Frage: Uwe Seeler, Sie sind dem Hamburger SV immer treu geblieben. Können Sie den Schritt von Lukas Podolski zurück in die Heimat Köln nachvollziehen?
Uwe Seeler: Auf jeden Fall. Nach langem Hin und Her war es sein großer Wunsch, wieder zurückzukehren. Wenn man sieht, was ihm die Stadt bedeutet und wie er von den Fans geliebt wird, kann ich das sehr gut verstehen. Er fühlt sich dort sauwohl.
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Frage: Bayern München ist deutscher Meister und spielt regelmäßig in der Champions League. Ist die Rückkehr für Podolski nicht ein sportlicher Rückschritt?
Seeler: Natürlich bestehen zwischen Bayern und Köln riesige Unterschiede. Dass er beim 1. FC Köln keine Mannschaft wie bei Bayern München vorfindet, weiß er. Aber er ist seinem Herz gefolgt. Die Heimat und die Fans können ihn beflügeln und er kann dem Verein sicherlich weiterhelfen.
Frage: Vereinstreue ist ein seltenes Gut heutzutage. Sie haben immer zum HSV gehalten. Warum haben sie sich 1961 gegen das für damalige Verhältnisse enorme Angebot von Inter Mailand (Über eine Million Mark/Anm. d. Red.) entschieden?
Seeler: Es war ein bisschen anders als bei Lukas Podolski. Ich habe damals Sicherheit und Beruf gewählt. Es war eine Bauchentscheidung. Aber es ist schon richtig, die Stadt Hamburg und der Verein haben dabei eine ebenso große Rolle gespielt. Ich bin froh, dass ich nicht dem Geld gefolgt bin. Denn mehr als essen und trinken hätte ich auch nicht gekonnt.
Frage: Sie und Gerd Müller sind nach Meinung vieler Fans und Experten die besten deutschen Stürmer aller Zeiten. Wundern Sie sich nicht manchmal über den Wirbel, der um Spieler, die abgesehen von vielen Länderspielen vergleichsweise wenig vorzuweisen haben, gemacht wird?
Seeler: Das gehört in die heutige Zeit. Fußball ist heute ein Event. Neue, familienfreundliche Stadien, Business Seats und die Medien. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt natürlich schon lange nicht mehr. Jüngstes Beispiel ist ja das Angebot von Manchester City für Kaka. Wir haben damals Fußball gespielt, Geld hat weniger eine Rolle gespielt.