Auch das 0:7-Debakel gegen die Bayern, die höchste Heimniederlage in 50 Jahren Bundesligazugehörigkeit, konnte die Bremer Verantwortlichen nicht besonders aus der Reserve locken.
Thomas Eichin machte in der Mixed Zone des Bremer Weserstadions nach der blamablen Vorstellung seiner Mannschaft eine betont gelassene Figur, ließ die kritischen Nachfragen wie sein Trainer Robin Dutt sachlich-nüchtern und äußerlich souverän an sich abprallen.
Grund genug zu besonderer Aufgeregtheit hatten die letzten Wochen eigentlich geliefert - in Bremen bleibt aber auch in der Stunde eines veritablen Tiefschlags alles ruhig wie immer.
Frage: Herr Eichin, was sagen Sie zu einem Spiel, an dem am Ende das Resultat von 0:7 aus Bremer Sicht steht?
Thomas Eichin: Das war keine gute Leistung von uns, aber eine unglaubliche Dominanz von Bayern München. Ich hatte am Morgen schon ein ungutes Gefühl, als ich gesehen habe, dass die Bayern um 11 Uhr nochmal eine Trainingseinheit absolviert haben. Das war schon ungewöhnlich vor einem 15:30-Uhr-Spiel - es zeigte aber auch, dass sie nach dem Pokalspiel unter der Woche das Spiel heute mit einer absoluten Ernsthaftigkeit angegangen sind. Die Bayern hatten eine unglaubliche Dominanz, die schon beeindruckend ist. Und wir hatten keine Mittel dagegen, da auch nur ansatzweise dagegenzuhalten.
Frage: Gab es einen Zeitpunkt im Spiel, an dem Sie gemerkt haben, dass das Unheil nicht mehr aufzuhalten ist?
Eichin: Wir hatten in der zweiten Halbzeit noch ein paar Situationen, in denen wir vorne noch ein paar Möglichkeiten hatten. Da machen wir das Tor aber eben nicht und bekommen im Gegenzug direkt ein Gegentor. Da merkt man als Mannschaft natürlich, dass man sofort ein Tor bekommt, wenn man nach vorne spielt und ein bisschen aufmacht hinten. Das haben die Bayern gnadenlos ausgenutzt. Deshalb hatte ich früh meine Sorgen und war am Ende heilfroh, als die 90 Minuten vorüber waren.
Frage: Hat Werder die Gegentore aber nicht auch viel zu leicht zugelassen?
Eichin: Man kann gegen die Bayern nur bestehen, wenn man in die Zweikämpfe kommt, mit einer gewissen Härte agiert und die "normalen" Tore nicht zulässt. Also zum Beispiel nach Standardsituationen. Solche Tore dürfen nicht passieren, damit macht man München stark.
Frage: Wie gehen Sie jetzt mit der Niederlage um?
Eichin: Das war kein normales Spiel. Es ist jetzt entscheidend, dass wir die Partie ganz schnell aus dem Kopf bekommen. Wir müssen uns jetzt schnell auf das nächste Spiel konzentrieren, um da alles in die Waagschale zu werfen und die Punkte woanders zu holen.
SPOX: Wie bekommt man so ein 0:7 zu Hause aus dem Kopf?
Eichin: Wir werden schauen, wie sich die Mannschaft fühlt... Aber generell müssen wir es wie gesagt schnell abhaken, nicht als normales Bundesligaspiel ansehen und schauen, wie wir gegen Gegner, gegen die wir bestehen können, unsere Punkte holen können.
Frage: Sie stellen die Dominanz der Bayern heraus - aber hat sich nicht auch die Qualitätsfrage bei einigen Ihrer eigenen Spieler gestellt?
Eichin: Nein, die hat sich nicht gestellt. Weil man gesehen hat, dass wir in jedem Bereich komplett unterlegen waren. Da brauche ich nicht die Qualitätsfrage stellen. Die stelle ich lieber in einem Spiel gegen einen anderen Gegner.
Frage: Empfinden Sie die Partie nicht als große Blamage für Werder Bremen?
Eichin: Wenn man zu Hause 0:7 verliert, kann man alle möglichen Begriffe dafür finden. Die brauche ich aber gar nicht finden, die werden die Medien schon finden. Es war eine Demontage und mehr muss man dazu auch gar nicht sagen. Aber es bringt jetzt nichts, wenn wir eine Woche lang von Demontage und Blamage reden. Wir haben ein wichtiges Spiel vor der Brust. Dafür müssen wir die Jungs wieder aufrichten.
Frage: Wie kann es sein, dass sich manche Mannschaften gegen die Bayern ordentlich aus der Affäre ziehen, Werder aber nicht?
Eichin: Ich habe auch schon ein paar erlebt, die sich nicht so ordentlich aus der Affäre gezogen haben. Aber es macht keinen Sinn, Vergleiche zu ziehen. Das heute war nichts. Jetzt wischen wir uns mal schnell den Mund ab und schauen nach vorne.