KommentarEs wird ein Trainer gefeuert, ein neuer kommt. Ob dann alles besser wird, kann niemand wissen. Dass aber viel Geld vernichtet wird, steht fest.
Ohne eine einzige neue Stelle zu generieren, haben die Bundesliga-Klubs in dieser Saison einen veritablen zweistelligen Millionenbetrag nur für die Abfindungen ihrer Übungsleiter verschleudert.
Eigentlich funktionieren die meisten Vereine wie mittelständische Unternehmen. Doch in fast jeder anderen Branche wäre ein Gebaren wie dieses tödlich. Nur in der Bundesliga wiederholt sich das immer gleiche Prozedere in mittlerweile immer kürzeren Abständen.
Die hehre Zielsetzung vom strategisch-nachhaltigen Denken, mit Sinn und Verstand und einem echten Plan in Tasche oder Schublade, ist bei über der Hälfte der Bundesliga-Klubs nichts anderes als heiße Luft, Geplapper, Propaganda.
In Wirklichkeit wird bei Gegenwind schnell zurückgegriffen auf eine andere Brückentechnologie - im Frankfurter Fall heißt sie Christoph Daum. Dessen Betätigungszeitraum ist (zurecht) vorerst beschränkt auf die restliche Saison, beide Seiten wollen aber darüber hinaus gerne weitermachen.
Ein notorisch klammer Klub, der in den letzten 15 Jahren Platz neun als bestes Saisonergebnis ausweist. Und ein Trainer, der vorher bei einem ähnlich gelagerten Fall (1. FC Köln) hingeworfen hat, weil ihn die sportliche Perspektive der Champions League reize und er sich mit tristem Mittelmaß und einem zusammengeknauserten Kader nicht zufriedengeben wolle. Eine Lovestory beginnt anders.
Die Bundesliga verkommt derzeit zu einer Karikatur ihrer selbst. Sie sonnt sich im Schein eines angeblichen Hochglanzprodukts und verweist stolz auf zurückerobertes Terrain in der UEFA-Fünfjahreswertung. Dabei hat sie diese Saison nur einen einzigen Vertreter in ein europäisches Viertelfinale gebracht und seit zehn Jahren keinen Titel mehr geholt.
Südlich von Platz sechs haben nur noch Freiburg, Bremen, Kaiserslautern und St. Pauli den Trainer vom Saisonstart. Insgesamt mussten schon zehn Übungsleiter gehen. Dazu kommen die anstehenden Abschiede von Louis van Gaal, Jupp Heynckes und Robin Dutt.
So oder so werden nur noch maximal sieben Trainer in die kommende Saison gehen, die wenigstens ein Jahr bei ihren Klubs sind. Ein mickriges Jahr. Werder Bremen und Thomas Schaaf gelten mit über elf Jahren als Fossilien aus einer anderen Zeit.
Aber wie sollen langfristige Ziele ernsthaft verfolgt werden, wenn die neben dem Sportdirektor wichtigste Person im Verein alle paar Monate ausgetauscht wird?
Wenn Geld für horrende Abfindungen verbrannt, andererseits aber immer auf die knappen Kassen verwiesen wird? Wenn das schnelllebige Geschäft verteufelt wird und trotzdem Zwei- oder Dreijahresverträge für sogenannte Retter ausgelobt werden?
Das alles widerspricht sich fundamental. Die Liga sollte wieder zur Besinnung kommen und mit ihr die Herren in den Gremien und Aufsichtsräten, die die Glitzerwelt nur zu gerne zur Selbstdarstellung nutzen oder um einen peppigen Sidekick neben ihren eigentlichen Jobs unterhalten zu können.
Die Bundesliga gibt ein sehr schlechtes Bild ab, das werden nicht nur die Marketingmenschen bei der DFL besorgt feststellen. Sie muss aufpassen, nicht noch mehr zur Zirkusnummer zu verkommen. Glaubwürdig ist vieles schon jetzt nicht mehr.
Die Tabelle der Bundesliga