Nach dem Rücktritt von Ralf Rangnick herrscht beim FC Schalke 04 ein Schockzustand. Die Klub-Verantwortlichen stehen dem 53-Jährigen zur Seite. Auch Hannover-Präsident Martin Kind bekundete seine Betroffenheit. Seine Trainer-Kollegen aus der Bundesliga zeigen sich nachdenklich. Die Reaktionen zum Rangnick-Rücktritt...
Ralf Rangnick: "Nach langer und reiflicher Überlegung bin ich zum Entschluss gekommen, dass ich eine Pause brauche. Die Entscheidung so zu treffen, ist mir unheimlich schwer gefallen. Doch mein derzeitiger Energielevel reicht nicht aus, um erfolgreich zu sein und insbesondere die Mannschaft und den Verein in ihrer sportlichen Entwicklung voranzubringen. Diesen Schritt gehe ich daher auch im Sinne meines Teams, dem ich für den weiteren Saisonverlauf den größtmöglichen Erfolg wünsche."
Clemens Tönnies (Aufsichtsratsvorsitzender, Schalke 04): "Der Mensch Ralf Rangnick ist jetzt erst mal wichtiger als der Verein. Er hat seinen Rücktritt mit geistiger Erschöpfung erklärt. Er ist ausgebrannt. Es kam für mich aus heiterem Himmel. Ich habe einen sehr engen Kontakt zu ihm. Bei mir hat sich nichts angedeutet."
Horst Heldt (Sportchef, Schalke 04): "Ich habe alle Hochachtung vor Ralf Rangnick. Wir werden dies schweren Herzens akzeptieren und an seiner Seite bleiben. Und alles das tun, was wir tun können. Es geht um die Gesundheit des Trainers."
Thorsten Rarreck (Mannschaftsarzt, Schalke 04): "Ralf Rangnick ist körperlich am Ende. Ein Bayern-Trainer hat mal gesagt: Flasche leer! Das ist wirklich so. Er wird in alter Stärke zurückkommen."
Oliver Minzlaff (Berater von Ralf Rangnick): "Hoffenheim hat viel Kraft gekostet. Es war klar, dass er eine Pause braucht, die bis zum Beginn der Saison 2011/2012 dauert. Die Symptome sind nicht erst gestern aufgetreten. Es fiel ihm nicht leicht, Schalke so zu verlassen. Aber es ist zum Schutz seiner Gesundheit und zum Schutz von Schalke 04. In der Verfassung kann er dem Verein sportlich nicht weiterhelfen."
Martin Kind (Präsident, Hannover 96): "Das kam für mich überraschend und völlig unerwartet. Ich kann aber nur großen Respekt für seine Entscheidung aufbringen. Er hat in seiner Situation genau das Richtige getan. Ich werde sicher Kontakt zu ihm aufnehmen. Aber nicht kurzfristig. Ich denke, er sollte jetzt erst einmal zur Ruhe kommen. Wenn ich ihn später einmal anrufe, werde ich wenig sagen. Ich werde ihm vor allem zuhören. Das ist etwas, was ich auch aus unseren Erfahrungen bei Hannover 96 gelernt habe."
Olaf Thon (Schalke-Urgestein): "Ich bin ja nach wie vor ziemlich nah am Verein dran, doch am Sonntag beim Spiel gegen Bayern gab es überhaupt keine Anzeichen für Rangnicks Rücktritt. Ich bin mehr als überrascht und wäre noch überraschter, wenn etwas anderes als die angegebenen gesundheitlichen Gründe hinter dem Rücktritt stecken würden."
Mirko Slomka (Trainer, Hannover 96): "Ich kann das aus der Ferne nicht beurteilen und war genauso überrascht wie alle anderen auch. Letztendlich haben nicht nur Bundesliga-Trainer Druck. Auch in der Wirtschaft haben Manager Druck. Da muss jeder selber mit fertig werden."
Felix Magath (Trainer, VfL Wolfsburg): "Die Rücktritts-Entscheidung von Ralf Rangnick kam sehr überraschend. Ein persönlicher, mutiger und zu respektierender Schritt. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, wie anspruchsvoll und auch belastend der Trainerberuf ist. Ich wünsche ihm alles erdenklich Gute und die nötige Zeit und Ruhe, um schnell wieder Kraft zu sammeln!"
Jürgen Klopp (Trainer, Borussia Dortmund): "So etwas macht mich nachdenklich. Ich kenne Ralf Rangnick schon viele Jahre als extrem engagierten, super ehrgeizigen und streitbaren Kollegen. Ich hoffe, dass er bald wieder gesund wird. Natürlich haben wir Druck, aber den haben andere Menschen auch."
Robin Dutt (Trainer, Bayer Leverkusen): "Wir glauben alle, dass Fußball das Wichtigste auf der Welt sei, und müssen jetzt endlich einsehen, dass es nicht das Wichtigste ist. Wir müssen alle mehr Respekt voreinander haben, weil in diesem System jeder auf jeden Druck ausübt: Spieler auf Trainer, Trainer auf Spieler, Medien auf Spieler, Medien auf Trainer, Fans auf Spieler, Fans auf Trainer."
Rodolfo Esteban Cardoso (Interimstrainer, Hamburger SV): "Das ist die schrecklichste Nachricht des Tages. Die Bundesliga ist sehr stressig. Wie stressig, habe ich allein in den ersten zwei Tagen als Trainer des Hamburger SV mitbekommen.
Frank Arnesen (Sportdirektor, Hamburger SV): "Ich bin betrübt, meine Gedanken sind bei Ralf Rangnick. Ich hoffe, dass er bald wieder in seinen Beruf zurückkehren kann."
Markus Babbel (Trainer, Hertha BSC Berlin): "Ich habe auf dem Trainingsplatz davon erfahren und war bestürzt. Man kann über ihn denken, was man will, aber so etwas wünscht man keinem. Er ist für mich ein Gesicht der Bundesliga, ein anders denkender Trainer, der sich nie gescheut hat, das auch kundzutun. Man ist natürlich bestürzt, dass es mittlerweile auch Trainer trifft, die so etwas erleiden. Das zeigt mir wieder, nicht alles zu ernst zu nehmen."
Marko Kurz (Trainer, 1. FC Kaiserslautern): "Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung. Es ist gut, mit diesem Thema offensiv umzugehen. Ich habe bei mir so einen Belastungsstau noch nicht festgestellt, aber man ist schon immer froh, wenn eine Saison vorbei ist. Das kostet Körner. Dann braucht man eine Ruhephase."
Max Eberl (Sportdirektor, Borussia Mönchengladbach): "Es ist richtig und bewunderswert, dass Ralf Rangnick damit an die Öffentlichkeit geht."
Norbert Haug (Sportchef, Mercedes-Motorsport): "Das tut mir leid. Ich halte ihn für einen ausgezeichneten Trainer. Wenn er eine Auszeit nimmt, dann hat er sicher seine Gründe dafür. Das ist zu respektieren."
Der FC Schalke 04 im Profil