Die Testspiele sind vorbei, die Liga steht vor der Tür. Zeit für SPOX, eine Bilanz der Saisonvorbereitung zu ziehen. Wer war top? Wer floppt? Im dritten Teil blicken wir auf die sechs Topteams der vergangenen Saison.
Bayern München
In seinen ersten Testspielen als Bayern-Trainer ließ Pep Guardiola aufgrund des zu Beginn der Vorbereitung ausgedünnten Profikaders viele Nachwuchsspieler ran. Julian Green und Patrick Weihrauch konnten dabei überzeugen. Beim 3:0 gegen Brescia im Trainingslager am Gardasee bot Guardiola erstmals eine Elf auf, die einer Stammformation nahekam. Ein erstes echtes Ausrufezeichen setzten die Bayern beim Telekom Cup, als sie den HSV und Mönchengladbach in jeweils 60 Minuten mit überragendem Offensivfußball an die Wand spielten. Wie gut die Spieler Guardiolas Idee von Angriffsfußball bereits verinnerlicht haben, zeigte auch das Super Cup-Finale in Dortmund. Hier offenbarten die Münchner allerdings deutliche Schwächen in der Verteidigung. Dank ihrer nahezu perfekt funktionierenden Balance dominierten sie in der letzten Saison national wie international. Diese Balance (halbwegs) wiederzuerlangen, stellt die größte Herausforderung für Guardiola In der letzten Woche vor dem Bundesligastart dar. Zudem hat der Trainer die personelle Qual der Wahl, vor allem in der Offensive. Javi Martinez, Bastian Schweinsteiger und Mario Götze kamen noch fast gar nicht zum Zug; ihre Integration wird noch andauern.
Die Testspiele im Überblick: Fanclub Wildenau (15:1), TSV Regen (9:1), Paulaner Traumelf (13:0), Brescia Calcio (3:0), SG Sonnenhof Großaspach (6:0), Hansa Rostock (4:0), Hamburger SV (4:0), Mönchengladbach (5:1), FC Barcelona (2:0), Borussia Dortmund (2:4), FC São Paulo (2:0), Manchester City (2:1)
Gewinner der Vorbereitung: Arjen Robben. Nach der Saison 2011/12 war der Niederländer der Buhmann einiger Bayern-Fans, nach der Saison 2012/13 der Held aller Anhänger. Davon unabhängig hat Robben die jeweilige Vorbereitung höchst professionell absolviert. Guardiola bezeichnete Robben nach dessen Ankunft im Trainingslager als "Geschenk". Und Robben hat sich in den Spielen beim Telekom Cup und im Supercup gegen Dortmund festgespielt. Beim Sieg gegen São Paulo wurde er sogar zum besten Spieler gewählt. Er fühlt sich in Guardiolas Offensivsystem wohl und beweist, dass er seine Stärken nicht nur auf dem rechten Flügel hat.
Borussia Dortmund
Der BVB startete als letzter Bundesligaverein in die Vorbereitung. Die Offensive ist jedoch bereits wieder in Bundesligaform. Besonders gut zu sehen beim 4:2 gegen die Bayern im Supercup. Lediglich gegen Gladbach blieb der BVB ohne eigenen Treffer. Marco Reus, Robert Lewandowski und Henrikh Mkhitaryan zeigten sich bereits in toller Spiellaune. Der Armenier passt "wie Arsch auf Eimer", wie es Jürgen Klopp ausdrückte, und demonstrierte mit einem Tor und einem Assist in seinem ersten Spiel gegen Bursaspor, weshalb ihn der BVB unbedingt wollte. Defensiv gab es dagegen noch den einen oder anderen Wackler. Ärgerlich: Mit Sokratis und Mkhitaryan verletzten sich gleich zwei Neuzugänge. Mkhitaryan wird zum Saisonstart definitiv ausfallen. Der dritte Neuzugang Pierre-Emerick Aubameyang zeigte nach seiner Einwechslung im Supercup, welch großartiger Konterspieler er sein kann. Von den gerade zu Beginn der Testspiele eingesetzten Youngstern überzeugte vor allem Allrounder Jonas Hofmann. Auch Marian Sarr, Koray Günter und Jannik Bandowski zeigten in Ansätzen ihr Talent.
Die Testspiele im Überblick: Pocher-Auswahl (9:1), 1. FC Magdeburg (3:0), FC Basel (3:1), Bursaspor (4:1), FC Luzern (4:1), Borussia Mönchengladbach (0:1), Hamburger SV (1:0), Bayern München (4:2), Würzburger Kickers (3:0)
Gewinner der Vorbereitung: Kevin Großkreutz. Gegen Bayern erhielt der Ur-Dortmunder auf der rechten Abwehrseite das Vertrauen von Jürgen Klopp. Großkreutz zahlte es mit gewohntem Einsatz und Lauffreude zurück und ließ auf seiner Seite kaum Durchstöße zu. Sein erster Konkurrent für den Platz in der Startelf heißt derzeit Sokratis. Der Grieche präsentierte sich jedoch in seinen Vorbereitungseinsätzen fahrig und scheint noch etwas Eingewöhnungszeit zu benötigen. Großkreutz hat im Kampf um mehr Einsätze dagegen ein echtes Ausrufezeichen gesetzt und dürfte in Lukas Piszczeks Abwesenheit eine wichtigere Rolle als im Vorjahr spielen.
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Bayer Leverkusen
Bayer absolvierte insgesamt eine zufriedenstellende Vorbereitung. Die Neuzugänge Roberto Hilbert, Emir Spahic und Heung-Min Son präsentieren sich bereits gut integriert. Son traf in seinen ersten drei Testspielen drei Mal. Spahic hat in der Innenverteidigung die Nase derzeit sogar vor Philipp Wollscheid. Auch die jungen Giulio Donati und Levin Öztunali sind bereits weiter als erwartet. "Die jungen Spieler machen das sehr gut", bekräftigte Ömer Toprak. Auch aus dem Lazarett gibt es erfreuliche Nachrichten: Karim Bellarabi trainierte nach neun Monaten wieder mit der Mannschaft und traf im Test gegen Kaiserslautern sogar. Von den Testspielniederlagen gegen 1860 München und den belgischen AS Eupen ließ sich die Bayerelf nicht aus dem Konzept bringen. In beiden Spielen scheiterte man mehr an der eigenen Chancenverwertung, als an der Klasse des Gegners. Eine Baustelle, der sich Sami Hyypiä auch nach dem klaren 4:0-Sieg gegen Vitesse Arnheim bewusst war: "Ich denke, wir können noch besser spielen." Auch die Kommunikation mit den Neuzugängen bereitet dem Trainer derzeit noch Sorgen: "Wir haben Spieler aus verschiedenen Ländern, da kann es anfangs manchmal ein Problem geben mit der Verständigung."
Die Testspiele im Überblick: Schwarz-Weiß Essen (4:1), VfL Bochum (2:0), KV Mechelen (2:0), TSV 1860 München (1:2), Udinese Calcio (3:0), AS Eupen (1:2), Vitesse Arnheim (4:0), 1. FC Kaiserslautern (1:1)
Gewinner der Vorbereitung:Levin Öztunali. Als langfristige Verstärkung und Perspektivspieler im defensiven Mittelfeld eingeplant, spielte der 17-jährige Neuzugang und Uwe-Seeler-Enkel eine bärenstarke Vorbereitung und brachte Rudi Völler sogar ins Schwärmen: "Er ist viel weiter als wir alle dachten." Beim überzeugenden 4:0 gegen Vitesse Arnheim legte Öztunali mit guter Übersicht seinen ersten Treffer auf und schielt nun schneller als erwartet in Richtung erster Bundesligaminuten. Angst, dass der Sprung für Öztunali zu früh kommen könnte, hat Völler nicht: "Levin ist ein total anständiger und bodenständiger Junge. Der hebt nicht ab."
FC Schalke 04
Lange Zeit gab es in der Vorbereitung beim FC Schalke nur ein Thema: Den Transfer von Leon Goretzka. Gleich in seinem ersten Testspiel gegen Villingen demonstrierte der Neuzugang mit einem feinen Freistoßtreffer seine Fähigkeiten. Im Spiel gegen die Ergo-Nationalelf war bei den Schalkern noch viel Sand im Getriebe. Dem knappen Sieg folgten dann jedoch weitestgehend überzeugende Auftritte. Das 1:3 gegen Salzburg kann deshalb zweifellos als Ausrutscher abgehakt werden. Durch die Neuzugänge hat Trainer Jens Keller auf nahezu allen Positionen die Qual der Wahl. Felipe Santana, Leon Goretzka, Christian Clemens und Adam Szalai haben alle Stammpotential. "Unser Trainer kann auf allen Positionen adäquat wechseln. Das fördert die Teamleistung", sagte Benedikt Höwedes. Selbst das Torwartduell wurde durch zwei kuriose Gegentore für Timo Hildebrand gegen Salzburg wieder neu entfacht. Konkurrent Lars Unnerstahl verursache seinerseits gegen Leipzig einen Foulelfmeter. Für das Highlight der Vorbereitung sorgte sicherlich Julian Draxler mit seiner Torvorlage gegen Al-Sadd.
Die Testspiele im Überblick: ERGO-Nationalelf (1:0), FC 08 Villingen (5:0), Red Bull Salzburg (1:3), Alemannia Aachen (6:1), TuS Koblenz (4:1), Besiktas Istanbul (1:1), FC Southhampton (2:0), Al-Sadd (4:0), LOK Leipzig (2:0)
Gewinner der Vorbereitung:Adam Szalai. Der Neuzugang überzeugte in fast allen Testspielen. Ob auf der ungewohnte Position als Zehner gegen die ERGO Nationalelf, als einzige Sturmspitze oder als Partner an der Seite von Klaas-Jan Huntelaar: Szalai war stets präsent und lieferte beste Argumente für eine dauerhafte Rolle im Schalker Sturm. Mit acht Testspieltoren zeigte er außerdem, dass die Torflaute aus der letzten Rückrunde der Vergangenheit angehört.
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SC Freiburg
Der unvergleichliche Aderlass, der den SC Freiburg in der Sommepause traf, war in den Testspielen kaum zu bemerken. Großzügig aufgefüllt mit jungen Talenten aus der zweiten Mannschaft, allen voran Hendrick Zuck und Sebastian Kerk, zeigte Freiburg den inzwischen bekannten laufintensiven Offensivfußball. Im Kaiserstuhl-Cup fehlte gegen den FC Winterthur und den FC Lausanne-Sport noch in einigen Situationen die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Trainer Christian Streich nutzte das Turnier jedoch für einige Experimente und brachte in den vier Halbzeiten vier völlig unterschiedliche Mannschaften auf das Feld. Die Neuzugänge hatten im Breisgau kaum Eingewöhnungsprobleme. Amir Mehmedi traf bei seinem Debüt gegen Piräus gleich doppelt. Gegen den FC Radolzell durften dann in erster Linie die Jungen ran, doch auch die machten ihre Sache beim 6:2-Sieg tadellos. Die Youngster Menig, Kinoshita und Kath trugen sich erstmals in die Torschützenliste ein und machen Mut für die Zukunft. Das starke 0:0 gegen den spanischen Erstligisten rundet das positive Fazit ab und zeigt: Der SC Freiburg ist bereit für die Liga.
Die Testspiele im Überblick: SV Oberschopfheim (10:0), SNV Zweibrücken (2:0), FC Winterthur (1:1), FC Lausanne-Sport (1:2), Olympiakos Piräus (4:2), Akhisar (3:1), FC 03 Radolfzell (6:2), Athletic Bilbao (0:0)
Gewinner der Vorbereitung: Mike Hanke. So manch einer rümpfte die Nase, als der SC Freiburg Mike Hanke aus Gladbach holte. Die Frage, ob er in der Lage ist, der jungen Mannschaft zu helfen, kann nach der Vorbereitung eindeutig mit "Ja" beantwortet werden. Hanke präsentierte sich torgeährlich (2 Tore) und in prächtiger Spiellaune. Sofort erkennbar, dass er mit seiner Erfahrung in der kommenden Saison beim SC Freiburg vorneweg marschieren wird. Bitter für Hanke: Gegen Bilbao musste er verletzt raus.
Eintracht Frankfurt
Eintracht Frankfurt hielt sich in der Saisonvorbereitung absolut schadlos. Alle sechs Vorbereitungsspiele wurden gewonnen. Gegen Hessenligist Flieden setzte Frankfurt mit Felix Wiedwald, Jan Rosenthal, Joselu, Stephan Schröck und Johannes Flum gleich vier Neuzugänge von Beginn an ein, die sich gut in die Mannschaft integrierten. Joselu erzielte sogar starke fünf Tore. Gegen Aalen tat man sich zwar zunächst schwer, doch erneut war es Joselu, der den 0:1-Rückstand durch zwei Tore drehte. Beim elftägigen Trainingslager im österreichischen Langenfeld setzte man sich gegen die türkischen Klubs Bursaspor und Kayserispor durch. Beim 5:1 gegen Bursaspor lieferte die Mannschaft ihr wohl bestes Spiel der Vorbereitung ab. Besonders dominant agierte die Eintracht über die Außenbahnen. Allen vier Toren der ersten Hälfte gingen Flanken voraus. Gegen Kayserispor demonstrierte man nach einem 0:2-Rückstand Comebackqualitäten. Besonders tat sich hier der 17-jährige Youngster Luca Waldschmidt hervor, der seinen ersten Treffer für die Profis erzielte. Für die einzige negative Schlagzeilen sorgten Frankfurter Anhänger, die sich beim Spiel gegen Luxemburg unbefugt Zutritt zum Stadion verschafften und so fast für den Abbruch der Partie sorgten.
Die Testspiele im Überblick: SKN St. Pölten (3:2), Buchonia Flieden (11:0), VfR Aalen (4:1), Bursaspor (5:1), Kayserispor (3:2), Luxemburg (4:1)
Gewinner der Vorbereitung: Joselu. Der Neuzugang aus Hoffenheim überzeugte vor allem in den ersten Spielen der Vorbereitung durch mannschaftsdienliche Spielweise und vollen Einsatz. Nicht zu vergessen sind auch seine sieben Tore. Gegen Kayserispor sorgte er zudem mit einem herrlichen Hackenanspiel auf Alex Meier für den Anschlusstreffer.
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