"Vielleicht hatte Reus Angst"

SID
Arjen Robben (M.) vermutet, dass Marco Reus (l.) evtl. den Konkurrenz im München geschaut habe
© Imago

Arjen Robben ist einer der besten Fußballer der Welt - in den vergangenen zwei Jahren plagte Bayern Münchens Superstar aber das Verletzungspech. Im Trainingslager des Rekordmeisters in Doha (Katar) macht sich der 27-Jährige derzeit wieder fit und sprach mit der dapd über seine Leidenszeit, Egoismus, die anstehende Vertragsverlängerung und das erste Tor 2012.

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Frage: Das erste Tor 2012 für Bayern München haben Sie geschossen. Ein gutes Zeichen?

Robben: Ein ganz wichtiges Tor (lacht). Es ging 13:0 aus. Mir macht es mehr Spaß, wieder zu trainieren. Wir haben ein hohes Niveau im Training hier.

Frage: Was haben Sie sich vorgenommen für 2012? 2011 war nicht Ihr Jahr

Robben: Ich kann sagen, ich will fit bleiben. Aber ich weiß nicht, ob das so einfach ist für mich (lacht). Ich will viel spielen und Spaß haben. Die letzten Monate waren schwierig, aber ich hoffe, dass ich das jetzt hinter mir habe. Ich muss wieder Rhythmus kriegen.

Frage: In der Hinrunde waren Sie lange verletzt. Sind die Schmerzen an der Leiste inzwischen weg?

Robben: Es ist noch immer nicht weg, aber es geht bergauf. Ich kann jetzt gut trainieren. Es war eine Scheißzeit. Da war diese Unsicherheit, ich musste immer wieder abwarten. Keiner konnte mir sagen, wann es vorbei ist. Aber es ist jetzt hoffentlich so weit. Ich schaue nach vorne.

Frage: Hatten Sie Angst vor dem Karriereende?

Robben: Das nicht. Ich bleibe immer positiv und versuche, wieder die Kräfte zu finden. Für mich ist es immer eine Herausforderung, wieder zurückzukommen.

Frage: Wie wichtig war es für Sie, dass sowohl die Bosse als auch Jupp Heynckes Ihnen in dieser Situation demonstrativ den Rücken gestärkt haben?

Robben: Das hat mir gut getan. Sie haben das nach außen gemacht, aber sie haben es intern auch immer ausgesprochen. Dafür bin ich dankbar und deshalb sage ich auch, dass ich mich sehr wohl fühle, hier. Ich habe ein super Verhältnis mit allen Leuten im Verein. Es ist ein Familienverein. Das gefällt mir.

Frage: Werden Sie Ihnen denn den Gefallen tun und Ihren Vertrag verlängern?

Robben: Ich sehe im Moment keinen Grund, wegzugehen. Es sind noch eineinhalb Jahre, aber für mich ist es das Wichtigste, auf dem Platz zu stehen und wichtig zu sein für die Mannschaft. Das andere kommt. In der nächsten Zeit wird darüber gesprochen, aber das hat für mich nicht Priorität.

Frage: Bis wann wollen Sie denn wissen, wie es weiter geht?

Robben: Das wird in der nächsten Zeit wahrscheinlich kommen. Ist es nicht Januar, ist es Februar oder März. Aber bald. Natürlich will ich auch Klarheit haben.

Frage: Beeinflusst der Wechsel von Marco Reus zu Borussia Dortmund Ihre Situation? Er hätte auch auf Ihrer Position spielen können.

Robben: Für mich war das kein Thema. Vielleicht ist er deswegen auch zu Dortmund gegangen, weil er Angst hatte, dass er nicht spielen kann bei Bayern. Wir haben schon zwei gute Flügel.

Frage: In dieser Saison wird der größte Titel in München vergeben. Alle sprechen vom 19. Mai. Was ist wirklich drin?

Robben: Das Potenzial ist da. Es ist auch alles harmonisch. Wir haben gute Charaktere und Persönlichkeiten. Wir müssen aber dafür sorgen, dass wir fokussiert bleiben, nicht nachlassen. Das hat in der Hinrunde in den letzten Spielen ein bisschen gefehlt.

Frage: Sie sprechen von Harmonie. Ende der Rückrunde gab es aber eine große Ego-Diskussion um Sie.

Robben: Da ist ein bisschen Stimmung gemacht worden - nicht aus der Mannschaft. Am Anfang hat es mich geärgert, aber jetzt kann ich drüber lachen. Es ist auch lächerlich.

Frage: Sind Sie egoistisch?

Robben: Ja. Ich bin ein super Egoist. Ich denke nur an mich selbst. Nur Arjen Robben ist wichtig (lacht). Das ist doch Wahnsinn. Natürlich nicht.

Frage: Muss man auf dem Fußballplatz nicht auch Egoist sein?

Robben: Natürlich. Das ist auch eine Qualität. Die Stürmer, die Flügelspieler müssen auch egoistisch sein. Aber nicht so, dass die Mannschaft benachteiligt wird. Ich bin ein Spieler, der oft nach Intuition spielt. Wie Franck Ribery. Das sind unsere Kräfte. Wenn wir zu viel nachdenken, ist das nicht unsere Qualität.

Frage: Ribery hat in der Rückrunde wesentlich mehr nach hinten gearbeitet.

Robben: Das ist auch ganz wichtig. Darüber haben wir in der Vorrunde schon viel gesprochen., dass wir das mit der ganzen Mannschaft machen. Alle machen das besser. Wenn wir das hinkriegen, dann sind wir ganz stark.

Frage: Das Jahr 2012 ist auch wegen der EM ein besonderes Fußballjahr. Ist die niederländische oder die deutsche Nationalmannschaft besser?

Robben: Vor einigen Monaten Deutschland. Aber ich hoffe, dass das in einigen Monaten gedreht wird. Wir machen auch schon ein paar Witze darüber.

Frage: Eigentlich haben Sie nach dem 0:3 nicht die Berechtigung, zu scherzen.

Robben: Am Tag nach dem Spiel wäre ich auch lieber zuhause geblieben (lacht). Ich musste mir schon anhören, dass wir nicht gut waren. Es war peinlich, aber ich habe mir das Spiel ganz angeschaut.

Frage: Wie sehen Sie die Gruppe mit Deutschland, der Niederlande, Dänemark und Portugal?

Robben: Das ist die schwerste Gruppe. Wir haben den kleinen Vorteil ist, dass wir zuerst gegen Dänemark spielen. Das müssen wir unbedingt gewinnen. Das zweite Spiel ist dann entscheidend.

Frage: Ist der Antrieb in diesem Jahr noch größer? 2010 haben Sie ein Champions League und ein WM-Finale verloren.

Robben: Das macht den Willen noch größer. Das ist mein Ziel, die Champions League zu gewinnen und etwas mit der Nationalmannschaft zu erreichen. Das ist das Einzige, was noch fehlt. Die Meisterschaft habe ich jetzt in vier Ländern gewonnen, den Pokal. Wenn man so nah dran ist, muss man auch dafür kämpfen, noch mal in so ein Finale zu kommen. Und zu gewinnen.

Frage: Ist die Mannschaft reifer als 2010?

Robben: Jetzt haben wir wieder mehr Erfahrung. Wir sind zwei Jahre älter. Die Qualität haben wir, aber wenn man einen schlechten Tag hat, beispielsweise gegen Basel, kann es auch schnell vorbei sein. Das ist die Gefahr. Du musst immer versuchen, das nächste Spiel zu gewinnen. Jeder weiß, was erwartet wird. Und du bekommst nichts geschenkt.

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