Trainer Holger Stanislawski verlässt am Saisonende nach 18 Jahren den Bundesligisten FC St. Pauli. Dies gab der abstiegsbedrohte Klub am Mittwoch offiziell bekannt.
Der 41-Jährige ist als neuer Chefcoach beim Ligakonkurrenten 1899 Hoffenheim im Gespräch.
"Es ist ein sehr trauriger Tag. Ich verliere meinen absolut wichtigsten Mitarbeiter, mit dem ich jeden Tag der Zusammenarbeit genossen habe", sagte Sportchef Helmut Schulte.
Stanislawski: "Die Energie ist weg"
Für die St.-Pauli-Ikone selbst war die fast 45-minütige offizielle Pressekonferenz kein leichter Gang - Stanislawski und Team-Manager Christian Bönig wechselten sich mit Schniefen und Weinen ab.
"Es ist Zeit für eine Veränderung, auch deshalb, weil die letzten Jahre so viel Kraft gekostet haben. Die Energie ist weg", begründete Stanislawski seinen Abgang.
"Ich denke schon seit Wochen darüber nach. Zuletzt waren es wahnsinnig intensive Jahre, meine Akkus laden einfach nicht mehr voll auf. Jetzt muss ein Einschnitt kommen, jemand Frisches muss hierher.""Ich verliere ein Stück Familie"
Stanislawski hatte einen neuen Vertrag vorliegen, wird aber nun eine Ausstiegsklausel aus seinem bis 2012 laufenden Kontrakt nutzen. Demnach kann er gegen eine Ablösesumme von 250.000 Euro zum Saisonende gehen.
St. Pauli habe es ihm allerdings unheimlich schwer gemacht zu gehen, betonte der Trainer. Der Verein habe ihm mehr geboten als alle anderen Interessenten. "Ich verliere ein Stück Familie", sagte er.
Schulte versprach dem scheidenden Coach eine Dauerkarte auf Lebenszeit und bekräftigte einen Präsidiumsbeschluss, demzufolge Stanislawskis alte Rückennummer 21 auch in Zukunft an keinen anderen Spieler mehr vergeben wird.
Stanislawski "Favorit" in Hoffenheim
Stanislawski war 1993 von Concordia Hamburg zu St. Pauli gewechselt. 2004 beendete der Abwehrspieler seine aktive Karriere und war anschließend als Vizepräsident, Sportchef und Coach für die Hamburger tätig.
Sein Weg wird den 41-Jährigen aller Voraussicht nach zu 1899 Hoffenheim führen. Bei den Kraichgauern wird Marco Pezzaiuoli nicht über das Saisonende hinaus als Cheftrainer fungieren.
In der "Bild" bestätigte 1899-Manager Ernst Tanner nun auch, dass Stanislawski "einer der Kandidaten" für die Nachfolge sei. Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp bezeichnete ihn im "Mannheimer Morgen" schon als "Favorit" auf den Posten.
Mit Trulsen und Nemet zu 1899?
"Da wird eine finale Entscheidung erst in den nächsten Tagen fallen. Es sind noch Detailfragen zu klären", meinte Stanislawski.
Dabei geht es augenscheinlich darum, ob ihm auch Co-Trainer Andre Trulsen und Torwart-Coach Klaus Peter Nemet ins Kraichgau folgen: "Ich bin gewillt, mit ihnen weiterzuarbeiten. Wir sind drei Köpfe und drei Ärsche sozusagen."
Wer den FC St. Pauli in der kommenden Saison trainieren wird, steht indes noch nicht fest.
Kommt Büskens zu St. Pauli?
Zu Spekulationen über die Nachfolge Stanislawskis wollten weder Schulte noch Klubpräsident Stefan Orth Stellung beziehen.Gehandelt werden an der Elbe der Ex-Schalker und Schulte-Intimus Mike Büskens, dessen Vertrag bei der SpVgg Greuther Fürth ausläuft sowie Andre Schubert, der den Fürther Zweitliga-Rivalen SC Paderborn zum Saisonende verlässt.
Stanislawski wird damit nichts mehr zu tun haben. "Mit mir geht das letzte Relikt aus alten Tagen, Tschüss bis bald", sagte der Erfolgscoach am Ende der Pressekonferenz.
Der Kader des FC St. Pauli im Überblick