Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack hat auf sein Herz gehört und kehrt zu seiner "alten Liebe" Bayer Leverkusen zurück. Der 33 Jahre alte Mittelfeldspieler wechselt vom englischen Doublegewinner FC Chelsea zum Europa-League-Teilnehmer Leverkusen.
"Mit meiner Rückkehr zu Bayer 04 schließt sich für mich ein Kreis. Ich hatte hier eine schöne und erfolgreiche Zeit, an die ich sehr gerne zurückdenke. Das hat mich in meiner Entscheidung für Leverkusen bestärkt. Vor allem aber waren die sportlich guten Perspektiven dieser jungen und attraktiven Mannschaft überzeugend", sagte der 98-malige Nationalspieler, der sich zurzeit noch auf Sardinien im Urlaub befindet und zunächst noch seine Verletzung auskurieren muss.
Leverkusens Sportchef Rudi Völler, der in den vergangenen zwei Wochen mit großem Einsatz um die Verpflichtung von Ballack gekämpft hatte und unter der Woche extra nach Sardinien geflogen war, sagte nach dem Coup: "Mit Michael Ballack bekommt unsere Mannschaft noch einmal einen enormen Qualitätsschub. Dass er Bayer trotz unserer im Vergleich zur Konkurrenz begrenzten finanziellen Möglichkeiten den Vorzug gegeben hat, zeigt seine emotionale Bindung zum Verein."
In den kommenden Tagen unterschreibt er beim Werksklub einen Vertrag bis Ende Juni 2012. Nach Angaben von Bayer-Boss Wolfgang Holzhäuser müssen nach der Rückkehr von Ballack aus seinem Sardinien-Urlaub am Wochenende nur noch Detailfragen geklärt werden.
"Michael wird hier in Leverkusen mit offenen Armen empfangen. Das Abschiedsspiel von Bernd Schneider in Leverkusen war ein deutliches Zeichen. Dass er deshalb extra hierhergekommen ist, zeigt seine große emotionale Nähe zum Verein", sagte Bayer-Boss Wolfgang Holzhäuser, der mit dem Ballack-Transfer auch den Wunsch von Trainer Jupp Heynckes nach einem echten Führungsspieler erfüllt: "Ballack ist eine Leitfigur, wie sie uns zuletzt gefehlt hat."
Keine Zweifel am Transfer
Da Ballack derzeit noch mit seiner Familie auf Sardinien im Urlaub weilt, konnte der Kontrakt noch nicht unterzeichnet werden. Holzhäuser betonte zwar, dass bei den Verhandlungen mit Ballacks Berater Michael Ballack stets der "Teufel im Detail" stecke, Zweifel an dem Transfer bestanden grundsätzlich aber keine mehr.
Um den ablösefreien Ballack hatten auch der VfL Wolfsburg und der Hamburger SV gebuhlt. Der 98-malige Nationalspieler soll inklusive Prämien bis zu 15 Millionen Euro bei Bayer verdienen können. Sein Grundgehalt wird auf sechs Millionen Euro per annum geschätzt. "Der Ballack-Transfer liegt außerhalb des Haushalts. Das ist alles mit der Konzernspitze abgestimmt", sagte Holzhäuser. Der HSV als auch Wolfsburg hatten offenbar deutlich höhere Angebote abgegeben. So lag die höchste Offerte der Wolfsburger bei knapp 19 Millionen Euro für zwei Jahre.
"Michael Ballack - das ist ja quasi 20 Jahre gelebte Wiedervereinigung. Sein Wechsel zeigt, wie attraktiv der deutsche Vereinsfußball mittlerweile wieder geworden ist", sagte DFB-Boss Theo Zwanziger der Tageszeitung "Die Welt". Liga-Präsident Reinhard Rauball erklärte, dass der Wechsel von Ballack nach Leverkusen sei ein unglaublich "hoher Gewinn an Image und spielerischer Qualität für die Bundesliga. Die Bundesliga freut sich auf ihn. Der Wechsel spricht für Ballack selbst, der offenbar für seine Zukunft nach dem Fußball hier einen Schwerpunkt setzen will."
Angebote aus dem Ausland
Für Ballack war die Entscheidung für Leverkusen letztlich eine Herzensangelegenheit. Ballack spielte bereits von 1999 bis 2002 für Bayer, zog mit dem Team 2002 ins Finale der Königsklasse ein und wurde zweimal Vize-Meister (2001 und 2002). Außerdem stand er 2002 mit dem Werksklub im DFB-Pokalfinale. Für Bayer bestritt er 79 Bundesligaspiele und erzielte dabei 27 Tore. Der DFB-Kapitän soll Anfang nächster Woche in Leverkusen vorgestellt werden.
Zudem lagen Ballack auch lukrative Angebote der Premier-League-Klubs Tottenham Hotspur und FC Liverpool sowie des spanischen Champions-League-Teilnehmers FC Sevilla vor. Auch mit Real Madrid und Ballacks Ex-Trainer Jose Mourinho wurden Gespräche geführt. Da Real seine Transfertätigkeiten allerdings erst langsam aufnimmt und Ballack jedoch auf eine schnelle Entscheidung drängte, war ein Wechsel zu den Königlichen letztlich kein Thema mehr.
Seine Teilnahme an der WM in Südafrika hatte der langjährige Profi von Bayern München aufgrund eines im FA-Cup-Finale mit Chelsea gegen den FC Portsmouth erlittenen Syndesmoseanrisses absagen müssen. Ballack war vom ghanaischen Nationalspieler Kevin Boateng schwer gefoult worden.
Chelsea hatte den auslaufenden Vertrag mit dem Mittelfeldakteur nicht mehr verlängert. Ballack hatte einen Zweijahresvertrag gefordert, die Blues wollten jedoch nur um eine weitere Saison verlängern.