Nuri Sahin und die 5 Fragezeichen

Von Jochen Tittmar
Nuri Sahin spielte beim Wintercup in Düsseldorf erstmals wieder für den BVB
© Imago
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Wie geht der BVB jetzt mit Sahin um?

Was Sahins Spielanteile während der letzten 18 Monate angeht, zeigen die erwähnten Zahlen, dass ihm derzeit echte Spielpraxis fehlt. Vor über zwei Monaten trat er letztmals in einem Pflichtspiel gegen den Ball. Dennoch bringt er eine gewisse Grundfitness mit, da er sich bis zuletzt auch aufgrund der fehlenden Winterpause in England durchgehend im Trainingsbetrieb befand.

In Dortmund heißt das Stichwort nun aber Gewöhnung: an die mannschaftstaktischen Abläufe, die physischen Herausforderungen und auch an die Mitspieler. Klopp will Sahin nun so schleifen, dass er in vier bis fünf Wochen, also zu Beginn der englischen Wochen mit den Aufgaben in der Champions League und im DFB-Pokal, alle Defizite abgearbeitet hat. Dazu wird er ihm natürlich auch ausreichend Spielminuten gönnen, ein baldiger Startelfeinsatz scheint aber nicht wahrscheinlich.

Das "Risiko" dabei: Sollte Sahin auf dem Weg dorthin einen Rückschlag erleiden, der derzeit anvisierte Zeitplan also ins Wanken geraten und der BVB darüber hinaus plötzlich nur noch auf einer statt auf drei Hochzeiten tanzen, hätte man erst dann einen spielfitten Sahin und würde "nur" noch in der Bundesliga um die Qualifikation zur Königsklasse kämpfen. Zugegeben ein derzeit sehr konjunktivistisches Szenario...

 

Welche Auswirkungen hat Sahins Transfer auf das Spielsystem?

Neben der gängigen 4-2-3-1-Anordnung hat das Team mittlerweile auch ein Gefühl für ein 4-3-3-System entwickelt. Die Übergänge dabei sind allerdings ziemlich fließend. In der Champions League bei Manchester City sowie in der Liga beim FC Bayern und in Hoffenheim agierte der BVB aus einer Grundordnung mit drei defensiv orientierten Mittelfeldspielern heraus, die Klopp etwas enger und teilweise ins Zentrum orientiert aneinanderreihte.

Sahin könnte dort problemlos eine der "offensiven" Halbpositionen links oder rechts des zentral-defensiven Sechsers (Sebastian Kehl oder Sven Bender) bekleiden. Sahin ist in jedem Fall eine gewissermaßen flexible Option für die Mittelfelddreierreihe im 4-3-3, das der BVB mit ihm sicherlich weiter zu verfeinern versucht.

Spielt Dortmund im 4-2-3-1, wäre Sahin ein Mann für den offensiven Part auf der Doppelsechs - so wie man es aus der Meistersaison 2011 kennt. Vermeintlich offen ist dabei die Frage, ob Sahin nur zusammen mit einem defensiven Sechser auflaufen könnte. Ein klares Ja oder Nein kann es hier jedoch nicht geben, da von Spiel zu Spiel auch jeweils viel von der personellen Konstellation abhängen und Klopp sich auch vor dem Hintergrund der nötigen Rotation nicht davor scheuen wird, zwei offensiv denkende Akteure (z.B. Ilkay Gündogan und Sahin) zusammen aufzubieten.

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Man kann zudem davon ausgehen, dass Sahin nicht wie zuletzt ab und an in Liverpool praktiziert als Zehner zum Einsatz kommen wird. Auf dieser Position sieht ihn Klopp nicht. Dafür plant der Coach, mit Sahin als Sechser die Möglichkeit zu nutzen, "andere Sechser für offensivere Positionen freizumachen". Damit dürfte er ausschließlich Gündogan und Moritz Leitner meinen, mit beiden experimentierte Klopp bereits im Trainingslager in Spanien auf der Zehnerposition. Gerade Gündogan könnte dort in Teilbereichen der Rückrundenpartien weitere Chancen erhalten und durch ein Nach-Vorne-Rücken sozusagen Platz für eine Einwechslung auf der Doppelsechs machen. Klopp zeigte sich von Gündogans Zehner-Auftritten bislang jedenfalls recht angetan.

 

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