Miroslav Klose wusste sofort Bescheid. "Ich bin in ein Loch gestiegen. Es hat ordentlich gekracht", sagte der Stürmer kurz vor der Rückreise der Bayern aus Bochum.
Die Diagnose der Verletzung ließ zunächst keine Rückschlüsse auf die Dauer der Rekonvaleszenz zu. Riss der Sehnenführung im rechten Sprunggelenk. "Das ist eine ungewöhnliche Verletzung. So etwas passiert eher selten", sagte Manager Uli Hoeneß.
Tatsache ist, dass Klose am Montag in der Schweiz bereits erfolgreich operiert wurde und der FC Bayern die Ausfallzeit auf sechs bis acht Wochen taxiert.
Sechs bis acht Wochen Pause
Ein genaues medizinisches Bulletin über Kloses Verletzung zu erstellen, würde den Rahmen sprengen. Dr. Alexander Grabmann, Orthopäde aus München, geht im Gespräch mit SPOX sogar von einer längeren Pause aus: "Es kann bis zu elf, zwölf Wochen dauern, ehe ein Spitzensportler nach so einer Verletzung wieder voll einsatzfähig ist."
Klose muss allerdings nach seiner Operation keinen Gips tragen und kann nach rund sechs Wochen mit Bewegungsübungen beginnen. Für die Viertelfinalspiele der Champions League (7./8. und 14./15. April) steht er damit aber definitiv nicht zur Verfügung. Im schlimmsten, aber wahrscheinlichsten Fall, verpasst er den Rest der Saison. So oder so eine Katastrophe für die Bayern.
Klinsmann: "Ein herber Schlag"
"Das ist ein herber Schlag und eine schwierige Konstellation für uns", sagte Trainer Jürgen Klinsmann, "wir wünschen Miro alles Gute, dass alles gut verläuft und er schnell wieder auf die Beine kommt."
Schon vor einer Woche hatte der 44-Jährige erneut die dünne Personaldecke in der Offensive beklagt: "Für mich als Trainer ist das nicht einfach. Ich habe schon mehrmals darauf hingewiesen. Jetzt kann ich nur auf Holz klopfen und hoffen, dass sich keiner verletzt."
Klinsmanns Gebete wurden indes nicht erhört. Dem Coach gehen die Stürmer aus. Leihspieler Landon Donovan konnte sich nicht für höhere Aufgaben empfehlen und ist mittlerweile in die USA zurückgekehrt. Luca Toni schlägt sich seit drei Wochen mit Schmerzen an der Achillessehne herum.
Mit Lukas Podolski hat Klinsmann derzeit nur einen gesunden Stürmer im Kader. Ausgerechnet Podolski. In den ersten Spielen der Rückrunde stand der Bald-Kölner nicht mal im Kader. Klinsmann fand keine Verwendung für den Nationalstürmer, in der Stürmer-Hierarchie war Poldi zwischenzeitlich Nummer vier hinter Klose, Toni und Donovan.
Podolski kommt in Fahrt
Mit drei Toren in den Spielen gegen Hannover (5:1) und Sporting Lissabon (7:1) sowie einer Torvorlage in Bochum (3:0) hat Podolski bewiesen, dass die Bayern im Saisonfinale auf ihn zählen können. Daran ändert auch der verschossene Elfmeter in Bochum nichts. Doch wie wollen die Münchner das harte Restprogramm mit Bundesliga und Champions League ohne Klose bewältigen?
Ein gesunder Luca Toni ist unabdingbar, wenn die Bayern ihre Ziele in dieser Saison erreichen wollen. Klinsmann ist guter Dinge, dass der Italiener im nächsten Heimspiel gegen den Karlsruher SC am kommenden Samstag wieder zur Verfügung steht.
"'Da haben wir ein sehr gutes Gefühl", sagte der Coach. Toni soll am Dienstag ins Mannschaftstraining einsteigen, und dann bis Samstag "Fahrt aufnehmen".
Allerdings sind Toni und Podolski nicht eingespielt. In dieser Saison musste Klose erst ein Spiel pausieren. Bayern verlor mit Toni und Podolski im Sturm 2:5 gegen Werder Bremen. Zumindest in den Heimspielen dürfte dieses Duo aber gesetzt sein.
Müller und Co. zu unerfahren
Sollten Tonis Probleme mit der lädierten Achillessehne weiter andauern, kämen verschiedene Szenarien in Betracht. Thomas Müller, Mehmet Ekici und Deniz Yilmaz aus der zweiten Mannschaft der Bayern bieten sich als zweite Stürmer an. Doch alle drei sind unerfahren, Müller und Ekici zudem keine klassischen Stürmer, sondern eher offensive Mittelfeldspieler.
Wahrscheinlicher wäre die defensivere Variante mit nur einem Stürmer, vor allem in der Champions League. Klinsmann testete das 4-5-1 bereits zwei Mal in der Rückrunde. Beim 0:0 in Bremen funktionierte es ordentlich, beim 2:4 im DFB-Pokal bei Bayer Leverkusen überhaupt nicht.
Franck Ribery, zuletzt wegen einer Schienbeinprellung außer Gefecht gesetzt, fungierte jeweils als hängende Spitze hinter Klose.
Sosa nutzt seine Chance
In Bochum stellte Klinsmann nach Kloses verletzungsbedingter Auswechslung ebenfalls auf ein 4-5-1 um. Der lang verschmähte Jose Ernesto Sosa bekam seine Chance - und nutzte sie. Als hängende Spitze harmonierte der Argentinier passabel mit Podolski, rückte immer wieder nach und holte einen Elfmeter heraus. Er machte das Spiel schnell, seine Fehlpassquote war in Bochum aber weiterhin schaurig.
Sein Standing im Team hat Sosa verbessert, eine echte Alternative ist er aber noch nicht.
Fest steht, dass die Bayern geschwächt in die heiße Phase der Saison gehen. Viel wird vom Gesundheitszustand von Luca Toni abhängen. Vielleicht kann ja Lukas Podolski zeigen, was wirklich in ihm steckt, wenn die Gegner Liverpool oder FC Barcelona heißen.
Miroslav Klose im Steckbrief