Marko Marin: Verdribbelt in der Raute

Von Marc-Oliver Robbers
Marko Marin spielte in dieser in der Bundesliga bislang nur zweimal über 90 Minuten
© Imago

Marko Marin kommt in dieser Saison bei Werder Bremen nicht richtig in Tritt. Er pendelt fortlaufend zwischen Startelf und Ersatzbank. Nächste Bewährungsprobe: Das Spitzenspiel beim FC Bayern am Samstag (15.15 Uhr im LIVE-TICKER und bei Sky). Dabei hat Marin ein großes Ziel vor Augen: Die EM im kommenden Jahr. Die Gründe der Berg- und Talfahrt.

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Er hatte sich viel vorgenommen nach der verkorksten letzten Saison. Eine Spielzeit, die nicht nur für Marin persönlich richtig schlecht lief. Werder Bremen strauchelte durch die Liga und befand sich lange Zeit in akuter Abstiegsgefahr. Großes Verletzungspech, aber auch unerklärliche Formkrisen vermeintlicher Leistungsträger brachten die Werderaner an den Rand des Abgrunds.

In der neuen Saison sollte alles besser werden. Für die Mannschaft und den Verein trifft dies auch zu, aber Marin ist weiter auf der Suche nach seiner Form. Dabei hatte er in der Sommerpause Sonderschichten mit einem eigens engagierten Fitnesscoach geschoben. Dazu arbeitete er an seiner Abschlussschwäche.

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EM das große Ziel

Marin hatte sich viel vorgenommen. "Das ist ein sehr wichtiges Jahr für mich. Ich will zurück in die Nationalmannschaft und ich will unbedingt zur EM, ich will zeigen, dass ich ein wertvoller Spieler für Werder und die Nationalmannschaft sein kann", sagte er im Sommer.

Den Bundesadler trug er zuletzt am 17. November 2010 beim 0:0 in Schweden. Seitdem hatte er keinen Kontakt mehr zu Bundestrainer Jogi Löw. "Er kann ja nicht ständig mit allen Spielern telefonieren. Es gibt noch genug Spiele, in denen ich zeige, was ich kann. Dann hoffe ich, dass er sich rechtzeitig vor der EM melden wird", bleibt Marin dennoch optimistisch und ergänzt: "Der Bundestrainer hat mich noch auf dem Zettel, davon bin ich überzeugt."

Doch seit seinem letzten Länderspiel ist die Konkurrenz merklich gestiegen. Marco Reus, Mario Götze und Andre Schürrle - sie alle haben ihn überflügelt.

Der Weg zurück ins DFB-Team führt unweigerlich über starke Leistungen im Verein. Doch während die meisten Teamkollegen bei Werder ihre Form wiedergefunden haben, bleibt Marin beständig unbeständig. Seine Einsatzzeiten muss er sich mit Neuzugang Mehmet Ekici teilen. Sein Bruder im Geiste, der noch nicht wirklich angekommen ist in Bremen und in keiner Weise an seine Leistungen in Nürnberg anknüpfen kann.

Thomas Schaaf bleibt nicht anderes übrig, als nach jedem schwachen Spiel des einen, dem anderen die nächste Bewährungschance zu geben.

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Ein Opfer des Systems

Seit die Bremer zur altbewährten Raute zurückgekehrt sind, muss sich Marin mit der zentralen Offensivposition begnügen. Dort soll er dem Angriffsspiel Impulse geben und es lenken. Eine andere Position sieht der Trainer für seinen Dribbler nicht.

Auch wenn er es nie öffentlich zugegeben hat: Marin widerstrebt diese Position. Ihn zieht es immer wieder auf den Flügel, wo er mit Tempodribblings versucht, in den Strafraum einzudringen. Die Mitte bleibt oftmals verwaist. Die Spielgestaltung obliegt Aaron Hunt. Dadurch entstehen Lücken und die zentrale Anspielposition im Bremer Spiel fehlt. Marin dagegen reibt sich in brotlosen Einzelaktionen auf den Flügeln auf.

Insofern ist Marin auch ein Opfer der Rückkehr zur Raute. In den letzten zwei Jahren experimentierte Schaaf immer wieder mit anderen Systemen. In der Saison 2009/10 probierte er die flache Vier im Mittelfeld mit zwei Sechsern und zwei offensiven Außen. Marin kam über links, Mesut Özil über rechts.

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Doch Schaaf stellte schnell wieder um. Spielmacher Özil beraubte man so seiner Stärke, aber vor allem Marins Defensivarbeit war ungenügend. Fortan spielte Marin als hängende Spitze neben Claudio Pizarro. Ein System, das je nach Bedarf zu einem 4-2-3-1 mutierte. Zwar ging ihm die Torgefahr ab, aber mit seinen Dribblings riss er immer wieder Lücken für Pizarro und bereitete so 14 Tore vor.

Selbst in der insgesamt schwachen letzten Saison brachte es Marin auf elf Torvorlagen. Sieben davon allerdings in der Hinrunde, in der er zumeist mit Hunt und Arnautovic die offensive Dreierreihe im 4-2-3-1 bildete. Als es in der Rückrunde zurück zur Raute ging, kamen nur vier weitere Assists hinzu.

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Interesse aus England

Seine spektakuläre Spielweise brachte ihn selbst in diesem Sommer wieder bei mehreren namhaften Vereinen ins Gespräch. Liverpool und Tottenham bekundeten im Sommer ernsthaftes Interesse. Auch der AC Milan erkundigte sich.

"Es hat mich geehrt, dass namhafte Vereine angefragt haben. Aber meine Entwicklung bei Werder ist nicht vorbei. Ich möchte hier noch einige Schritte gehen. Werder ist ein Top-Team in Deutschland. Daher kommen nur Top-Vereine aus dem Ausland in Frage. Aber jetzt denke ich nur an Werder", kommentierte Marin die Anfragen vor der Saison.

Der Optimismus vom Sommer ist verflogen. Hüftprobleme zwangen ihn zu mehreren Auszeiten. So musste er sich das bittere 0:5 gegen seinen Ex-Verein Mönchengladbach von der Ersatzbank anschauen.

Sein Mannschaftskollege und Kumpel Aleksandar Ignjovski sagte in der Woche nach dem Spiel im SPOX-Interview: "Die Niederlage hat ihm noch mehr wehgetan als den übrigen Spielern, erst recht, weil er 90 Minuten auf der Bank tatenlos zusehen musste."

Aktuell hat er wieder die Nase vorn vor Ekici. Gegen Stuttgart zeigte er eine engagierte Leistung, an die es gegen Bayern anzuknüpfen gilt. Sonst dürfte sich der Traum von der EM bereits zur Winterpause ausgeträumt haben.

Marko Marin im Steckbrief