Im SPOX-Interview spricht der 22-jährige Adel Chihi vom 1. FC Köln über Verletzungen, seinen Glauben und die deutsche Nationalmannschaft.
SPOX: Herr Chihi, wie geht es Ihnen?
Adil Chihi: Ich habe noch keine Bundesligaform, aber es geht mir schon ganz gut. Ich arbeite jeden Tag hart und es wird immer besser. Das Wichtigste ist, dass ich keine Schmerzen mehr habe.
SPOX: Zwei schwere Verletzungen kurz hintereinander - wie weit hat Sie das zurückgeworfen?
Chihi: Das war ein herber Rückschlag. Zuerst das Syndesmoseband und du denkst, 'jetzt komm, da musst du durch' und gleich darauf die Achillessehne. Das war schon hart, aber ich bin ein Kämpfer und komme wieder zurück. Das weiß ich.
SPOX: Wann wird das sein?
Chihi: Am liebsten schon heute. Aber schwer zu sagen, jeder Körper steckt das anders weg. Ich versuche so schnell wie möglich, aber auch kontrolliert, wieder heranzukommen.
SPOX: Haben Sie die neue Leitkultur des FC Köln schon verinnerlicht?
Chihi: Sie spielen auf die Rede von Wolfgang Overath an.
SPOX: Genau.
Chihi: Ich war zu der Zeit gerade in Donaustauf bei Klaus Eder in der Reha. Die anderen Spieler haben mir alles mitgeteilt. Aber das war nichts Neues für mich. Ich komme ja aus der Jugend des FC Köln und da lebst du das ja vor. Allein schon aus Dankbarkeit.
SPOX: Wie meinen Sie das?
Chihi: Als ich damals zu den Profis gestoßen bin, war das eine Ehre für mich. Ich habe dann meine Chance genutzt. Ich werde dem Verein mein Leben lang dankbar sein dafür, dass er mir eine solche Zukunft ermöglicht und das gebe ich jetzt mit einer professionellen Einstellung und guten Leistungen zurück.
SPOX: In der Rede Ihres Präsidenten ging es um Werte wie Disziplin, Teamgeist oder Identifikation - Werte, die Basis jeder Mannschaft sein sollten. Warum musste das in dieser Deutlichkeit angesprochen werden?
Chihi: Da haben Sie schon recht, aber ich glaube, es schadet ja nicht so was zu wiederholen, damit es auch jeder verinnerlicht.
SPOX: Wurde das vielleicht aber auch angesprochen, weil es in der abgelaufenen Saison eben keine Disziplin und keinen Teamgeist in der Mannschaft gab?
Chihi: Klar, wir hatten eine schwierige Saison, die Ergebnisse stimmten oft nicht, es gab Gesprächsbedarf. Aber solche Phasen kommen eben mal vor. Das wird diese Saison anders sein, da bin ich mir sicher.
SPOX: Haben Sie schon Veränderungen innerhalb der Mannschaft bemerkt?
Chihi: Das kann man schwer sagen. Wir haben diese Werte auch in der vergangenen Saison gelebt, nur stimmten eben die Ergebnisse nicht und dann heißt es schnell 'die Einstellung stimmt nicht'.
SPOX: Wie haben Sie eigentlich die WM verfolgt?
Chihi: Meistens zu Hause mit Freunden und meiner Familie.
SPOX: Mit wem haben Sie mitgefiebert?
Chihi: Natürlich mit Deutschland. Ich bin hier aufgewachsen, habe die deutsche Mentalität.
SPOX: Das schien aber schon mal anders zu sein. Sie waren lange zwischen Marokko und Deutschland hin- und hergerissen.
Chihi: Ja das stimmt, aber letztendlich bin ich bin hier aufgewachsen. Ich habe mich im März dafür entschlossen, für die Deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Auch meine gesamte Familie hat diese Entscheidung unterstützt.
SPOX: Mit Sami Khedira und Mesut Özil sind zwei deutsche Spieler mit Migrationshintergrund seit der WM absolute Identifikationsfiguren im deutschen Fußball. Imponiert Ihnen das?
Chihi: Ja, absolut. Ich hätte ja schon für die U21 gespielt, doch dann kam die Geschichte mit dem Syndesmoseband. Leider ist es nicht dazu gekommen, aber ich weiß, dass das noch klappen wird. Ich will für Deutschland spielen.
SPOX: Bei der EM 2012?
Chihi: Das wäre ein Traum, den ich mir aber erst erarbeiten muss.
Hier geht's weiter zum zweiten Teil: Chihi über Daum, Ramadan und seine Familie