Im Vergleich zu nichts ist wenig viel

SPOX
11. April 201122:52
Der Abstiegskampf zehrt an den Nerven und Kräften zahlreicher VereineGetty
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Die Bundesligasaison 2010/2011 geht in die entscheidende Phase, noch fünf Spiele sind zu absolvieren. Für die Mannschaften, die im Abstiegskampf stecken, sind dies natürgemäß die wichtigsten Partien der Spielzeit. SPOX liefert einen Überblick über das Restprogramm von acht Teams, skizziert die aktuelle Lage und wagt einen Ausblick.

SPOX1. FC Köln (Platz 11, 39:54 Tore, 35 Punkte)

Restprogramm: Stuttgart (H), Wolfsburg (A), Leverkusen (H), Frankfurt (A), Schalke (H).

Aktuelle Lage: Köln hat zuletzt auswärts gespielt, also liegt Köln mal wieder am Boden. Die desaströse Derbypleite in Gladbach zeigte erneut, dass der FC in der Fremde ein komplett anderes Gesicht als zuhause zeigt. Auch eine Systemumstellung auf ein 4-3-3 mit drei Spielern vor der Viererkette brachte nicht die erhoffte Stabilität - Köln bleibt die mit Abstand schwächste Auswärtsmannschaft. Das Pfund der Domstädter bleiben also die Heimspiele, dort hat man zuletzt im November verloren - gegen Gladbach.

Ausblick: Angesichts dreier Partien vor heimischem Publikum und sieben Punkten Abstand zum Relegationsplatz sieht es in Köln auf dem Papier gut aus. Sich nur auf die Heimstärke zu besinnen könnte gegen Stuttgart, Leverkusen und Schalke allerdings zu kurz gegriffen sein. Der FC muss den "Matchball" (Trainer Frank Schaefer) gegen den VfB verwandeln, sonst wird es noch einmal richtig eng.

SPOX1. FC Kaiserslautern (Platz 12, 40:46 Tore, 34 Punkte)

Restprogramm: Nürnberg (H), Schalke (A), FC St. Pauli (H), Wolfsburg (A), Bremen (H).

Aktuelle Lage: Mit dem Auf-und-Ab-Sieg in Stuttgart hat der FCK einen eminent dringenden Dreier eingefahren und seine Position als bestes Auswärtsteam der hier genannten Mannschaften gefestigt. Die Truppe von Marco Kurz hat die nötige Moral und Kampfbereitschaft für den Klassenerhalt und zudem den Vorteil, dass dieser als Ziel von Beginn an ausgegeben wurde. Mit nur einer Niederlage aus den letzten sechs Spielen liegt das Momentum bei den Pfälzern.

Ausblick: In den nächsten beiden Spielen könnte der FCK bereits mehr als nur die halbe Miete einfahren. Gelingt dies nicht, warten in den letzten drei Saisonspielen drei direkte Konkurrenten, die die Geschichte noch einmal richtig brenzlig machen können. Der in dieser Situation nötige Realismus wird von den Verantwortlichen am Betzenberg vorgelebt: "Noch sind wir keine gestandene Bundesligamannschaft, wir müssen uns dieses Prädikat erst verdienen. Und zwar mit dem Klassenerhalt", so Kurz.

SPOXWerder Bremen (Platz 13, 39:55 Tore, 34 Punkte)

Restprogramm: Schalke (H), St. Pauli (A), Wolfsburg (H), Dortmund (H), Kaiserslautern (A).

Aktuelle Lage: Nach nur einer Niederlage aus den letzten neun Partien hat man die Werderaner gedanklich schon aus dem Abstiegskampf verabschiedet. Da die Konkurrenz aber ebenfalls punktet, ist Bremen keinesfalls schon gerettet. Die Mannschaft tritt in den letzten Wochen jedoch deutlich selbstbewusster und mutiger auf - was auch daran liegt, dass man die Situation nicht mehr so verkennt, wie es noch zu Beginn der Rückrunde der Fall war. Der Trend zeigt nach oben.

Ausblick: "Ein Sieg, dann sind wir durch", sagt Tim Wiese. Bis zum Spiel gegen den BVB sollte die Sache durch sein, sonst könnte in Bremen noch einmal das große Zittern beginnen. Die Rückkehr von Claudio Pizarro, das mittlerweile zielstrebigere Zusammenspiel und die aktuelle Form sind gute Argumente dafür, dass Werder die Klasse halten wird.

SPOXEintracht Frankfurt (Platz 14, 29:39 Tore, 33 Punkte)

Restprogramm: Hoffenheim (A), FC Bayern (H), Mainz (A), Köln (H), Dortmund (A).

Aktuelle Lage: Seitdem Christoph Daum das Zepter schwingt, ist ein frischer Wind am Riederwald eingekehrt. Die Rundum-Verunsicherung ist weg, das verloren gegangene Selbstbewusstsein kehrt langsam wieder zurück - auch aufgrund der beiden Punktgewinne unter Daum. Dass die Eintracht dabei weiterhin meilenweit von dem Fußball entfernt ist, dank dem man nach der Vorrunde Richtung Europa schielte, ist nicht weiter verwunderlich. Die Einstellung stimmt wieder, der Abstiegskampf wurde angenommen.

Ausblick: Auf die Eintracht warten noch fünf (mitunter spielstarke) Brocken. Daum nimmt sein Team im Training hart ran - ein erster Erfolg war der Punktgewinn nach Rückstand gegen Bremen. "Im Vergleich zu nichts ist wenig viel", sagt daher Vorstandschef Heribert Bruchhagen. Vieles hängt jedoch weiterhin am formverbesserten Stürmer Theofanis Gekas. Trifft er nicht, strahlt kaum jemand Torgefahr aus. Für Frankfurt wird es ein Kampf bis zum 14. Mai - mit dem möglichen Meister-Absteiger-Duell beim BVB.

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SPOXVfB Stuttgart (Platz 15, 49:54 Tore, 30 Punkte)

Restprogramm: Köln (A), Hamburg (H), Hoffenheim (A), Hannover (H), FC Bayern (A).

Aktuelle Lage: Nach fünf Spielen ohne Pleite (davon drei Siege) sah es am Neckar zuletzt wieder richtig gut aus. Dass dies jedoch nur die halbe Wahrheit war, zeigte sich bei der ernüchternden Heimniederlage gegen den FCK. Obwohl - oder gerade weil? - ein Rückstand umgebogen wurde, fiel das Team in Halbzeit zwei in sich zusammen und offenbarte erneut jenes Gesicht, das den VfB erst in die prekäre Lage brachte und das man mittlerweile hinter sich glaubte. Trainer Bruno Labbadia spricht davon, dass die Verunsicherung das Team weiterhin "jeden Tag im Training" begleitet. Der VfB befindet sich nun wieder dort, wo man nach der 2:4-Pleite in Leverkusen stand - ganz dick im falschen Geschäft.

Ausblick: Das Restprogramm ist ein richtiges Brett. Stürmer Pawel Pogrebnyak fehlt bei den heimstarken Kölnern gelbgesperrt, einige Spieler stellen sich trotz leichter Blessuren zur Verfügung und über der Stadt schwebt Enttäuschung und Angst: Die Ausgangslage für den Endspurt sieht alles andere als rosig aus. Größter Hoffnungsträger ist und bleibt BVB-Leihgabe Tamas Hajnal, der dem Angriffsspiel der Schwaben die fehlende Struktur, Inspiration und Durchschlagskraft verlieh. Vorteilhaft ist zudem das "gute" Torverhältnis (-5). Aber: Es bleibt bis zum Schluss eng.

SPOXVfL Wolfsburg (Platz 16, 32:42 Tore, 28 Punkte)

Restprogramm: St. Pauli (H), Köln (H), Bremen (A), Kaiserslautern (H), Hoffenheim (A)

Aktuelle Lage: Schlecht. Nur einen Dreier holte der VfL aus den letzten zehn Partien und hängt auf dem Relegationsplatz fest. An den Ergebnissen gemessen blieb der Magath-Effekt aus. Der Coach bemängelt die fehlende Einstellung seiner Schützlinge im Abstiegskampf und zieht nach der Pleite auf Schalke die Zügel weiter fest an. Hauptsächlich im konditionellen Bereich, um dem Team nicht nur den nötigen Biss für die restlichen Spiele einzuimpfen, sondern auch um auf die möglichen Relegationsspiele zu reagieren.

Ausblick: Wolfsburgs Spiel ist weiterhin darauf ausgelegt, spielerische Lösungen zu finden. Da dies derzeit aber höchstens phasenweise gelingt und damit einhergehend meist Aggressivität und Leidenschaft ausbleiben, bewegt sich der VfL keinen Meter nach vorne. Vorteil: Drei Spiele dürfen die Niedersachsen vor heimischem Publikum austragen. Gegen den direkten Konkurrenten St. Pauli und die auswärtsschwachen Kölner muss der Grundstein für eine hoffnungsvolle Ausgangsposition gelegt werden. Gelingt dies nicht, könnte der Meister von 2009 bald eine Klasse tiefer spielen. In der Hinrunde gab es gegen die kommenden Gegner nur fünf Remis.

SPOXFC St. Pauli (Platz 17, 30:51 Tore, 28 Punkte)

Restprogramm: Wolfsburg (A), Bremen (H) , Kaiserslautern (A), FC Bayern (H), Mainz (A).

Aktuelle Lage: Extrem prekär. Die Kiezkicker verloren die letzten sieben Partien, gehen personell auf dem Zahnfleisch und Gladbach drückt zudem von unten. Kämpferisch stimmt es bei St. Pauli, spielerisch läuft auch aufgrund der ständig notwendigen Personalrochaden wenig zusammen.

Ausblick: Eine Auswärtspartie gegen den punktgleichen Kontrahenten in Wolfsburg, das Geisterspiel ohne Fans gegen Bremen und ein Auftritt bei den wankenden Bayern - was soll da noch für St. Pauli sprechen? Optimisten werden sagen, dass es genau diese Hoffnungslosigkeit ist, Pessimisten sehen in der Elf von Holger Stanislawski bereits den ersten sicheren Absteiger. In der Hinrunde sammelte man gegen die kommenden Gegner vier Punkte. Das wird diesmal deutlich zu wenig sein.

SPOXBorussia Mönchengladbach (Platz 18, 43:63 Tore, 26 Punkte)

Restprogramm: Mainz (A), Dortmund (H), Hannover (A), Freiburg (H), Hamburg (A).

Aktuelle Lage: Wieder deutlich freundlicher. Am 29. Spieltag war Gladbach dank des Derbysiegs der Gewinner der Kellerkinder. Bei einem Sieg in Mainz winkt erstmals seit Ewigkeiten ein Nichtabstiegsplatz. Unter Lucien Favre holte die Borussia in sieben Spielen zehn Punkte (so viele wie in der gesamten Hinserie) und steht vor allem defensiv deutlich stabiler. Zum Vergleich: In der Hinrunde kassierte man gegen die "Favre-Gegner" 16 Tore, unter dem Schweizer nur sieben.

Ausblick: Es wird keineswegs leichter für die Fohlen, die gegen die fünf kommenden Vereine in der Hinrunde null Zähler holten. Vorteil: Gladbach könnte bei Siegen davon profitieren, dass einige Teams vor ihnen sich im direkten Aufeinandertreffen die Punkte selbst klauen. Die Klatsche für den Rivalen aus Köln gab zudem Selbstvertrauen, was gerade für die Offensivspieler sehr wichtig war. Dank des hohen Sieges hat die Borussia auch nicht mehr das schlechteste Torverhältnis. Nachteil: Die nächsten Gegner haben deutlich mehr Klasse und kämpfen noch um Europa und Champions League sowie die Meisterschaft.

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