Stuttgart - Kurz vor der Europameisterschaft hat Nationaltorhüter Jens Lehmann seine sportliche Zukunft geklärt und der VfB Stuttgart sein Torwart-Problem gelöst.
Der ablösefreie Lehmann einigte sich nach wochenlangen Verhandlungen mit dem Bundesligisten auf einen Einjahresvertrag bis zum Sommer 2009. Fünf Tage vor dem ersten EM-Spiel gegen Polen beendete der zuletzt beim FC Arsenal ausgemusterte Keeper damit die Diskussionen über die Fortsetzung seiner Karriere.
"Die Gespräche mit den Verantwortlichen des VfB Stuttgart waren von Anfang an sehr angenehm. Ich freue mich auf den VfB und die Bundesliga und möchte meinen Teil zu einer erfolgreichen Saison 2008/2009 beitragen", sagte der 38-Jährige laut einer Pressemitteilung der Schwaben.
Veh: "Lehmann hat unbestrittene Qualitäten"
Erleichtert äußerte sich VfB-Trainer Armin Veh. "Jens Lehmann war von Beginn an unser Wunschkandidat für die Torhüterposition", sagte Veh. "Seine Qualitäten sind unbestritten und von seiner großen Erfahrung wird unsere gesamte Mannschaft profitieren."
Der Verein war auf der Suche nach einem neuen Keeper, nachdem der im vergangenen Sommer für rund zwei Millionen Euro als Stammtorhüter verpflichtete Raphael Schäfer wegen enttäuschender Leistungen zum Ende der Bundesliga-Saison auf das Abstellgleis geschoben wurde.
Zu den finanziellen Details des Lehmann-Deals machten die Stuttgarter keine Angaben.
Gute Gespräche am Montag
Mittags war Lehmann, dessen Vertrag in London nicht verlängert worden war, mit dem Nationalteam von Frankfurt aus in die Schweiz ins EM-Quartier nach Ascona geflogen.
Noch am Vorabend der Abreise hatten sich VfB-Sportdirektor Horst Heldt und Sportmanager Jochen Schneider mit Lehmann in Dortmund getroffen und danach von "sehr guten Gesprächen" berichtet, nach denen aber "noch einige Dinge zu klären" seien.
Kurz bevor Bundestrainer Joachim Löw seinen Kader am Lago Maggiore zum ersten Training nach der Ankunft bat, meldete Stuttgart in der Heimat dann Vollzug.
Anforderungsprofil voll erfüllt
"Wir sind sehr froh über die Verpflichtung von Jens Lehmann. Er ist ein hervorragender Torhüter und verfügt über große nationale und internationale Erfahrung", sagte Heldt, der nach dem Transfer-Fehlgriff mit Schäfer vor allem darauf hofft, dass Lehmann mit seiner Erfahrung ohne Anlaufzeit zu einer Bank zwischen den Pfosten wird.
"Er passt perfekt in unser Anforderungsprofil und wir sind davon überzeugt, dass er schnell zu einem wichtigen Bestandteil der Mannschaft wird."
Fraglos bekommt der entthronte Meister mit Lehmann einen Routinier mit großen internationalen Meriten. Mit dem FC Schalke 04 gewann Lehmann 1997 den UEFA-Pokal, bevor er für ein halbes Jahr zum AC Mailand wechselte.
Lehmanns Erfolge
Nach seiner schnellen Rückkehr in die Bundesliga wurde der 55-fache Nationalspieler 2002 mit Borussia Dortmund deutscher, 2004 mit dem FC Arsenal englischer Meister.
Mit der DFB-Elf nahm der gebürtige Essener an fünf großen Turnieren teil, spielte aber bei der WM 1998, der EM 2000, der WM 2002 und der EM 2004 keine Minute.
Erst 2006 machte Jürgen Klinsmann ihn nach einem monatelangen "Torwart-Krieg" zur Nummer eins. In London hatte der Vater von drei Kindern in der vergangenen Saison jedoch seinen Stammplatz an den Spanier Manuel Almunia verloren und kam lediglich zu sieben Einsätzen in der Premier League.