Frage: Mats Hummels, sind Sie selbst überrascht, wie deutlich der Sieg in Hamburg ausgefallen ist?
Mats Hummels: Wenn man uns das vorher so gesagt hätte, hätten wir das unterschrieben. Auch trotz des Gegentores am Schluss, das sicherlich nicht notwendig war.
Frage: Waren Sie überrascht, dass der HSV trotz deutlicher Unterlegenheit nicht auf den Spielverlauf reagiert hat?
Hummels: Der HSV hat sein Spiel durchgezogen. Wir wussten im Vorfeld, wie sie ihr Spiel aufbauen und aufziehen werden und haben sie das machen lassen, um dann bei den Ballverlusten die Räume sofort auszunutzen. Das hat heute über fast 90 Minuten wunderbar geklappt. Deshalb kann man davon reden, dass unser Plan auch aufgegangen ist.
Frage: Das Dortmunder Spiel gegen den Ball war teilweise überragend. Gehen diese Teilaspekte aus Ihrer Sicht immer ein wenig unter angesichts eines 5:1-Sieges, bei dem fast nur über die Offensivleistung gesprochen wird?
Hummels: Das Geheimnis der besten Mannschaften besteht darin, hinten sicher zu stehen und dem Gegner somit das Gefühl zu geben, dass er keine Chance hat. Es gab in den letzten Jahren egal in welchem Wettbewerb kaum Titelträger, die pro Spiel zwei Tore kassiert haben. Es wird bei diesen Mannschaften großer Wert auf die Defensive gelegt, deshalb ist es auch unser erstes Ziel, dass wir so wenig wie möglich zulassen.
Frage: Das hat gegen den HSV beinahe perfekt funktioniert.
Hummels: Bis auf einen Kopfball von Guerrero haben wir das in der ersten Halbzeit geschafft. Die Defensive ist immer das Wichtigste für uns.
Frage: Der BVB hat die "Vorlage" der Bayern beeindruckend genutzt. Sehen Sie den Erfolg auch als Ansage an den Rest?
Hummels: Schalke hat 37 Punkte, die Bayern auch, Gladbach hat 36. Es ist jetzt halt nicht mehr so, dass nur eine Mannschaft vorne steht. Sondern es ist alles sehr eng. Man darf sich wenig erlauben, weil die Wahrscheinlichkeit, dass gleich alle anderen drei auch keine Punkte holen, sehr gering ist. Deswegen sollten wir Spiele wie in Hamburg, wo wir deutlich überlegen sind, auch gewinnen.
Frage: Wie haben Sie die Leistung von Mitch Langerak gesehen?
Hummels: Er strahlt unheimlich viel Ruhe aus, vor allen Dingen bei hohen Bällen. Deshalb freut es uns, dass er die Gelegenheit immer nutzt, wenn er sich zeigen darf.
Frage: Sie haben zum ersten Mal wieder mit Neven Subotic zusammengespielt, der ja lange verletzt war. Gab es gar keine Anlaufschwierigkeiten?
Hummels: Wenn man so lange nebeneinander spielt, macht es auch nichts aus, wenn man mal ein paar Wochen fehlt. Wir haben uns ganz schnell wieder gefunden auf dem Platz. Wenn man mal vier, fünf Wochen fehlt, verliert man deshalb ja nicht gleich die Automatismen.
Frage: Wird das Gegentor denn jetzt auch noch analysiert oder sieht man da auf Grund des klaren Erfolgs darüber hinweg?
Hummels: Das wird auf jeden Fall noch besprochen. Es war in vielen Punkten unnötig. Erst haben wir einen Einwurf verursacht, obwohl wir vier gegen einen waren. Dann haben wir uns zu leicht ausspielen lassen an der Außenlinie, standen dazu in der Mitte nicht optimal. Auch ich hätte mich vielleicht anders verhalten können. Entweder gehe ich ganz drauf auf Sala oder bleibe im Zentrum. Es gibt also genügend Kritikpunkte. Diese Dinge muss man klar ansprechen, damit das bei einem knapperen Spielstand gegen einen besseren Gegner in der Art nicht mehr passiert.
Frage: Kommendes Wochenende empfängt der BVB 1899 Hoffenheim. Für die Fans ist das auch immer ein besonderes Spiel. Für die Spieler auch?
Hummels: Höchstens deshalb, weil wir gegen sie zu Hause noch nie gewonnen haben. Bisher gab's aus drei Spielen drei Unentschieden. Das ist eine Bilanz, die wir so nicht stehen lassen können. Deshalb gilt es, gegen einen der Lieblingsgegner unseres Vorstands jetzt drei Punkte zu holen.
Frage: Parallel zum Spiel in Hamburg lief eine Protestaktion einiger hundert BVB-Fans vor dem Stadion für niedrigere Ticketpreise für Stehplätze. Haben Sie die Stimmung im Stadion deshalb etwas anders wahrgenommen?
Hummels: Dass die Aktion stattfand und die Fans vor dem Gästeblock Radio gehört haben, das wussten wir. In der Sache kann man die Fans auch verstehen, weil es immer teurer wird, Fußball zu schauen und es dementsprechend schwer wird für Leute, die nicht so gut verdienen, aber die gesamte Saison verfolgen wollen. Trotzdem ärgern sie sich jetzt wahrscheinlich, dass sie sich ausgerechnet dieses Spiel ausgesucht haben.
Mats Hummels im Steckbrief