FC Bayern München (Tabellenplatz 1 | 20 Punkte)
Das lief gut: Die Mannschaft hat Pep Guardiolas Fußball nach anfänglichen Schwierigkeiten dann doch recht schnell verstanden und setzte ihn zuletzt stark um. Viel Ballbesitz, wenig Chancen - die ersten Spieltage erinnerten doch stark an Zeiten unter Louis van Gaal. Zuletzt kamen auch Chancen und Tore hinzu, sodass Bayern am 8. Spieltag die Tabellenführung übernahm. Auch positiv: Die Defensive. Die Bayern haben nur drei Gegentore kassiert.
Da ist Luft nach oben: Die Chancenverwertung. Die Bayern haben sich in dem einen oder anderen Spiel um den Lohn gebracht. Paradebeispiel: Die Partie in Leverkusen, als man 27 Mal aufs Tor schoss. Manchmal zu ballverliebt, manchmal zu hastig - daran muss Guardiola mit seinen Spielern noch arbeiten.
Gewinner: Rafinha. Nach Philipp Lahms dauerhaftem Umzug ins Mittelfeldzentrum übernahm der Brasilianer etwas notgedrungen den Rechtsverteidiger-Posten, ist inzwischen aber eine feste Größe. Könnte seinen Platz behalten, wenn Lahm im Zentrum weiter so stark aufspielt.
Verlierer: Mario Mandzukic. Kein klassischer Verlierer, da er in den meisten Spielen auf dem Platz stand. In den wichtigen Duellen in Manchester und in Leverkusen probte Guardiola ohne den Kroaten und behielt aufgrund der starken Auftritte Recht.
Borussia Dortmund (Tabellenplatz 2 | 19 Punkte)
Das lief gut: Das Gegenpressing. Der BVB musste in Henrikh Mhkitaryan einen Neuzugang ins Dortmunder Pressing/Gegenpressing-Konzept integrieren. Der spielintelligente Armenier hat diese Herangehensweise bislang ordentlich verinnerlicht, auch seine Kollegen lieferten teils richtig gute Partien im Spiel gegen den Ball ab. Die Laufbereitschaft, das kollektive Verschieben, das Doppeln der Außenbahnen - die Borussia ist auf diesem Gebiet ziemlich gut in die neue Spielzeit gestartet.
Da ist Luft nach oben: Obwohl Dortmund die meisten Torschüsse und Treffer aller Teams erzielte, bleibt die Chancenverwertung das Manko. Da steht der BVB ligaweit nur im Mittelfeld. Gemessen am Potential der Offensivakteure und der Qualität vieler Gelegenheiten, steckt in einer klareren Gangart im letzten Spielfelddrittel das größte Optimierungspotential.
Gewinner: Erik Durm. Wird zum Außenverteidiger umgeschult und ist überraschend direkt dran an der ersten Elf. Absolvierte die letzten fünf Pflichtspiele - auch aufgrund der Verletzung von Marcel Schmelzer - sogar über die volle Distanz und lieferte durchweg solide Leistungen ab. Auch Jonas Hofmann, der in elf von zwölf Pflichtspielen eingewechselt wurde und dabei sieben Scorerpunkte sammelte, darf sich als Gewinner fühlen.
Verlierer: Julian Schieber wollte nach seinem ersten Anlaufjahr eine Schippe drauflegen und häufiger eine Option für die Startelf werden. Das Gegenteil trat bislang allerdings ein, der Angreifer kommt bislang auf 15 Pflichtspielminuten und stand mehrfach nicht im Kader. "Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass irgendwann einmal in der Zukunft der Punkt kommen könnte, an dem ich überlege, ob ich nicht einen anderen Weg gehen muss. So darf es natürlich nicht weitergehen," sagte Schieber im SPOX-Interview.
Bayer Leverkusen (Tabellenplatz 3 | 19 Punkte)
Das lief gut: Bayer Leverkusen legte den besten Start der Geschichte hin, sammelte 19 Punkte und holte in dieser Phase so viele Siege wie nie. Ein Produkt vieler Faktoren, die bei Trainer Sami Hyypiä zusammenlaufen. Er findet den richtigen Ton, kommt viel über die psychische Schiene, aber es ist vor allem das verfeinerte Konterspiel, das bis auf wenige Ausnahmen sehr gut funktionierte. Heung-Min Son und Sidney Sam lauern auf die fixen Zuspiele aus dem defensiven Dreiermittelfeld, das ebenso spielstark wie robust daherkommt, und jagen geschickt in die Schnittstellen der gegnerischen Abwehr, wenn Stefan Kießling eine kleine Lücke gerissen hat. Und dieser trifft auch nach Belieben.
Da ist Luft nach oben: Wenn überhaupt, könnte das Defensivverhalten noch etwas mehr Sesshaftigkeit vertragen. Die Problembereiche scheinen auf den Außenpositionen zu liegen, wo Hyypiä keine festen Größen hat: Rechts wechseln sich Giulio Donati und Roberto Hilbert je nach Spielvorhaben ab, links spielt Sebastian Boenisch bisher eine durchwachsene Saison.
Gewinner: Stefan Kießling. Er hat in der Bundesliga schon wieder fünf Mal getroffen - und das, obwohl jede Woche alle Augen auf den Angreifer gerichtet sind. Die Nationalmannschaftsdiskussionen nerven den Stürmer, aber sie hindern ihn nicht daran, jede Woche neue Top-Leistungen abzurufen und die Thematik um seine Person komplett auszublenden.
Verlierer: Philipp Wollscheid. Er sollte Bayers nächster Nationalspieler werden, derzeit hat er aber seinen Stammplatz an Emir Spahic verloren. Der Ex-Nürnberger galt nie als Trainingsweltmeister, konnte aber im Wettkampf meistens überzeugen. Nun muss er sich wieder herankämpfen - ein schwieriges Unterfangen.
Borussia Mönchengladbach (Tabellenplatz 4 | 13 Punkte)
Das lief gut: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Neuzugänge auf Anhieb zu Verstärkungen geworden. Max Kruse und Raffael sind im Sturm gesetzt und harmonieren schon prächtig, Youngster Christoph Kramer ist eine feste Größe im Mittelfeldzentrum. Das gute Händchen bescherte Lucien Favre auch die Chance, sich früh auf eine Formation festzulegen und diese sich einspielen zu lassen.
Da ist Luft nach oben: Während die Gladbacher zu Hause bisher alles gewonnen haben, sind sie in der Ferne auf dem Weg zum "Auswärtsdeppen"-Image. In Augsburg holte man den ersten Auswärtspunkt in dieser Saison. Das große Problem: Während man in den Heimspielen regelmäßig in Führung geht, geriet man auswärts jedes Mal in Rückstand. Für Konzepttrainer Favre und sein Team jedes Mal ein neuer Aufwand, einen neuen Plan zu entwerfen.
Gewinner: Christoph Kramer. Er kam als Perspektivspieler, der mittelfristig ins Team rutschen könnte, inzwischen hat Kramer in allen acht Bundesliga-Spielen mitgewirkt, stand sieben Mal in der Startelf und hat auch schon sein erstes Bundesliga-Tor verbucht. Favre schätzt seine gute Technik, das feine Passspiel.
Verlierer: Luuk de Jong. Der Niederländer kam in dieser Saison gerade Mal auf 29 Spielminuten. An Kruse und Raffael ist kein Vorbeikommen, selbst Branimir Hrgota ist in der Hierarchie vorbeigezogen. De Jong passt nicht ins Konzept des Trainers, da er ein klassischer Strafraumstürmer ist, der Flanken braucht. Ein Mittel, das in Gladbach so gut wie nicht existent ist. Eine Trennung im Winter scheint nicht ausgeschlossen. Ajax soll Interesse haben.
Hannover 96 (Tabellenplatz 5 | 13 Punkte)
Das lief gut: Hannover glückte der Saisonstart aufgrund der dominanten Auftritte vor eigenem Publikum, alle 13 Punkte holte die Elf von Mirko Slomka in der heimischen HDI Arena und feierte deshalb den besten Bundesliga-Start seit 1965. Seit Mai 2011 hat 96 nur drei von 40 Heimspielen verloren. Dabei gelingt der Mannschaft das blitzschnelle Umschalten nach Ballgewinn beinahe in Reinform, hinzu kommen starke Standards und eine hohe Effektivität.
Da ist Luft nach oben: 96 hat die traditionelle Auswärtsschwäche immer noch nicht behoben. Bislang stehen schon wieder drei Pleiten bei 0:7 Toren auf dem Konto, kein Team ist in der Fremde schlechter. Diese Thematik geht mittlerweile auch an den Spielern nicht mehr spurlos vorbei, alle zwei Wochen fehlt den Niedersachsen der Punch in der Offensive.
Gewinner: Leon Andreasen. Der Mann ist ein Phänomen: Kam auch nach dem dritten Kreuzbandriss zurück, als ob nichts gewesen wäre und gliederte sich sofort wieder in die Startformation ein. Durfte bislang in allen Partien auflaufen und zeigte durchweg solide Leistungen. Hut ab vor einem solch hochprofessionellen Spieler!
Verlierer: Felipe. Der Brasilianer hat die Seuche: Hüft-OP im November, sieben Monate Pause, dann Fußbruch im Mai. Zuletzt lieferte er starke Auftritte im Training ab und verdiente sich damit einen Bankplatz gegen die Bayern. Doch mittlerweile klagt der Innenverteidiger wieder über Schmerzen an der Hüfte. "Die Schmerzen sind da, jeden Tag ein bisschen mehr. Ich mache mir Sorgen, weiß nicht, was passiert ist. Es ist eine harte Situation." Absolvierte seit Juli 2012 nur acht Pflichtspiele für 96.
Hertha BSC (Tabellenplatz 6 | 12 Punkte)
Das lief gut: Berlin konnte seinen kontrollierten Fußball aus der Aufstiegssaison in die Bundesliga retten. Hertha stellt mit nur neun Gegentoren die viertbeste Defensive der Liga - nur die Top drei sind besser. Auch die beiden Niederlagen in Folge sowie das blamable Pokal-Aus konnten der Mannschaft nicht viel anhaben, der Aufsteiger hat sich längst wieder gefangen. Jos Luhukays Team funktioniert als kompakte Einheit ohne große Schwachstellen im Kader.
Da ist Luft nach oben: Ein wenig geht Berlin noch die Abgeklärtheit in engen Partien ab. Bei den beiden Niederlagen in Wolfsburg (0:2) und gegen Stuttgart (0:1) war die Mannschaft nicht schlechter, am Ende fehlten aber ein paar Prozent. Mit einem Tick mehr Cleverness stünde die Hertha noch besser da.
Gewinner: Per Skjelbred bekam in Hamburg in zwei Jahren kein Bein auf den Boden, wurde immer wieder hin- und hergeschoben oder gar nicht berücksichtigt und am Ende nach Berlin wegkomplimentiert. Dass der Norweger aber so einiges auf dem Kasten hat, zeigt er jetzt in der Hauptstadt. Der 26-Jährige stand bei allen Spielen von Beginn an auf dem Platz und überzeugte im offensiven Mittelfeld. Nicht umsonst erzielte er auch sein erstes Bundesligator überhaupt. Sehr guter Einkauf bisher.
Verlierer: Maik Franz ist beim Aufsteiger derzeit keine Option für einen Startplatz. Nach seiner abgesessenen Rot-Sperre hatte der 32-Jährige eigentlich fest mit seiner Rückkehr ins Team gerechnet, ist bei Luhukay aber bisher in der Liga komplett außen vor. Beim einzigen Einsatz dieser Saison im Pokal schied die Hertha mit 1:3 in Kaiserslautern aus. John Anthony Brooks und Sebastian Langkamp lassen Franz in der Innenverteidigung vergessen.