Im Interview mit SPOX spricht Hamburgs Piotr Trochowski über die Kaderplanung, Ze Robertos Leistung und die Querelen der letzten Zeit.
SPOX: Herr Trochowski, im Nachhinein können Sie es ja zugeben: War es Berechnung, als Sie vor einigen Wochen öffentlich die zurückhaltende Transferpolitik des HSV kritisierten und mit Weggang drohten?
Piotr Trochowski: Nein, ich habe lediglich mir und den anderen in der Kabine aus der Seele gesprochen. Es ist doch normal, dass jede Mannschaft wachsen will und jeder Fußballer das Ziel hat, mit den besten Spielern auf dem Platz zu stehen. Daher gab es auch keinen Ärger.
SPOX: Offenbar haben Ihre Worte gewirkt.
Trochowski: Es muss klar sein, dass so etwas wie in der letzten Saison nicht noch einmal passieren darf. Teilweise hatten wir im UEFA-Cup nur 13 Spieler im Kader. Das geht nicht. Wir mussten investieren, wir hatten das Geld - und jetzt sind wir dank Leuten wie Marcus Berg, Ze Roberto, Eljero Elia und Robert Tesche wesentlich breiter aufgestellt.
SPOX: Reichen die Verstärkungen?
Trochowski: Ideal ist es, wenn jede Position doppelt besetzt ist und wir den einen oder anderen Top-Mann noch holen können. Diese Möglichkeiten haben wir jedoch nicht. Daher wären zwei weitere Transfers schon mal nicht schlecht. Auf jeden Fall brauchen wir noch einen Innenverteidiger, bevor wir in die Saison starten.
SPOX: Immerhin ist der Sturm mit Mladen Petric, Paolo Guerrero und 10-Millionen-Einkauf Marcus Berg exzellent besetzt. Was wissen Sie über Berg?
Trochowski: Dass er in den letzten zwei Jahren eine gute Torquote hatte und dass ihm bei der U-21-EM in vier Spielen sieben Treffer gelangen. Aber er braucht noch Zeit, denn er kommt aus der schwächeren niederländischen Liga nach Deutschland und muss sich zunächst einfinden. Das Wichtigste ist, dass wir einen dritten hochqualitativen Stürmer haben, der den Konkurrenzkampf schürt. So kann sich niemand sicher sein, immer zu spielen.
SPOX: Ze Roberto hat sich bereits als Leistungsträger etabliert. Beim T-Home-Cup gegen die Bayern war er schon der beste Hamburger.
Trochowski: Als ich gehört habe, dass wir ihn bekommen, dachte ich als allererstes: Da machen die Bayern einen ganz großen Fehler. Er ist 35, aber fit wie 25. Seine Erfahrung, sein fußballerisches Können, alles ist super. Er bringt uns weiter.
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SPOX: Dank der vollzogenen Transfers ist im Klub wieder etwas Ruhe eingekehrt. Wie sehr hat die Mannschaft unter den Querelen zwischen Bernd Hoffmann und Dietmar Beiersdorfer gelitten?
Trochowski: Es war ganz gut, dass das ganze mitten in der Sommerpause passiert ist, als die meisten Spieler im Urlaub waren oder zu Länderspielen eingeladen wurden und davon nur wenig mitbekamen. Es ist immer schade, wenn jemand aus der Vereinsspitze gehen muss - aber wenn wir ehrlich sind: In spätestens zwei Monaten redet kein Mensch mehr über das Thema. So ist das Geschäft.
SPOX: Bruno Labbadias Wechsel von Leverkusen nach Hamburg ist hingegen noch in guter Erinnerung. Ebenso die Berichte, wonach die Bayer-Spieler nicht mit dem rüden Umgangston ihres Trainers klarkämen und ihn deswegen loshaben wollten.
Trochowski: Keiner weiß wirklich, was vorgefallen ist. Aber es ist doch normal und teilweise sogar verständlich, dass Spieler im Nachhinein ihre Unzufriedenheit ausdrücken, wenn ein Trainer geht. In Hamburg sind wir aber sehr glücklich mit Labbadia, es kann sich nach den zwei Wochen keiner beschweren. Aber fragen Sie mich das am besten in zwei Jahren noch einmal (lacht).
Piotr Trochowski im Steckbrief