Sammer muss die Karten auf den Tisch legen

SID
Matthias Sammer gab bislang noch keine Stellungnahme zum HSV-Angebot ab
© Getty

Die angestrebte Verpflichtung von Matthias Sammer als Sportchef droht für den Hamburger SV zu einer Hängepartie zu werden. Der Aufsichtsrat der Hanseaten buhlt öffentlich um den 43-Jährigen, doch auch der DFB hofft auf einen Verbleib seines Sportdirektors.

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Der Hamburger SV geht im Poker um Matthias Sammer zum Angriff über, der DFB holt zum Konter aus - nun muss der Umworbene selbst die Karten auf den Tisch legen.

Sieht er seine Zukunft als Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund oder möchte er doch in gleicher Funktion zum ambitionierten Bundesligisten aus dem Norden wechseln?

DFB hofft auf Verbleib von Sammer

Öffentlich schweigt Sammer. Beim Verband will man den 43-Jährigen offenbar trotz der großen Charmeoffensive aus der Hansestadt nicht kampflos ziehen lassen. Eine Hängepartie droht.

"Der erklärte Wunsch des DFB ist es, dass er uns als Sportdirektor mit seinem Engagement und seiner Kompetenz erhalten bleibt", sagte Wolfgang Niersbach am Mittwoch.

Ob Sammer überhaupt an einem Engagement beim HSV interessiert ist, scheint nach den Ausführungen des DFB-Generalsekretärs fraglich: "Für den DFB ist die Situation unverändert: Auch nach einem Telefonat zwischen Matthias Sammer und mir gibt es für uns kein Signal, dass der bis 2013 laufende Vertrag aufgelöst werden soll."

Sammer neuer HSV-Sportdirektor?

Bei den Hamburgern scheint man über einen anderen Kenntnissstand zu verfügen.

Anders können die forschen Ankündigungen der Hanseaten nach der konstituierenden Sitzung des neu zusammengesetzten Aufsichtsrats am Dienstagabend kaum interpretiert werden.

"Wir hoffen, dass wir die Sache innerhalb von wenigen Tagen dingfest machen können", sagte der neue Chefkontrolleur Ernst-Otto Rieckhoff. Sein Vetreter Alxander Otto bestätigte derweil Gespräche mit Sammer und lobte den potenziellen neuen Sportchef in höchsten Tönen.

"Wir sind von seiner konzeptionellen Stärke, der sportlichen Vision und seiner Leidenschaft im und für den modernen Fußball voll überzeugt", sagte der Unternehmer: "Sollte es eine Möglichkeit geben, in gegenseitigem Respekt und Einverständnis eine vorzeitige Freigabe von Matthias Sammer beim DFB zu erwirken, hat der HSV-Aufsichtsrat einstimmig beschlossen, Herrn Sammer ein Angebot zu unterbreiten."

DFB kann Interesse an Sammer nachvollziehen

Sammer selbst war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Dass sich der ehemalige Dortmunder Meistertrainer in seiner Rolle beim DFB aber noch uneingeschränkt wohlfühlt, wird von vielen Beobachtern bezweifelt.

Mit Bundestrainer Joachim Löw hatte sich der als äußerst ehrgeizig bekannte Perfektionist im vergangenen Jahr ein Kompentenzgerangel über die Zuständigkeit für die U21 geliefert, bei dem er nach einem Machtwort von Verbands-Boss Theo Zwanziger den Kürzeren zog.

Dabei ist Sammer ein maßgeblicher Anteil am Aufschwung des deutschen Nachwuchsfußballs nicht abzusprechen.

Seit er im April 2006 seinen Dienst beim DFB antrat, wurden die Strukturen im Jugendbereich kontinuierlich verbessert.

"Wir können das Interesse des HSV nachvollziehen, schließlich sind auch wir von den Qualitäten unseres Sportdirektors restlos überzeugt", sagte Niersbach.

Beckenbauer rät HSV zu Sammer-Verpflichtung

In Sammers Amtszeit fielen bisher die Erfolge bei den Europameisterschaften der U17 (2009), der U19 (2008) und der U21 (2009). Ob er sich langfristig mit der Rolle im Hintergrund und ohne Kompetenzen in Richtung des A-Teams zufrieden geben will, ist zumindest ungewiss.

Die ambitionierten Hamburger, die seit 1987 auf einen Titelgewinn warten, könnten sich als willkommene Alternative erweisen. Zuletzt hatte sogar Franz Beckenbauer dem HSV zu einer Verpflichtung Sammers geraten.

"Es gibt keinen Besseren als ihn", sagte der 65-Jährige. Für eine Entscheidung müsste sich nun aber der frühere Nationalspieler selbst erklären. Sollte er den Hamburgern absagen, wäre es der Außendarstellung des Vereins alles andere als förderlich.

Furcht vor Interessenskonflikten

Schon nach dem Abgang von Dietmar Beiersdorfer war die Suche nach einem neuen Sportchef zur Posse verkommen. Auch damals war der DFB zumindest indirekt beteiligt.

Nachdem sich der HSV mit dem DFB-Chefscout Urs Siegenthaler einig gewesen war, meldete der Verband im letzten Moment Bedenken an.

Da der Schweizer auch weiterhin als Chefscout für Joachim Löw & Co. tätig sein sollte, befürchtete man Interessenkonflikte. Der Deal mit den Hamburgern platzte.

Reinhardt weiter umstritten

Nach insgesamt elfmonatiger Suche wurde im vergangenen Mai dann Bastian Reinhardt präsentiert.

Der Ex-Profi hatte zuvor ein Praktikum in der HSV-Geschäftsstelle absolviert und ist bis heute im und um den Verein umstritten.

Dennoch soll der 35-Jährige auch im Falle einer Verpflichtung von Sammer im Klub gehalten werden.

"Wir haben großes Interesse, dass er im sportlichen Bereich eine wichtige Rolle spielt", sagte Otto: "Darüber haben wir auch mit Sammer gesprochen."

HSV-Aufsichtsrat will Sammer als Sportdirektor