Der Transferendspurt hatte es nochmal in sich. Einige Bundesligisten haben nochmal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. SPOX fasst die Last-Minute-Wechsel zusammen und wagt eine Einschätzung. Warum wechselt Chong Tese nach Köln? Hilft Vedran Corluka Bayer Leverkusen weiter? Und wer ist Ariel Borysiuk?
Vedran Corluka (neuer Verein: Bayer Leverkusen)
Situation: Weil Hanno Balitsch nach Nürnberg verkauft wurde, Gonzalo Castro im Mittelfeld gebraucht wird und Daniel Schwaab bevorzugt als Innenverteidiger eingesetzt wird, herrschte bei Bayer zuletzt Notstand auf der Rechtsverteidigerposition, auf der man zuvor lange Zeit eher ein Luxusproblem hatte.
In den ersten zwei Rückrundenspielen verteidigte Danny da Costa rechts hinten. Der 18-Jährige machte seine Sache zwar ordentlich, doch für die anstehenden Aufgaben in Bundesliga und Champions League will man sich bei Bayer nicht nur auf einen Youngster verlassen.
Mit Corluka wurde nun ein richtig erfahrener Mann verpflichtet. Der 25-Jährige hat 118 Premier-League-Spiele für Manchester City und Tottenham Hotspur auf dem Buckel und bringt es auf 52 Länderspiele für Kroatien. Mit seinem Heimatland war er bei der EM 2008 dabei und wird auch, sofern nichts Außergewöhnliches passiert, für die kommende Europameisterschaft nominiert.
"Mit dieser Verpflichtung schaffen wir eine personelle Alternative auf hohem Niveau. Vedran Corluka ist ein gestandener Profi, der unserer Mannschaft sofort einen Qualitätsschub geben kann", so Bayer 04-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. In Tottenham kam Corluka zuletzt allerdings nur noch sporadisch zum Zug. Sein letzter Einsatz für die Spurs datiert vom 2. Oktober 2011.
SPOX-Meinung: An Spielpraxis mangelt es Corluka zwar, dennoch sollte der Kroate für Bayer eine sofortige Verstärkung sein. Und: Durch seine Verpflichtung erhöhen sich auf anderen Positionen Alternativen und Konkurrenzdruck. "Er ist nicht nur auf der rechten Seite einsetzbar, sondern auch als Innen- oder linker Außenverteidiger", sagt Rudi Völler.
Zudem wird Corluka auch Bayers Offensivspiel beleben. Während da Costa, Schwaab und auch Castro ihr Stärken eher in der Defensive haben, gilt Corluka auch als Verteidiger mit Offensivqualitäten, der technisch stark ist und für seine Flankenläufe bekannt ist. Die Tatsache, dass sich Leverkusen zusätzlich zum Leihgeschäft eine Kaufoption gesichert hat, macht den Transfer zu einer rundum gelungenen Sache.
Srdjan Lakic (neuer Verein: 1899 Hoffenheim)
Situation: Nun hat es also doch noch geklappt. Lakic wurde schon seit Wochen in Hoffenheim gehandelt. Am Wochenende sah es noch so aus, als sei der Wechsel geplatzt, weil ein Transfer Hoffenheims momentane wirtschaftliche Möglichkeiten übersteigt. Am Montagabend erklärte dann aber Dietmar Hopp gegenüber der "Rhein-Neckar-Zeitung": "Wir freuen uns, dass wir eine für alle Seiten vorteilhafte Lösung gefunden haben."
Und die lautet: Lakic wird bis zum Saisonende von Wolfsburg zur TSG ausgeliehen. Eine Kaufoption oder ein Vorverkaufsrecht hat Hoffenheim nicht. Der Vertrag des 28-Jährigen bei den Wölfen läuft noch bis 2015. Eine Zukunft beim VfL ist für Lakic allerdings kaum vorstellbar.
Unter Felix Magath kam er in der Vorrunde zu zehn Einsätzen und nur fünfmal von Beginn an zum Zug. Einen Treffer erzielte er für Wolfsburg dabei nicht. Seit dem 14. Spieltag wartet Lakic auf seinen nächsten Einsatz, Magath sah allerdings andere Angreifer vorne, zumal der Kroate wegen Knieproblemen das Wintertrainingslager verpasste.
Weil beim VfL die Perspektive fehlte, war Lakic schon seit längerem bei anderen Klubs im Gespräch. Unter anderem hatten der VfB Stuttgart und Hannover 96 ihr Interesse bekundet. Den Zuschlag erhielt nun schließlich Hoffenheim.
SPOX-Meinung: Dass Lakic in der Bundesliga treffen kann, bewies er in seiner Zeit in Lautern. 16 Mal traf der Angreifer im ersten Jahr nach dem Aufstieg in 31 Spielen. Nach Ibisevic' Wechsel zum VfB musste Hoffenheim im Angriff noch etwas tun, zumal mit Obasi (Schalke) und Sigurdsson (Swansea) zuvor bereits zwei Offensivspieler abgegeben wurden und Ryan Babel, Peniel Mlapa und Knowledge Musona nicht unbedingt als Knipser gelten.
Zwar geht Lakic momentan die Spielpraxis ab, doch dank seiner Qualitäten wird er - läuft alles normal - in Hoffenheims Sturm erstmal gesetzt sein. Weil Lakic in seiner Spielweise durchaus Ibisevic ähnelt, könnte die Eingewöhnung recht schnell und reibungslos verlaufen. Und falls es nicht klappt, hält sich das Risiko durch das Leihgeschäft in Grenzen. Deshalb: guter Transfer.
Teil 2: Chong Tese (Köln) und Zlatko Junuzovic (Bremen)
Teil 3: Ivan Santini (Freiburg) und Ariel Borysiuk (Kaiserslautern)
Teil 4: Mohamed Zidan (Mainz) und Ja-Cheol Koo (Augsburg)
Chong Tese (neuer Verein: 1. FC Köln)
Situation: Der Nordkoreaner kommt für 400.000 Euro aus Bochum und ist für den unterbesetzten Sturm eingeplant. Weil Lukas Podolski die nächsten Wochen ausfällt, stehen die Chancen zu spielen gar nicht schlecht. Allerdings sagt Coach Stale Solbakken: "Mit Blick auf Lautern muss ich mir im Training ein Bild machen. Er sagt, er ist fit."
Es ist kein Geheimnis, dass Kölns Coach vom Transfer überrumpelt wurde. In Köln wird von einem Alleingang von Sportdirektor Volker Finke gesprochen. Dazu passen auch Solbakkens Aussagen über Tese im "Express": "Ich kenne den Spieler nicht wirklich, da gibt es andere im Verein, die können da eher ein Urteil abgeben. Ich habe ihn nur auf DVD gesehen und kann mich an sein WM-Tor gegen Brasilien erinnern. Es ist natürlich ein großer Sprung von der zweiten in die Bundesliga."
In Bochum konnte der 27-Jährige zuletzt nicht regelmäßig überzeugen - vor allem nicht als Torjäger. In seinen bisherigen 14 Einsätzen in dieser Saison erzielte er vier Treffer - alleine drei davon allerdings im 10. Spieltag in Ingolstadt. Finke ist allerdings überzeugt von seiner Neuverpflichtung: "Der Spieler ist enorm kopfballstark und hat einen guten Torinstinkt."
SPOX-Meinung: Mit diesem Transfer konnte man nicht rechnen, auch wenn der FC seit langem nach einer Sturm-Alternative zu Podolski und Novakovic sucht. Ob die Tese tatsächlich ist, scheint fraglich. Zumindest in Sachen Trefferquote wird er für seine beiden neuen Kollegen kein gleichwertiger Ersatz werden.
Allerdings darf man nicht vergessen: Der FC kann sich Transfers in einer anderen Größenordnung nicht leisten. 400.000 Euro für Tese, der den deutschen Fußball anders als andere Kandidaten schon kennt, sind noch okay. Und: Mit seiner Laufstärke und Schnelligkeit könnte der Angreifer sogar in Solbakkens Konzept passen, auch wenn der FC-Coach seinen neuen Schützling bislang nicht wirklich kennt.
Zlatko Junuzovic (neuer Verein: Werder Bremen)
Situation: Der Österreicher wechselt für eine Ablösesumme im Bereich zwischen 400.000 und 800.000 Euro bis 2015 an die Weser und soll dort federführend im Mittelfeld eingesetzt werden. Im Sommer hätte Werder den 24-Jährigen sowieso verpflichtet, nun wurde der Transfer zu "fairen Konditionen" (Klaus Allofs) vorgezogen.
Und das aus gutem Grund: Die spielerisch armen Auftritte zu Rückrundenbeginn erfordern eine dringliche Korrektur, Junuzovic soll als Zehner der prägende Kopf in Bremens Offensivspiel sein. Am besten schon am Sonntag in Freiburg.
"Viel Zeit hat er nicht. Wir wollen ihn gleich im Team haben", so Trainer Thomas Schaaf. Dabei spielte er bei Austria Wien oft links im Mittelfeld, erzielte in der laufenden Saison sechs Tore und legte weitere acht Treffer auf.
SPOX-Meinung: Ein Transfer, der für beide Seiten Sinn macht. Junuzovic gehört seit einiger Zeit zu den besten Spielern Österreichs und hat nun die Chance, den nächsten Schritt auf der Karriereleiter zu erklimmen. Bremen braucht wiederum einen Mann, der dem mitunter lethargischen Mittelfeld Beine macht, Spielwitz und Kreativität versprüht und auch einen Überraschungsmoment in die Partie bringen kann.
Dies ist Mehmet Ekici trotz ansprechender Vorbereitung bislang nicht gelungen, daher wird Junuzovic auch ohne Umschweife zu seinen ersten Einsatzzeiten kommen. Ob er sofort die erhoffte Hilfe darstellt, ist möglich. Allerdings sollte man keine Wunderdinge erwarten, ist doch der Sprung von der österreichischen in die deutsche Bundesliga kein zu unterschätzender Schritt.
Teil 1: Vedran Corluka (Leverkusen) und Srdjan Lakic (Hoffenheim)
Teil 3: Ivan Santini (Freiburg) und Ariel Borysiuk (Kaiserslautern)
Teil 4: Mohamed Zidan (Mainz) und Ja-Cheol Koo (Augsburg)
Ivan Santini (neuer Verein: SC Freiburg)
Situation: Beim SC hat sich in der Winterpause einiges getan. Unter anderem hat Torjäger Papiss Demba Cisse den Klub Richtung Newcastle verlassen. Mit Sebastian Freis wurde aus Köln bereits ein Angreifer verpflichtet, der den Senegalesen ersetzen soll, mit Santini ist nun noch ein zweiter hinzugekommen. Der 22-Jährige kommt auf Leihbasis von NK Zadar. Der SC besitzt zudem eine Kaufoption auf den Stürmer.
Auch der 1. FC Köln und Hajduk Split sollen am Rechtsfuß interessiert gewesen sein. In Deutschland ist Santini kein völlig unbeschriebenes Blatt. Von Februar bis Juni 2009 stand er beim FC Ingolstadt unter Vertrag und bestritt sechs Zweitliga-Spiele.
Zuvor hatte Santini die Jugendakademie von Red Bull Salzburg durchlaufen, schaffte dann allerdings nicht den Sprung in den Profibereich. Besser zurecht kam der 1,90-Mann zuletzt in seiner Heimat. Für NK Zadar erzielte er in 64 Spielen immerhin 25 Tore, in der laufenden Saison traf er in 16 Partien zehnmal.
In Freiburg will Santini nun an diese Leistungen anknüpfen. Mit Freis, Erik Jendrisek, Garra Dembele und Simon Brandstetter hat er allerdings einige Konkurrenz um den einzigen Platz im Sturm.
SPOX-Meinung: Sein Talent hat Santini seit seiner Jugend schon mehrfach nachgewiesen, meist ließ er allerdings die nötige Durchsetzungsfähigkeit vermissen. Ob ihm dies nun ausgerechnet in der Bundesliga gelingt, scheint fraglich.
Allerdings: Die Konkurrenz im Freiburger Angriff ist zwar zahlreich, aber nicht übermächtig. Zumal vor allem Jendrisek und Dembele schon einige Bewährungschancen ungenutzt verstreichen ließen.
Ariel Borysiuk (neuer Verein: 1. FC Kaiserslautern)
Situation: Der FCK steckt im Abstiegskampf. Damit die Pfälzer den am Ende erfolgreich bewältigen, hat man in der Winterpause nochmal nachgerüstet. Sandro Wagner kam aus Bremen, Nicolai Jörgensen aus Leverkusen. Zudem sind auch Jakub Swierczok (Bytom) und Anthar Yahia (Al-Nasr) neu. Die Transferbemühungen wurden nun durch Borysiuk abgeschlossen.
Der 20-Jährige wechselt von Legia Warschau zu den Roten Teufeln und unterschrieb einen Vertrag bis 2016. Der polnische Nationalspieler soll das FCK-Mittelfeld beleben und hat trotz seines jungen Alters schon einiges vorzuweisen. "Dass Ariel Borysiuk im Alter von 20 Jahren schon 90 Spiele in der polnischen ersten Liga und 15 Spiele in der Europa League absolviert hat, zeugt von seiner Qualität", sagte FCK-Vorstandsboss Stefan Kuntz.
"Wir sind sehr froh, dass er sich nach langem Tauziehen am Ende für uns entschieden hat und wir mit ihm unsere weiteren Ziele angehen können", so Kuntz. Zwischenzeitlich stand der Transfer extrem auf der Kippe. Am Montag hatte Lautern noch erklärt, dass Borysiuk einen Wechsel zum FC Brügge vorzieht, am Dienstag entschied er sich dann kurzfristig doch noch für den FCK.
SPOX-Meinung: In Deutschland ist Borysiuk noch ein Unbekannter. Dass Kuntz in Sachen Nachwuchstalente aber zuletzt ein gutes Händchen hatte, deutete Wintertransfer Swierczok bereits an.
Ob Borysiuk allerdings ebenfalls eine sofortige Unterstützung sein kann, scheint fraglich, hat er doch die komplette Vorbereitung verpasst. Mittelfristig macht der Transfer allerdings durchaus Sinn - selbst, wenn Lautern den Kampf gegen den Abstieg verlieren sollte.
Teil 1: Vedran Corluka (Leverkusen) und Srdjan Lakic (Hoffenheim)
Teil 2: Chong Tese (Köln) und Zlatko Junuzovic (Bremen)
Teil 4: Mohamed Zidan (Mainz) und Ja-Cheol Koo (Augsburg)
Mohamed Zidan (neuer Verein: FSV Mainz 05)
Situation: Der Ägypter wechselt bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere nach Mainz und erhält dort einen Vertrag bis zum Saisonende. Die 05er besitzen aber eine Option, durch die sie den Kontrakt bis 2014 ausdehnen können.
Zidan hatte beim BVB zuletzt keine Chancen auf Einsatzzeiten und stand in der Hierarchie der Angreifer klar hinter Robert Lewandowski und Lucas Barrios. Die Dortmunder hatten betont, entweder ihn oder Barrios im Winter abzugeben.
Mainz bekommt einen Spieler, der bezahlbar und sofort sowie vielseitig einsetzbar ist. Für den Mainzer Sturm ist Zidan eine echte Verstärkung, wenngleich die Konkurrenz für den 30-Jährigen mit Leuten wie Adam Szalai, Sami Allagui oder Eric-Maxim Choupo-Moting nicht ohne ist.
SPOX-Meinung: Ein Deal, von dem alle drei Parteien profitieren. Dortmund hat einen unzufriedenen Reservisten weniger, Mainz bekommt einen topfitten Angreifer und Zidans Chancen, wieder regelmäßig zu spielen, haben sich eklatant erhöht. Der 30-Jährige absolvierte eine starke Wintervorbereitung, steht voll im Saft und ist hoch motiviert.
"Ich wollte unbedingt wieder nach Mainz, ich habe die tolle Zeit dort mit dem Verein und den Fans nie vergessen. Ich freue mich auf meine neue Mannschaft und will ihr helfen, sich sportlich weiter positiv zu entwickeln", sagte Zidan. Trainer Thomas Tuchel kann Zidan sowohl auf der Zehnerposition als auch ganz vorne im Angriff einsetzen. Zusammen mit dem wuchtigen Rückkehrer Adam Szalai könnte der technisch versierte Zidan ein gutes Duo bilden.
Ja-Cheol Koo (neuer Verein: FC Augsburg)
Situation: Der FC Augsburg rüstet sich für die Mission Nichtabstieg. Nachdem man mit Jan Moravek aus Schalke (Leihe) und U-21-Nationalspieler Matthias Ostrzolek vom VfL Bochum bereits zwei vielversprechende Neuzugänge vermelden konnte, ist der Transfer von Ja-Cheol Koo ein weiterer Fingerzeig in die richtige Richtung.
In der Nationalmannschaft Südkoreas ist Koo eine feste Größe. Dort präsentierte er sich nicht nur 2010 bei der Asien-Meisterschaft, als er seine Mannschaft mit fünf Toren in sechs Spielen ins Halbfinale führte, als absoluter Leistungsträger.
Beim VfL Wolfsburg schaffte er den Durchbruch aber nicht. In der aktuellen Saison kam er zwar auf zwölf Spiele. Dabei wurde er jedoch fünfmal ein- und siebenmal ausgewechselt. Der 22-Jährige wechselt bis zum Saisonende auf Leihbasis nach Augsburg.
SPOX-Meinung: Gut möglich, dass Koo sich beim FCA schnell etabliert und zum Stammspieler wird. Sein großer Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz ist seine Flexibilität. Egal ob links vorne, rechts vorne, hinter den Spitzen oder im zentralen Mittelfeld, den Südkoreaner kann man nahezu überall aufstellen.
Wenn er es schafft, die Leistungen aus der Nationalmannschaft auch in der Bundesliga abzurufen, könnte er der zweitschwächsten Angriffsreihe der Liga die zwingend nötige Durchschlagskraft verleihen, um im Abstiegskampf zu bestehen.
Teil 1: Vedran Corluka (Leverkusen) und Srdjan Lakic (Hoffenheim)
Teil 2: Chong Tese (Köln) und Zlatko Junuzovic (Bremen)
Teil 3: Ivan Santini (Freiburg) und Ariel Borysiuk (Kaiserslautern)
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