München - Hip-Hop-Flair in der Bundesliga: Schalkes Christian Pander ist einer der besten Linksverteidiger Deutschlands - und wohl der einzige Profi mit einem eigenen Musik-Label.
Im SPOX-Interview spricht der 24-Jährige über einen Wechsel ins Ausland, fragwürdige Rap-Texte und die perfekte Saison.
SPOX: Herr Pander, Sie sind ja immer noch Schalker. Dabei wurden Sie doch von Real Madrid und Juventus Turin gejagt…
Christian Pander: Man weiß ja, wie das Fußball-Geschäft ist. Irgendwo wird mal gesagt, dass man mich beobachten würde. Dann heißt es direkt: Schalke hat ein Angebot vorliegen. Ein bisschen Wahrheit war da vielleicht dran, aber nicht in dem Ausmaß, wie es berichtet wurde.
SPOX: Ein Wechsel kam also nicht in Frage?
Pander: Ein Wechsel ins Ausland ist sicherlich für jeden Profi interessant. Aber ich habe noch drei Jahre Vertrag auf Schalke. Deswegen stand ein Weggang auch nie zur Debatte.
SPOX: Auch deshalb, weil Schalke trotz Ihrer Verletzungsanfälligkeit keinen neuen Linksverteidiger verpflichtet hat?
Pander: Auf der einen Seite habe ich immer gesagt, dass ich niemandem verübeln würde, wenn Schalke einen neuen Mann für meine Position holt. Die Historie spricht gegen mich. Das ist Fakt. Andererseits habe ich es natürlich zur Kenntnis genommen, wie viel Vertrauen mir entgegengebracht wird.
SPOX: Haben Sie etwas in der Vorbereitung geändert, damit Sie kommende Saison verletzungsfrei durchkommen?
Pander: In Absprache mit unseren Ärzten haben wir ein Konzept ausgearbeitet, um mein Knie zu stabilisieren. Alles andere liegt nicht in meiner Hand. Das hat dann auch mit Glück oder Pech zu tun - wobei ich in der Vergangenheit mehr Pech hatte.
SPOX: Während ihrer schweren Knieverletzung 2006 haben Sie mit einem befreundeten DJ ein Musik-Label gegründet. Warum?
Pander: Ich habe in der Vergangenheit gesehen, wie schnell alles vorbei sein kann. Mit dem Tonstudio habe ich mir ein zweites Standbein aufgebaut. Zumal die Musik für mich ein wichtiger Ausgleich ist - damals für die Reha-Maßnahmen und Arztbesuche, heute für die Trainingseinheiten und die Spiele.
SPOX: Inwiefern hat der von ihnen gerappte Song "Meine Story" (hier geht's zum Video!) bei der Verarbeitung der 17-monatigen Verletzungspause geholfen?
Pander: Es war kein Lied, dass aus einer Laune entstand. Die Idee entstand während der Zeit, als es wieder bergauf ging. Damit konnte ich mich bei den Leuten bedanken, die mir durch die schwere Zeit geholfen haben.
SPOX: Wer den Song im Internet finden will, muss allerdings nach Funky Pee suchen und nicht nach Christian Pander.
Pander: Funky Pee ist mein Spitzname. Das Funky kommt von einer ganz alten deutschen Hip-Hop-Gruppe. Dort hieß einer Funky Chris. Dazu kam das P aus meinem Nachnamen. Wieso das Pee im Endeffekt so geschrieben wird, weiß ich auch nicht. Man hätte es auch beim Funky P belassen können.
SPOX: Sie sind behütet im katholischen Münster aufgewachsen, dennoch stehen Sie auf Gangster-Rap. Wie passt das zusammen?
Pander: Es ist richtig, dass ich nicht in einer gefährlichen Gegend aufgewachsen bin. Aber warum soll ich deswegen nicht so eine Musik hören? Die ganzen Rapper, die angeblich so viel durchgemacht haben, spielen ja auch nur mit den Klischees, um mehr Platten zu verkaufen.
SPOX: So wie Bushido oder Sido.
Pander: Wir wissen doch, dass es einzig und allein ums Geldverdienen geht. Man muss das liefern, was bei den Leuten ankommt. Und Bushido hat Erfolg mit seiner Musik. Obwohl ihn viele verurteilen, verkauft er hunderttausende CDs. Davor kann man nur den Hut ziehen.
SPOX: Auch wenn die Songtexte von Jugendschützern kritisiert werden?
Pander: Es spielt keine Rolle, ob die Leute die Texte gut oder schlecht finden. Ich bewundere den Typen, weil er es geschafft hat, sich einen Namen zu machen. Natürlich mit fragwürdigen Aussagen in seinen Liedern. Aber der Erfolg spricht einfach für ihn.
SPOX: Ihr Label hat bereits mit G Unit zusammengearbeitet. Das bekannteste Gesicht der US-Rap-Crew ist 50 Cent. Gab es mit ihm schon mal Kontakt?
Pander: Leider noch nicht. Ihn hätte ich natürlich gerne bei uns im Studio, aber das ist schwierig. Die großen Stars sind sich zu schade, in ein 90-Quadratmeter-Studio zu gehen. Die haben da andere Ansprüche. Das war bei Young Hot Rod anders. Er gehört zwar zur G Unit, ist aber noch nicht so bekannt.
SPOX: Privat sieht man Sie in weiten Hosen, weiten T-Shirts und Baseball-Cappies. Gibt es dafür manchmal Sprüche von den Mitspielern?
Pander: Die haben sich daran gewöhnt. Die Klamotten trage ich, seit ich aus der Jugend in die Profimannschaft gekommen bin. Das ist für sie schon normal.
SPOX: Was sagen die Kollegen zu Ihrer Musik?
Pander: Der ein oder andere hört sie sogar. Viele wollen mittlerweile CDs, weil sie nach Jahren gemerkt haben, dass mein Musikgeschmack ganz gut ist. Andererseits muss ich in der Kabine manchmal auch die Musik der Südamerikaner anhören. Notgedrungen (lacht).
SPOX: Gibt es denn schon eine Idee für einen Schalker Meister-Rap?
Pander: Nein, auf gar keinen Fall! Früher habe ich das irgendwann mal erwähnt. Es hat uns aber kein Glück gebracht. So etwas mache ich erst, wenn es soweit ist. Dann kommt es auch mehr aus dem Herzen, als wenn man sich vorher den Kopf darüber zerbricht.
SPOX: Gewinnt Schalke nach 51 Jahren wieder den Titel?
Pander: Wir haben mit Jefferson Farfan und Orlando Engelaar zwei sehr gute Verpflichtungen getätigt. Aber wir stecken in der Vorbereitung, da kann man noch nicht viel sagen. Klar ist: Damit es klappt, müssen wir eine perfekte Saison spielen.