Nach den phasenweise trostlosen Auftritten in der abgelaufenen Rückrunde kündigte HSV-Boss Bernd Hoffmann an, den Kader auf Mentalität und Charakter hin zu überprüfen - und an entsprechenden Stellen umzustrukturieren.
Das erste Opfer ist wohl Torhüter Frank Rost, dem mit Jarolsav Drobny ein winkender Zaunpfahl vor die Nase gesetzt wurde.
Abgesehen davon aber hat der HSV - trotz etlicher offener Planstellen - noch keine Zugänge präsentiert. Nach dem Abschied von Jerome Boateng zu Manchester City fehlt vor allem in der Abwehr Personal. "In der Innenverteidigung brauchen wir jemanden, ganz klar", bestätigt Reinhardt.
15 Millionen von Investor Kühne
Dafür hat der HSV durch das Engagement des neuen Investors Michael Kühne 15 Millionen Euro zur Verfügung, mit dem Verkauf von Boateng und Sidney Sam kommen weitere 12 Millionen hinzu.
Allerdings muss Hamburg ohne zusätzliche Einnahmen aus dem europäischen Wettbewerb wirtschaften. Nach dem Transferdefizit von gut 27 Millionen Euro aus der letzten Saison dürfte die Geldbörse ohnehin nicht mehr allzu locker sitzen.
Wer bringt den Stein ins Rollen?
Entsprechend kommt die Personalplanung nur schleppend voran, zumal die Hängepartie mit Ibrahim Afellay weitere Transfers blockiert und der Markt während der Weltmeisterschaft wie üblich eher träge ist. "Wir müssen abwarten, bis der erste Stein fällt und Bewegung in das Ganze kommt. Aber so ist die Gesetzmäßigkeit des Marktes", sagt Pressesprecher Jörn Wolf.
Dass Urs Siegenthaler, der in Hamburg offiziell für die Kaderplanung zuständig ist, noch mit der DFB-Elf in Südafrika weilt, dürfte indes auch nicht zu einer Erhöhung des Tempos beitragen.
Tor
Aktuell: Frank Rost, Jaroslav Drobny, Wolfgang Hesl
Perspektivspieler: Tom Mickel
Die Verpflichtung von Jaroslav Drobny von Hertha BSC kam für viele überraschend, denn es galt als abgemacht: Frank Rost erfüllt mindestens seinen Vertrag bis 2011, parallel wird Wolfgang Hesl als Nachfolger aufgebaut. Nun haben beide plötzlich einen namhaften Konkurrenten vor der Nase - der bestimmt nicht für die Bank geholt wurde.
Und auch der 37-jährige Rost wird nicht riskieren wollen, seine Karriere als Backup auslaufen zu lassen, zumal er im Urlaub Sonderschichten einlegte und "noch nie so gut trainiert und fit wie diesmal in eine Vorbereitung gegangen" ist.
Sportlich war Rost in den letzten Jahren ohnehin über alle Zweifel erhaben. Die Verpflichtung von Drobny wird entsprechend als Quittung für seine kritischen Äußerungen gegenüber dem Vorstand gewertet. Und so blicken nun alle nach Hamburg und warten: Wie wird Rost reagieren?Auf der Torhüterposition drohen dem HSV also noch atmosphärische Probleme, sportlich aber ist er so oder so gut besetzt. Sollte Rost allerdings gehen und sich auch Hesl vor den Kopf gestoßen fühlen, bräuchte Veh eine Lösung als Nummer zwei. Der ambitionierte U-20-Nationaltorhüter Tom Mickel hat noch keine Bundesligaminute auf dem Buckel.