"Das Problem war, dass er nicht bereit war, die Identität des Vereins anzunehmen. Er hat den Erfolg vielleicht ein bisschen sehr auf sich bezogen", sagte der Schlussmann im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung": "Es kann nicht sein, dass ein leitender Angestellter in einem funktionierenden Verein alles umwerfen will. Der FC Bayern hat eine sportliche Linie gesucht - niemanden, der den Verein übernehmen will."
Laut Butt wollte van Gaal "der ganzen Welt zeigen, dass er der Beste ist. Das wäre gar nicht nötig, weil man ja ohnehin merkt, wie gut er fachlich ist". Dennoch habe der Coach "am Ende eben nicht mehr rein sportlich entschieden. Er hat Entscheidungen getroffen, die tief in die Vereinspolitik hineingingen". Durch die dadurch entstandene Lagerbildung im Klub und den ausbleibenden Erfolg "kommt es dann zu Reaktionen wie bei uns".
"Auf einmal ist vieles labil"
Van Gaals fortgesetzten Personalwechsel in der Mannschaft hätten die Position des Niederländers trotz der erfolgreichen Vorsaison, als die Bayern unter van Gaal Meisterschaft und Pokal gewannen sowie das Finale der Champions League erreichten, erheblich geschwächt.
"Wir hatten doch keine festen Größen mehr in der Abwehr: Im Tor, aber auch auf der Doppel-Sechs ist ständig gewechselt worden. Wie soll man da die Sicherheit beim Herausspielen bekommen, die ja verlangt wurde? Da hast du einen stabilen, über Jahrzehnte herausragend geführten Verein - und auf einmal ist vieles labil. Es gab am Ende doch gar keine Konstante mehr in der Mannschaft", sagte Butt.
"Identität muss erhalten bleiben"
Seine Degradierung nach der Winterpause zur Nummer zwei durch Van Gaal zugunsten von Thomas Kraft bezeichnete Butt als "ungerecht. Es gab keine sportlichen Grund, mich aus dem Tor zu nehmen", erläuterte der nach van Gaals Entlassung wieder zum Stammkeeper ernannte Ex-Leverkusener seine Sichtweise der Vorgänge.
Butt beklagt besonders Van Gaals einsame Entscheidungsfindung in dieser Frage: "Er hat nicht einmal einen Zweikampf im Trainingslager ausgerufen. Ich konnte nichts tun, nichts beeinflussen, ich hatte keine Chance."
Ungeachtet einzelner Kritikpunkte findet Butt allerdings auch einige lobende Worte für den entlassenen Startrainer: "Louis van Gaal ist fachlich einer der besten Trainer, die ich hatte. Das denken alle Spieler bei uns - auch die, die mit ihm Probleme hatten. Ich glaube, dass der Verein viel von van Gaal übernehmen und lernen sollte. Aber die Identität des FC Bayern muss erhalten bleiben."
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