"Ich bin doch nicht der Präsident von Brasilien"

Markus Hoffmann
03. Dezember 200918:49
Uerdingens Chef Agissilaos Kourkoudialos (l.) und sein neuer Stürmerstar AiltonGetty
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So einen Medienrummel hat die altehrwürdige Grotenburg-Kampfbahn wohl seit Bundesliga-Zeiten nicht mehr erlebt. "Ich bin doch nicht der Präsident von Brasilien", sagte Ailton Goncalves da Silva, als er den Presseraum des KFC Uerdingen betrat und sich durch die große Schar der wartenden Fotografen und Kamerateams kämpfte.

Wie es sich für einen Brasilianer gehört - schuld war ein Stau - kam der Kugelblitz rund 20 Minuten zu spät zu seiner Vorstellung als spektakulärster Neuzugang, den die 6. Liga je gesehen hat.

Bis in die Niederrheinliga (derzeit Platz fünf) ist der einstige Bundesligist und DFB-Pokalsieger von 1985 (als Bayer Uerdingen) nach diversen Abstiegen und Lizenzentzügen inzwischen abgerutscht, dennoch gelang es Vereinsboss Agissilaos Lakis Kourkoudialos nun, den Bundesliga-Torschützenkönig von 2004 nach Krefeld zu holen.

"Wir haben eine Vision"

Ailton erhält einen Vertrag für 18 Monate und ist ab 1. Januar 2010 spielberechtigt. Noch vor Wochen hatte der Brasilianer behauptet, niemals in die 6. Liga gehen zu wollen.

"Viele haben es nur für einen PR-Gag gehalten. Aber wir haben eine Vision und wollen in fünf Jahren in der 3. Liga spielen. Dafür brauchen wir Qualität und Ailton ist von einem Kaliber, das es in der sechsten Liga in 100 Jahren nicht geben wird", sagte der 43-jährige griechische Immobilien-Unternehmer.

Dass er den Transfercoup tatsächlich realisieren würde, damit habe Lakis selbst nicht gerechnet. "Am Ende hat Ailton meine Leidenschaft überzeugt, den KFC nach vorne bringen zu wollen".

"Wichtig ist, du fühlst dich wohl"

Der Brasilianer, der 219 Bundesligaspiele (106 Tore) für Werder Bremen, Schalke 04, den Hamburger SV und den MSV Duisburg bestritt und zuletzt in China bei Chongqing Lifan ("den Fußball in China kannst du vergessen") unter Vertrag stand, trifft künftig auf Gegner wie TuRU Düsseldorf, SV Straelen oder den SV Hönnepel-Niedermörmter.

Mit dem Abstieg in die fußballerische Bedeutungslosigkeit hat er offenbar kein Problem. "Mein Vater hat gesagt, egal ob du in der sechsten Liga spielst, wichtig ist, dass du dich wohl fühlst", erklärt der 36-Jährige, der auch familiäre Gründe für die Rückkehr nach Deutschland nannte.

"Eine große Rolle hat auch meine Frau gespielt, die gerne wieder in Deutschland leben möchte". Ehefrau Rosalie und die vier Kinder werden mit nach Krefeld kommen. Ailton hatte auch ein Angebot aus Australien vorliegen.

"Ailton ist ein Glücksfall"

"Ganz Deutschland lacht natürlich jetzt über mich. Klar ist es ein bisschen verrückt was ich mache, aber ich finde die Aufgabe interessant und will für Uerdingen viele Tore schießen", erklärt der Paradiesvogel.

Auch KFC-Trainer Wolfgang Maes freut sich über seinen neuen Superstar, der noch vor fünf Jahren mit Werder Bremen Deutscher Meister wurde. "Ailton ist ein Glücksfall für uns. Er kann uns mit Sicherheit weiterbringen".

19. Station seiner Karriere

Im Gegenzug versprach Ailton mit einem breiten Grinsen, auch möglichst pünktlich zum Training zu kommen. Für den Wandervogel ist der KFC Uerdingen die 19. Station seiner schillernden Karriere.

Wie er sich nun in Brasilien bis zu seinem Vertragsbeginn auf seine neuen Aufgaben vorbereiten will? "Schlafen, gut essen, Spazierengehen mit meinen Pferden und ein bisschen Laufen".

Ailton heuert bei Sechstligist Uerdingen an