Der König ist tot, es lebe der König!

Von Benjamin Wahlen
Ebbe Sand, Grafite, Jan Koller und Arie van Lent - ihre Namen standen vor allem für Tore
© SPOX

Ihre Namen schmückten die oberen Ränge der Bundesliga-Torschützenliste. Sie wurden von den Medien gefeiert, von den Fans verehrt und waren die Lebensversicherung ihrer Vereine. Aber was wurde aus den Knipsern von einst? SPOX erinnert an zehn der besten Torjäger des letzten Jahrzehnts, erzählt Ihre Anekdoten und zeigt, was sie heute machen.

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Ebbe Sand

Wen sah ich nackt am Nordseestrand? - Ebbe Ebbe Sand! Wer isst die Pizza ohne Rand? - Ebbe Ebbe Sand! Es gibt nicht viele Lieder ehemaliger Bundesligaakteure, die noch heute so häufig in Zügen, Bussen und Stadien gesungen werden, wie das von Ebbe Sand.

Der sympatische Däne wechselte in der Saison 1999/2000 für 10 Millionen Deutsche Mark zum FC Schalke und brauchte nicht lange, um zum absoluten Publikumsliebling aufzusteigen. Die Fans schätzen seinen unbändigen Willen, seinen Einsatz für das Team und natürlich vor allem eins: Seine Tore. 74 davon erzielte er in 214 Spielen für Schalke.

Ebbe Sand zeichnete sich aber nicht nur durch seine sportlichen Leistungen aus. Er war ein treuer, loyaler und stets fairer Spieler. Angebote großer Vereine lehnte er konstant ab. "Ich bin Schalke zu Dank verpflichtet. Hier ist meine Heimat", erwiderte er damals.

Umso schwerer traf es die Bundesliga, als Sand in der Saison 2004/2005 an einer Hirnhautentzündung erkrankte, die das Ende seiner Zeit in Gelsenkirchen einläuten sollte. Im Juli 2006 bestritt er als Kapitän von Schalke das letzte Spiel seiner Karriere.

Über 61.000 Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen und applaudierten minutenlang als Ebbe Sand in der Veltins Arena verabschiedet wurde.

Das Ende seiner aktiven Karriere führte ihn zurück in seine Heimat Dänemark, wo er für Silkeborg IF auf Talentsuche ging und ab Oktober 2006 als Co-Trainer fungierte. Seit Mai 2008 gehört er zum Trainerstab der dänischen Nationalmannschaft. Ebbe Sand, Ebbe Sand, Ebbe Ebbe Sand.

Jan Koller

"Ganz einfach. Ich hau ihn hoch rein und Jan köpft die Bude!" So lautete Lars Rickens simple Beschreibung des Dortmunder Spielsystems mit Jan Koller in vorderster Front. Wer sich dabei nun einen über zwei Meter großen Hünen vorstellt, dem die BVB-Spieler das Leder bloß an den Kopf schießen mussten, liegt auf den ersten Blick auch gar nicht so verkehrt.

Jan Koller ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Brecher, der bei einer Körpergröße von 202 Zentimetern stolze 100 Kilo auf die Waage bringt. Was den Tschechen im Vergleich zu seinen Rübezahl-Kollegen allerdings besonders machte, waren seine technischen Fertigkeiten. Ein ums andere Mal ließ er seinen Gegenspieler mit sehr unkonventionellen Tricks aussteigen, was im Stadion stets von einem lauten Raunen begleitet wurde.

Für den BVB traf Koller in fast jedem zweiten Spiel, für die Nationalmannschaft Tschechiens sogar noch öfter. Unvergessen bleibt jedoch sein Auftritt am 9. November 2002, als er mit der Borussia beim FC Bayern gastierte. Jens Lehman sah die rote Karte, das Auswechselkontingent des BVB war aber bereits erschöpft. Koller zögerte keine Sekunde, zog sich Lehmanns Handschuhe sowie Trikot an und zeigte die wohl stärkste Leistung, die man von einem Feldspieler im Tor je gesehen hatte.

Nachdem er die Borussia im Juni 2006 Richtung Monaco verlassen hatte, kehrte er 2008 für ein 16-Spiele-Intermezzo zum 1. FC Nürnberg zurück. Sein weiterer Weg sollte ihn über den russischen Verein Krylja Sowetow Samara nach Cannes führen, wo er seine Profikarriere im Sommer 2011 beendete und zurück nach Tschechien ging.

Das Kicken kann er aber bis heute nicht bleiben lassen. Koller spielt derzeit beim tschechischen Amateurklub Lhota und denkt nicht mal daran, seine Schuhe endgültig an den Nagel zu hängen.

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