Ralf Rangnick ist nicht mehr Trainer von Schalke 04. Der Rücktritt erfolgte aus gesundheitlichen Gründen. Wie der FC Schalke 04 bestätigte, handelt es sich um ein Erschöpfungssyndrom beim 53 Jahre alten Fußball-Lehrer.
"Nach langer und reiflicher Überlegung bin ich zum Entschluss gekommen, dass ich eine Pause brauche. Die Entscheidung so zu treffen, ist mir unheimlich schwer gefallen. Doch mein derzeitiger Energielevel reicht nicht aus, um erfolgreich zu sein und insbesondere die Mannschaft und den Verein in ihrer sportlichen Entwicklung voranzubringen", erklärte Rangnick seine Beweggründe.
Keine Depression
Rangnick, der sich bis auf Weiteres vollständig zurückziehen wird, sagte weiter: "Diesen Schritt gehe ich auch im Sinne meines Teams, denen ich für den weiteren Saisonverlauf den größtmöglichen Erfolg wünsche."
Schalkes Mannschaftsarzt Thorsten Rarreck erklärte, dass es sich um ein vegetatives Erschöpfungssyndrom handle: "Ein Bayern-Trainer hat mal gesagt: Flasche leer! Das ist wirklich so." Rangnick sei "körperlich am Ende". Der Mediziner bekräfigte aber auch, dass sich das Krankheitsbild deutlich von der Depression unterscheide: "Er wird in alter Stärke zurückkommen."
Eichkorn übernimmt
Rangnick informierte die Mannschaft am Donnerstagmorgen über seine Entscheidung. "Die Mannschaft war genauso bestürzt wie ich. Einigen fehlten einfach die Worte", sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies im Interview mit der "Welt".
Manager Horst Heldt erklärte, die Entscheidung von Ralf Rangnick verdiene "höchste Achtung. Wir sind ebenso der Auffassung, dass die Gesundheit in jedem Fall Vorrang vor allen beruflichen Zielen und Herausforderungen haben sollte."
Co-Trainer Seppo Eichkorn, der schon am Donnerstagmorgen gemeinsam mit Mark Gisdol das Training der Knappen leitete, übernimmt bis auf Weiteres als Interimstrainer die Aufgaben Rangnicks. Eichkorn wird gegen den SC Freiburg am Samstag auch auf der Bank sitzen.
Reaktionen zum Rangnick-Rücktritt: "Der Mensch ist wichtiger"
Tönnies: "Beste nicht schnellste Lösung"
Die Suche nach einem Nachfolger hat aber schon begonnen: "Wir haben heute ohnehin unsere turnusmäßige Aufsichtsratssitzung, da wird die Trainerfrage natürlich Thema Nummer 1 sein. Wir müssen die beste Lösung finden und nicht die schnellste", so Tönnies gegenüber "Sport1".
Tönnies weiter: "Es tut mir total leid, aber wir müssen die Gesundheit von Ralf Rangnick über die Interessen des Klubs stellen."
Rangnick hatte zu Jahresbeginn nach seiner Amtszeit bei 1899 Hoffenheim erklärt, eine Auszeit bis Jahresmitte nehmen zu wollen - dieser Plan zerschlug sich, als Schalke einen Nachfolger für den mit einem großen Knall entlassenen Felix Magath suchte.
Rangnick sprang am 17. März ein, führte die Mannschaft ins Halbfinale der Champions League, zum Triumph im DFB-Pokal und nicht zuletzt zum Klassenerhalt in der Bundesliga. Ein Kraftakt, der anscheinend tiefe Spuren hinterlassen hat.
Ralf Rangnick im Steckbrief