Jermaine Jones hat sein Schweigen gebrochen. Nach seinem Tritt gegen Marco Reus im DFB-Pokal und der anschließenden Sperre meldet sich der Mittelfeldspieler des FC Schalke 04 zu Wort. In einem Interview sprach Jones über eine mediale Hetzjagd, sein fragwürdiges Image und Probleme mit Felix Magath.
Am Donnerstag darf Jermaine Jones in der Europa League bei Viktoria Pilsen mal wieder spielen. In der Bundesliga kam Schalkes Mittelfeldspieler dagegen im neuen Jahr noch gar nicht zum Einsatz und muss auch in den kommenden Wochen noch zusehen.
Der Grund: Nach seinem Tritt gegen Gladbachs Marco Reus im Pokal kurz vor Weihnachten, wurde Reus vom DFB nachträglich für acht Wochen gesperrt. "Das war ein Fehler, die Aktion war nicht korrekt, auf gut deutsch gesagt: unter aller Sau. Deswegen spende ich ja auch jetzt eine erhebliche Summe für ein Kinderheim in Herne", sagte Jones im Interview mit "DerWesten".
"Mit 30 darf das nicht passieren"
Er habe sich deshalb auch unmittelbar nach dem Vorfall bei Reus entschuldigt, so Jones, der allerdings beteuert, nicht vorsätzlich gehandelt zu haben. "Es ist einfach eine Sache von Sekunden, in denen du einen Blackout hast. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich es ungeschehen machen."
Wirklich nachvollziehen kann der US-Nationalspieler sein Handeln nicht. "Ich muss sagen: Wenn mir das mit 20 passiert wäre - okay, Jugendsünde. Aber ich bin jetzt 30, da darf das nicht sein."
Für die anschließende Sperre und die "Hetzjagd" auf seine Person in der Öffentlichkeit, hat Jones allerdings nur bedingt Verständnis: "Die Sache ist im Pokal passiert, und ich hätte es verstanden, wenn man gesagt hätte: Die ganze nächste Saison darf er im Pokal nicht spielen, und als Denkzettel geben wir ihm noch zwei, drei Spiele Sperre in der Liga obendrauf. Aber es ist so viel Druck von außen gekommen, dass der DFB die ganze Sperre auf die Bundesliga bezogen hat."
Problem: Image als Bad Boy
Jones vergleicht seine Situation dabei mit der von Real Madrids Pepe, der Lionel Messi im Spiel gegen den FC Barcelona auf die Hand gestiegen war, aber straffrei davon kam. "Das war nicht korrekt, das wissen wir alle, aber dann hat sein Trainer Mourinho gesagt: 'Ich glaube ihm, dass es keine Absicht war', und damit war die Sache mehr oder weniger erledigt", so Jones. "Wenn ich dagegen sehe, was nach meiner Aktion für ein Hype gemacht wurde, dann finde ich das nicht korrekt."
Den Grund dafür hat Jones in seinem Image als "Bad Boy" ausgemacht: "Ich kann zehn Spieler aufzählen, die auch mal Aussetzer hatten, und alle sind Persönlichkeiten gewesen: Ob nun Effenberg oder Kahn oder Matthäus. Aber bei keinem wird das so hoch gehangen wie bei mir, und das hat mit meinem Background zu tun."
Ändern will sich der 30-Jährige deshalb allerdings nicht, schließlich habe jeder großer Verein "ein positives Arschloch - das brauchst du in meinen Augen", so Jones.
"Mit Magath macht es keinen Sinn mehr"
Keine guten Erinnerung hat der Mittelfeldmann an seine Zeit unter Coach Felix Magath. "Das Problem war meine Schienbeinverletzung. Wenn ich mich nicht verletzt hätte, wäre ich wahrscheinlich Kapitän geworden und hätte alle Spiele gemacht, weil er auf mich stand."
So aber geriet Jones mit Magath wegen unterschiedlicher Auffassungen über den Reha-Verlauf aneinander. "Er war der Meinung, ich sollte ihm bedingungslos vertrauen, und ich fand, dass einiges zu viel war. Und so war es ja auch. Wenn ich auf mein Gefühl gehört hätte, wäre ich nur drei Monate ausgefallen - so aber wurde es ein Jahr."
Jones weiter: "Irgendwann machte es keinen Sinn mehr, mit ihm zusammenzuarbeiten, weil ihm meine Gesundheit oder die anderer Spieler egal war. Wenn du da bist, bist du da. Wenn nicht, wirst du ausgetauscht."
Jermaine Jones im Steckbrief