mercedes vorbei, um das Feld auf der überholunfreundlichen Strecke von vorne anzuführen. Das misslang, weil Rosberg sich entschieden verteidigte und Ricciardo den Start verpatzte. Der Australier musste direkt zum Stopp, weil er sonst nie an Hülkenberg vorbeigekommen wäre.
- Weil danach nur Mercedes schneller unterwegs war als Ricciardo, bekam Verstappen beim ersten Stopp ebenfalls die Mediums. Beinahe hätte Red Bull so Platz 2 übernommen, nur verloren die Piloten hinter Bottas und Perez wertvolle Zeit, bis Rosberg zum ersten Stopp reinfuhr. Das Lob gebührt Mercedes' Strategen, die den Stau offenbar voraussahen und Rosbergs Startstint verlängerten.
- Hamilton nutzte die freie Fahrt an der Spitze von Anfang an: 2,6 Sekunden Vorsprung nach acht Runden, 4,1 Sekunden nach 12 Umläufen. Trotz Safety-Car-Phase und eines Bremsplatten hatte er nach der ersten Boxenstopp-Welle 6,0 Sekunden Vorsprung herausgefahren.
- Vettel fiel beim Start hinter Massa zurück und kam erst vorbei, als der Brasilianer nach 14 Runden in die Box abbog. Der Williams war das schnellste Auto auf der Geraden. Sieben Sekunden verlor Vettel so auf Teamkollege Räikkönen. Dafür nutzte er die Gelegenheit und verlängerte den ersten Stint, weil alle vor ihm platzierten Piloten an die Box fuhren. Nur Verstappen fuhr zu diesem Zeitpunkt schnellere Rundenzeiten. Ein Wagnis war es trotzdem: Pirelli hatte geraten, die Softs nach maximal 22 Runden zu tauschen. Vettel fuhr 32 Umläufe zusätzlich zu denen im Qualifying.
- Auf den Tag genau 28 Jahre nach dem ersten Titelgewinn von Ayrton Senna hatte Nico Rosberg erstmals die Chance, die Weltmeisterschaft für sich zu entscheiden. Geschafft hat er es nicht. Hamilton hätte dafür bei einem Sieg des Deutschen maximal Zehnter werden dürfen. Dafür fuhr der Deutsche sich den ersten Matchball heraus: Schon in Brasilien kann er aus eigener Kraft vorzeitig Weltmeister werden.
Formel 1: Kalender und WM-Stand 2016 im Überblick