Das sagen die Experten
Michael Henke: "Der letzte Angriff auf Platz zwei, den man in Hannover hätte starten können, hat nicht funktioniert. Und das war keine 'normale' Niederlage, sondern in der Art und Weise sehr ernüchternd. Hinzu kommt die unbefriedigende Gesamtsituation: Die Meisterschaft ist weg und sogar Platz zwei in Gefahr. Wenn der Erfolg ausbleibt, wird es eben sehr unruhig in München. Ich bin nicht überrascht über die Ereignisse der letzten Tage. Auch mit der befristeten Anstellung für van Gaal habe ich kein Problem. Er hat bei Bayern in der letzten Saison bewiesen, dass er ein guter Trainer ist und die Bayern werden voraussichtlich erneut das Viertelfinale in der Champions League erreichen. So schlecht kann das also alles nicht sein. Van Gaal wird seine Arbeit bis zum Ende mit vollem Einsatz erledigen, er ist viel zu sehr Profi."
Michael Henke war langjähriger Co-Trainer von Ottmar Hitzfeld in erfolgreichen Bayern-Zeiten, u.a. gewann er mit dem FC Bayern 2001 die Champions League.
Jean-Marie Pfaff: "Der FC Bayern kann es sich mit diesem Spielermaterial nicht erlauben, solche Spiele wie gegen Schalke und Hannover abzuliefern. Was ich gesehen habe, war nur schwer zu verdauen. Die Bayern hatten noch nie nach 25 Spieltagen einen so großen Rückstand auf den Tabellenführer. Da ist es normal, wenn man über den Trainer nachdenkt und dann auch handelt. Sich von van Gaal am Saisonende zu trennen, halte ich für die beste Lösung. Man nimmt den Spielern jetzt ein Alibi, kann aber in der nächsten Saison von vorne loslegen. Für mich haben die Spieler die Hauptschuld an der Talfahrt. Da stehen nur Nationalspieler auf dem Platz; die müssten eigentlich kapieren, worum es in Spielen wie in Hannover geht. Die Spieler machen auf mich einen ausgelaugten Eindruck und nicht jeder gibt sein letztes Hemd für den Verein."
Der Ex-Torhüter wurde mehrfach deutscher Meister mit dem FC Bayern und ist heute noch ein gern gesehener Gast in München.
Thomas Berthold: "Letztes Jahr standen die Bayern mit Louis van Gaal noch im Finale der Champions League, und jetzt macht man es sich vielleicht ein bisschen leicht, alles auf den Trainer zu schieben. Die Kaderplanung nach dieser so erfolgreichen Saison hätte einfach eine andere sein müssen. Da haben sowohl der Trainer als auch der Vorstand die Lage falsch eingeschätzt. Sie haben die letzte Saison ein bisschen zu positiv bewertet. Die Probleme, die es auch in der letzten Saison gab, wurden übertüncht von den Einzelleistungen - gerade von Robben. Der neue Trainer sollte jemand sein, der international etwas vorzuweisen hat. Das muss auch kein deutscher Trainer sein. Das Problem mit der Sprache zählt für mich nicht. In der Premier League zum Beispiel wurden die Top-Vereine in den letzten Jahrzehnten von internationalen Trainern trainiert. Es wird Zeit, dass auch wir ein paar Top-Trainer aus dem Ausland bekommen. Die müssen auch nicht immer aus Holland, Österreich oder der Schweiz kommen. Das Thema mit der unbekannten Sprache kann ich nicht mehr hören."
Ex-Nationalspieler Thomas Berthold spielte zwischen 1991 und 1993 für den FC Bayern.
Das sagen die SPOX-User
Goleo06: "Das ist so als würde man seiner Freundin sagen: "Ich würde gerne mit dir Schluss machen. Da ich aber gerade noch keinen passenden Ersatz gefunden hab darfst du noch bis zum Sommer bleiben." Eine für alle Beteiligten nicht wirklich befriedigende Lösung!"
jeedaai: "Da man wohl weiterhin von den Qualitäten des Trainers überzeugt ist, bzw. man keinen gefunden hat den man für besser hält, ist es nur sinnvoll ihn weiter mit der Mannschaft arbeiten zu lassen. Jetzt muss man abwarten, ob die Arbeit des Trainers darunter leidet. Aber ich denke, der Vorstand und van Gaal sind am besten dazu in der Lage, dieses Risiko abzuschätzen. Ich hoffe für alle Bayernfans, dass sie richtig liegen."
Voegi: "Die Entscheidung der Bayern-Führung ist halbgar und kontraproduktiv. Beim nächsten Punktverlust wird sofort eine Diskussion aufbranden, ob van Gaal nicht noch während der Saison abgelöst wird. Unruhe und Ärger sind vorprogrammiert - das kann nicht im Sinne des FC Bayern sein. Wenn man wirklich nicht von van Gaal überzeugt ist (was angesichts der jüngsten Entwicklungen nachvollziehbar wäre), hätte man ihn sofort entlassen müssen. Das wäre jedenfalls konsequent gewesen. Es war denn wohl der Mangel an Alternativen, der die Bayern-Führung für diese Saison an van Gaal festhalten ließ. Ob van Gaal darüberhinaus eine Zukunft bei den Bayern hat, hätte man in aller Ruhe in der Sommerpause entscheiden sollen oder jedenfalls dann erst kommunizieren dürfen."
Patschbella: "Wer kommt nach van Gaal? Jemand den der Vorstand kennt, mag und der nicht so viele Widerworte gibt. Daher klingt Heynckes tatsächlich nach einem realistischen Vorschlag. Dem jungen Hüpfer Heynckes gehört schließlich auch die Zukunft. Nichts gegen Heynckes oder Trainer mit Erfahrung - aber hatte man an der Säbener Straße nicht mal den großen Wurf vor? Einmal Revolution zum Mitnehmen bitte, aber ohne den bitteren Beigeschmack und die fade Titellosigkeit. Es bleibt nur eins: Uli muss mit irgendetwas vom Tagesgeschäft abgelenkt werden. Denn Nerlingers fehlendes Profil macht ihn eigentlich zu einem guten Manager wenn man einen Trainer mit Prestige will. Allein das Präsidium will keinen Stern heller strahlen sehen als den eigenen."
Das steht in den mySPOX-Blogs
"Die Reaktion darauf kam versetzt, und als sie kam, wies Hoeneß auch auf ihre Reife hin. Sie sei wohlüberlegt, hatte alle weiteren, in der Zwischenzeit in die Luft gestiegenen Kritikpunkte, etwa Van Gaals Verzicht auf Sommereinkäufe, hinter sich versammelt. Dadurch wurde der Stachel tödlich spitz, aus einer einfachen Kritik wurde eine deutliche, persönliche Anfeindung gegen den Cheftrainer und vor allem die Person Louis Van Gaal. Mit gehörigem Nachdruck.
Seither, so scheint es mir, fühlt sich Van Gaal verraten und verlassen. Hinter der stoischen Fassade machte sich Verunsicherung breit, etwas, worauf er gar selbst in aller Offenheit hinwies. In Folge waren seine Entscheidungen nicht mehr die des genialischen Risiko, wie sie nur ein gehobenes, aber durchaus gesundes Selbstbewußtsein ermitteln kann, dem sich die Spieler zweifelsfrei anvertrauen. Dieses Selbstvertrauen wandelte mitunter zur Karikatur."
ploy: Der lange Atem der Eingeborenen
"Ich glaube aber - sollte das Viertelfinale nächste Woche gegen Inter hergeschenkt werden (und das würde es werden, nach dieser Ausgangsposition), dann wird LvG auch gleich gehen müssen. Kann mir nichts anderes vorstellen, denn damit wäre die Saison endgültig im Eimer. Aber - das ist sie auch so.
Aber - zurück zu Hannover. Wir haben verloren, verdient - Nein, hochverdient. Wir wurden vorgeführt und "hingerichtet" - erneut und das innerhalb von 2 Wochen. Auch wenn ich mir immer wieder Anhören muss, dass wir auf hohem Niveau Jammern. NA UND? Darf man deswegen nicht leiden??? Wir verpassen auch unsere Saisonziele, dürfen aber nicht jammern? Ey, was ich mir da von manch anderen Fanlagern anhören muss, ärgert micht dermaßen."
Master_of_Disaster: Insomnia
"Welchen Sinn macht es, 9 Spieltage vor Saisonende bei 5 Punkten Rückstand auf Platz 3 einen Trainer zu entlassen? Äh Moment, ihn halb zu entlassen, also so ein bisschen zu entlassen. Ihn also quasi zu kastrieren, ohne ihm die Eier abzuschneiden. Ihm zu sagen: "Louis, du bist der Richtige, aber ab Sommer wollen wir den Richtigeren." So ein bisschen überzeugt sein, aber auch nicht richtig..."
Brian_Clough: Ein bisschen Entlassung
Das sagt SPOX
"Die Entscheidung, sich von Louis van Gaal zu trennen, ist aufgrund der verheerenden sportlichen Lage und dem Zustand der Mannschaft in den letzten Spielen nachvollziehbar, die Umstände sind es nicht. Van Gaal hat das Haltbarkeitsdatum überschritten, weil es aber noch nicht schimmelt, wird er (noch) nicht entsorgt. Die Bayern haben das Vertrauen in ihren Trainer verloren, können sich aber nicht zu einem sofortigen Rauswurf durchringen. Wischiwaschi statt konsequentes Handeln, wie es Bayern-Präsident Uli Hoeneß nach Hannover noch gefordert hatte..."
Lesen Sie hier den ganzen Kommentar von SPOX-Redakteur Thomas Gaber.
Bayerns Restprogramm im Überblick