Die persönliche Erklärung von Uli Hoeneß:
"Nach Gesprächen mit meiner Familie habe ich mich entschlossen, das Urteil des Landgerichts München II in meiner Steuerangelegenheit anzunehmen. Ich habe meine Anwälte beauftragt, nicht dagegen in Revision zu gehen. Das entspricht meinem Verständnis von Anstand, Haltung und persönlicher Verantwortung. Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich.
Außerdem lege ich mit sofortiger Wirkung die Ämter des Präsidenten des FC Bayern München e.V. und des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG nieder. Ich möchte damit Schaden von meinem Verein abwenden. Der FC Bayern München ist mein Lebenswerk und er wird es immer bleiben. Ich werde diesem großartigen Verein und seinen Menschen auf andere Weise verbunden bleiben solange ich lebe.
Meinen persönlichen Freunden und den Anhängern des FC Bayern München danke ich von Herzen für ihre Unterstützung."
Hainer übernimmt Vorsitz
Der Aufsichtsrat des FC Bayern reagierte auf Hoeneß' Rücktritt von allen Ämtern mit "Respekt und größter Hochachtung" und hat den bisherigen Stellvertreter von Hoeneß, adidas-Vorstandschef Herbert Hainer, bis auf weiteres einstimmig zum Vorsitzenden bestimmt.
Zudem wurde Karl Hopfner, 1. Vizepräsident des FC Bayern e.V. und Aufsichtsratsmitglied, ebenfalls einstimmig bis auf weiteres in den Präsidialausschuss des Aufsichtsrats gewählt.
In einer Presseerklärung hieß es:
Der gesamte Aufsichtsrat der FC Bayern München AG dankt Uli Hoeneß für seine außergewöhnlichen Leistungen zum Wohl des FC Bayern München in den zurückliegenden vier Jahrzehnten.
"Uli Hoeneß hat mit seinen Führungsqualitäten, seinem hohen persönlichen Einsatz und seiner herausragenden Lebensleistung immer dem Wohle des FC Bayern München gedient", erklärt Herbert Hainer. "Er ist wesentlich mit dafür verantwortlich, dass der FC Bayern München zu einem der sportlich und wirtschaftlich erfolgreichsten und attraktivsten Vereine der Welt geworden ist. Dafür gilt ihm unser ganzer Dank".
50 Millionen Steuerschulden
Hoeneß wird in absehbarer Zeit seine Haftstrafe antreten, vermutlich in der Justizvollzugsanstalt Landsberg. Zugleich schuldet er der Staatskasse rund 50 Millionen Euro, die sich aus den hinterzogenen Steuern plus Solidaritätszuschlag in Höhe von 28,5 Millionen Euro sowie Strafen und Verzugszinsen zusammensetzen.
Hoeneß war am Donnerstag zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht hatte seine Selbstanzeige für unwirksam erklärt.
Der Fall Hoeneß: eine Chronologie
Bis zum Haftantritt von Hoeneß werden voraussichtlich noch einige Wochen vergehen. Dies erklärte Justizpressesprecherin Andrea Titz. Erst wenn Hoeneß eine Ladung zum Strafantritt zugestellt wird, muss er seine Haftstrafe antreten.
Im Idealfall Freigang nach sechs Monaten
Da Hoeneß zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt wurde, wird er diese in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech verbüßen müssen.
Nach der Erklärung von Hoeneß, dass er seine Haftstrafe antreten werde, ist noch abzuwarten, ob die Staatsanwaltschaft bis kommenden Donnerstag Revision einlegt. Ist dies nicht der Fall, wird das Urteil rechtskräftig und die schriftliche Urteilsbegründung der Staatsanwaltschaft zugestellt.
Im Anschluss wird dann der Strafvollzug eingeleitet, Hoeneß wird die Ladung zum Strafantritt mit einem genauen Termin zugestellt.
Wie lange Hoeneß tatsächlich im Gefängnis bleiben muss, ist nach Angaben von Titz "reine Spekulation". Möglich wäre, dass Hoeneß nach etwa sechs Monaten zum Freigänger wird, falls er, was der Idealfall wäre, nach etwa 21 Monaten vorzeitig und auf Bewährung entlassen werden sollte. "An diesem Punkt aber sind wir noch lange nicht", sagte Titz.
Tag 4: Hoeneß zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt
Tag 3: Hoeneß hofft auf Einstellung des Verfahrens