Die Testspiele sind vorbei, die Liga steht vor der Tür. Zeit für SPOX, eine Bilanz der Saisonvorbereitung zu ziehen. Wer war top? Wer floppt? Im ersten Teil blicken wir auf die beiden Aufsteiger sowie die Plätze 13-16 der vergangen Saison.
1. FSV Mainz 05
Trotz des Abgangs zahlreicher Stammkräfte wie Andreas Ivanschitz, Marco Caligiuri oder Adam Szalai lieferte Thomas Tuchel mit seinen Mainzern eine beinahe überragende Saisonvorbereitung ohne Niederlage ab. Lediglich gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Basel musste Mainz ein Remis hinnehmen. Gegen Guntersblum musste Tuchel noch auf zahlreiche Stammkräfte verzichten. Petar Sliskovic nutzte die Gunst der Stunde und netzte gleich sechs Mal ein. Die Hauptrolle im Sturm werden dennoch andere spielen. Gegen Wiesbaden war es noch die Chancenverwertung, die Tuchel bemängelte: "Wir hatten natürlich den Anspruch zu gewinnen, hatten auch die Chancen dafür." Gegen Pfungstadt wirkten dann erstmals die Offensivkräfte Sebastian Polter, Nicolai Müller, Shinji Okazaki und Shawn Parker mit. Mit merklichem Einfluss auf die Durchschlagskraft. Die Verletzung von Chinedu Ede ließ zunächst böse Gedanken an die Rückrunde aufkommen, es sollte jedoch glücklicherweise der einzige Ausfall bleiben.
Die Testspiele im Überblick: SV Guntersblum (16:0), SV Wiesbaden (0:0), RSV Germania Pfungstadt (7:0), FC Groningen (4:0), West Ham United (4:1), FC Basel (3:3), SC Bastia (3:1), FC Evian Thonon Gaillard (1:0)
Gewinner der Vorbereitung: Sebastian Polter. Im hochkarätig besetzten Sturm der Mainzer konnte sich Sebastian Polter mit fünf Toren in den Vorbereitungsspielen für einen Stammplatz empfehlen. Sein Hauptkonkurrent im System mit einer Spitze ist wohl Dani Schahin. Polters Vorteil ist seine Physis, während Schahin am Boden Vorteile hat. In den Tests präsentierte sich Polter darüber hinaus auch als mannschaftsdienlicher Arbeiter.
Werder Bremen
Die Bremer schleppten sich unter dem neuen Trainer Robin Dutt anfangs zu enttäuschenden Ergebnissen, wenn man die Spiele gegen Suurhusen und Firrel ausklammert. Die Niederlagen gegen Osnabrück, Zwolle, Amsterdam und Leipzig müssen allerdings vor dem Hintergrund relativiert werden, dass Dutt zu dieser Zeit noch viel mit den Aufstellungen probierte. Er wollte jedem die Chance bieten, sich zu zeigen, wodurch zu diesem Zeitpunkt noch keine Eingespieltheit zu erwarten war. Dutt bat auch um Geduld: "Ich brauche Erkenntnisse, muss die einzelnen Spieler noch kennenlernen. Es ist noch zu früh, um eine erste Elf auflaufen zu lassen." Zuletzt ging es mit den spielerischen Leistungen und den Resultaten bergauf, zumal der Trainer seine vermeintliche Startaufstellung mittlerweile gefunden hat. So konnten gegen Erfurt und Fulham wieder Siege eingefahren werden, die gut für das kollektive Selbstbewusstsein der Bremer waren. Es zeigte sich in der gesamten Vorbereitung, dass die Mannschaft noch viel Arbeit investieren muss, um die Systeme des Trainers zu lernen und seine Ideen umzusetzen.
Die Testspiele im Überblick: Concordia Suurhusen (14:0), Grün-Weiß Firrel (11:1), 1860 München (1:1), VfL Osnabrück (0:1), PEC Zwolle (2:3), Ajax Amsterdam (2:3), RB Leipzig (1:2), RW Erfurt (6:0), FC Fulham (1:0), RW Essen
Gewinner der Vorbereitung: Mehmet Ekici. Nach unglücklichen Jahren unter Thomas Schaaf, in denen er hauptsächlich im offensiven Mittelfeld spielte und insgesamt viel auf der Bank saß, hat ihn Robin Dutt auf seine bevorzugte Position im defensiven Mittefeld zurückbeordert. Dort wirkte Ekici in den Testspielen wesentlich freier und spielfreudiger als zuvor. Er scheint einen Stammplatz unter Dutt vorerst sicher zu haben.
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FC Augsburg
Bei den Testspielen des FC Augsburg fiel in erster Linie auf, dass im Mittelfeld und nach der Verletzung von Alex Manninger auch im Tor viel ausprobiert wurde, während die Verhältnisse in der Viererkette und im Sturm über die ganze Vorbereitung klar waren. Gemessen daran, dass sich große Teile der Mannschaft also bereits kennen, kann man die Vorbereitung nicht uneingeschränkt als erfolgreich bezeichnen. Zwar wurde gegen Regensburg und vor allem gegen den AS Monaco gewonnen, dem standen aber auch enttäuschende Resultate wie das Unentschieden gegen Heidenheim oder die Niederlage gegen Fürth gegenüber. In Sachen Neuzugängen ist festzuhalten: Halil Altintop hat sich direkt in der Mannschaft etabliert hat, während Raphael Holzhauser und vor allem der Grieche Panagiotis Vlachodimos noch mit Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen haben. Dass die Tore in der Vorbereitung zu einem großen Anteil wieder von Sascha Mölders erzielt wurden, ist nicht unbedingt ein gutes Zeichen für den FCA, zumal sich hinter ihm keine echte Alternative mehr im Kader findet.
Die Testspiele im Überblick: TSV Marktoberdorf (5:1), SSV Jahn Regensburg (2:0), Landkreisauswahl Straubing (6:1), 1. FC Heidenheim (1:1), SpVgg Greuther Fürth (1:2), AS Monaco (1:0), FC Malaga (0:1)
Gewinner der Vorbereitung: Andre Hahn. Während die Neuzugänge sich bisher schwer taten und Tobias Werner verletzt ist, scheint sich der ehemalige Offenbacher auf den Außenpositionen des Mittelfelds festgespielt zu haben. Für ihn spricht, dass er sowohl auf links als auch auf rechts eingesetzt werden kann. In der Vorbereitung konnte er auf beiden Seiten überzeugen und das Duell gegen den 61-fachen französischen Nationalspieler Eric Abidal sogar als Punktsieger für sich entscheiden.
1899 Hoffenheim
Die TSG präsentierte sich im Laufe der Vorbereitung immer konstanter. Nach Niederlagen gegen Freiburg und den FSV Frankfurt, in denen Markus Gisdol allerdings auch extrem viel wechselte und ausprobierte, konnten zum Ende der Vorbereitung hin gegen Nikosia, Bilbao und Piräus, die Europa-League- oder Champions-League-erprobt sind, ansprechende Leistungen gezeigt werden. Die Defensive wirkte dabei im Vergleich zur Vorsaison stabiler, auch offensiv scheinen Kevin Volland und Roberto Firmino sowie die Neuzugänge Tarik Elyounoussi und Anthony Modeste mehr Durschlagskraft entwickeln zu können als zuletzt. Nach dem abschließenden Testspiel gegen Olympiakos Piräus zeigte sich auch Gisdol relativ zufrieden: "Grundsätzlich sehe ich uns auf einem guten Weg, aber es ist noch viel Luft nach oben. Wir können und müssen konsequenter und aggressiver auftreten." Dass die TSG noch nicht am Ziel sein kann, ist logisch, aber im Vorfeld der kommenden Saison präsentiert sie sich wesentlich stabiler und geerdeter.
Die Testspiele im Überblick: SC Geislingen (3:1), Spvgg Kretsch (11:1), SGV Freiberg (1:2), FSV Frankfurt (0:1), UFC Maria Alm (10:0), APOEL Nikosia (3:0), Athletic Bilbao (0:0), Olympiakos Piräus (4:1)
Gewinner der Vorbereitung: Roberto Firmino. Der Brasilianer hat bereits nach dem Trainerwechsel in der letzten Saison eine ansteigende Formkurve gezeigt. In der Vorbereitung konnte er diese bestätigen, zumal er auch mit den Neuzugängen sowie Kevin Volland gut zu harmonieren scheint. Er selbst bestätigte, dass das kolportierte Millionen-Angebot aus Russland ihm zusätzliches Selbstvertrauen gegeben hat. Wenn er dies über die Saison konserviert, war es vermutlich nicht die letzte Anfrage.
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Hertha BSC
Das Testspielfazit der Berliner fällt, kurz gesagt, ziemlich erfolgreich aus. Der Blick auf die Bilanz zeigt, dass sie bei acht Testspielen, abgesehen von einem Unentschieden gegen Belgrad, jedes Spiel gewonnen und insgesamt nur drei Gegentore kassiert haben. Eine beachtliche Leistung, zumal Trainer Jos Luhukay viel rotierte, um auch die Neuzugänge mit seinem System vertraut zu machen.
Vor allem Alexander Baumjohann hat sich bereits festgespielt, aber auch mit Sebastian Langkamp, Hajime Hosogai und Johannes van den Bergh ist definitiv zu rechnen. Vor allem in der Abwehr darf man mit Spannung erwarten, wer letztendlich den Vorzug erhält, aber generell ist der Kader in der Breite stärker geworden als in der Aufstiegssaison. Die Hertha hat einen durchaus positiven Eindruck in der Vorbereitung hinterlassen, auch wenn als Gegner wohl bewusst keine echten Top-Teams ausgesucht wurden.
Die Testspiele im Überblick: SV Falkensee-Finkenkrug (4:0), Strausberg (6:1), Union Fürstenwalde (3:0), VSG Altglienicke (12:0), RB Leipzig (1:0), Wisla Krakau (2:0), Viktoria Köln (2:0), US Palermo (2:1), RAD Belgrad (1:1)
Gewinner der Vorbereitung: Alexander Baumjohann. Fünf Tore und drei Assists in der Vorbereitung sind keine schlechte Bilanz, zumal Ronny, der vermutlich Baumjohanns Hauptkonkurrent im offensiven Mittelfeld sein wird, zuletzt von Jos Luhukay harsch ob seines Fitnesszustands kritisiert wurde. Der Ex-Lauterer hat sich in der Vorbereitung in jedem Fall ausgezeichnet und wird im Laufe der Saison eine wichtige Rolle bei den Herthanern spielen.
Eintracht Braunschweig
In den ersten vier Testspielen blieb Braunschweig ohne einen Gegentreffer aus dem Spiel heraus. Erst der VfL Wolfsburg schaffte es, beim 2:1-Sieg der Braunschweiger Daniel Davari zu überwinden. Dass zum Abwehrbollwerk trotzdem noch einiges fehlt, zeigten die weiteren Testspiele gegen Bilbao und West Ham, bei denen Braunschweig vier beziehungsweise drei Tore kassierte. Das ist allerdings auch nicht die Konkurrenz, an der sich Braunschweig messen muss. Lieberknecht selbst sagte nach dem Spiel gegen die Engländer: "Es ist immer wieder ein Erlebnis gegen solche Teams zu spielen." Was zähle, sei bei solchen Tests der Lerneffekt. Und den gab es. Die Neuzugänge fügten sich in der Vorbereitung gut ein und ordneten sich wie alle anderen Spieler dem Teamerfolg unter. Die Eintracht tritt weitehrin als Einheit auf und zeigte beispielsweise beim Nord-Cup gegen den HSV und Wolfsburg, dass sie die größeren Mannschaften durchaus ärgern kann. Vorausgesetzt sie verlässt sich auf das, was sie in den letzten Jahren stark gemacht hat. Und das ist wahrscheinlich die wichtigste Erkenntnis der Vorbereitung.
Die Testspiele im Überblick: VfB Haßloch (14:0), Acosta Braunschweig (5:0), Aalborg BK (0:0), Hamburger SV (3:4 n.E.), VfL Wolfsburg (2:1), Athletic Bilbao (0:4), Rizespor (1:0), West Ham United (0:3)
Gewinner der Vorbereitung: Das Team. In Braunschweig kann auf Einzelschicksale in diesem Jahr keine Rücksicht genommen werden. Rein spielerisch wird man in der Bundesliga mit den anderen Teams nicht mithalten können. Auch Trainer Torsten Lieberknecht weiß, dass es nur über den Zusammenhalt gehen kann: "Von unserer Prämisse, dass kein Spieler größer ist als das Team, sind wir auch bei den Neuverpflichtungen nicht abgewichen."