SPOX: Herr Rummenigge, 2012 war der FC Bayern im Rahmen des Audi Football Summit in China und Indien, jetzt ist der Verein in New York und Portland. Was versprechen Sie sich für den FC Bayern von den Aktivitäten in den USA?
Karl-Heinz Rummenigge: Die Reise nach China war schon sehr erfolgreich. Wir haben neben vielen Aktivitäten in diesem Land auch ein Spiel gegen Wolfsburg in Guangzhou gemacht. Vor einem Jahr haben wir beschlossen, einen Internationalisierungsprozess voranzutreiben , weil der FC Bayern nicht nur eine nationale, sondern eine globale Marke ist. Wir haben uns den für uns interessantesten Markt ausgesucht, die USA und hier jetzt unser Büro offiziell eröffnet. Wir wollen hier tätig werden und die Marke FC Bayern groß machen und - daraus mache ich keinen Hehl - am Ende des Tages nicht nur Dollar, sondern auch Euros verdienen.
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SPOX: Die USA erleben gerade einen Fußball-Boom. Inwieweit profitiert davon auch der FC Bayern?
Rummenigge: Die Weltmeisterschaft war ein Meilenstein für die USA, weil sie sich etwas überraschend für die K.o.-Phase qualifiziert haben. Trotz des Ausscheidens gegen Belgien im Achtelfinale ist Euphorie aufgekommen. Einschaltquoten von 20, 25 Millionen sind selbst für Amerika sehr viel. Soccer blüht auf. Wir können dabei helfen, dass der Fußball hier in den nächsten Jahren noch mehr Auftrieb bekommt.
SPOX: Was Merchandising- und Sponsorenerlöse angeht, stößt der FC Bayern mittlerweile an gewisse Grenzen. Ist es deshalb notwendig, nach Indien, China oder in die USA zu gehen, dort Präsenz zu zeigen, um die Marke zu stärken und den Bekanntheitsgrad zu steigern?
Rummenigge: Ja. Wir sind in einem globalen Wettbewerb. Unsere Gegner heißen nicht nur Borussia Dortmund, Schalke 04 und Bayer Leverkusen, sondern Real Madrid, Barcelona oder Manchester United. Diesem Prozess muss man sich stellen und das tun wir. Und ich bin davon überzeugt, dass wir erfolgreich sein werden. Deshalb werden wir solche Unternehmungen auch jedes Jahr angehen, das ist so geplant. Voraussichtlich werden wir nächstes Jahr noch einmal nach Asien reisen. Wir werden die Marke FC Bayern kontinuierlich in die Fußball-Welt tragen.
SPOX: Sie haben den globalen Wettbewerb mit Real oder Manchester United angesprochen: Wie schwierig ist der Spagat zwischen der Basisarbeit, die bedeutet, sportlich erfolgreich zu sein und die Fans glücklich zu machen, und der Expansion?
Rummenigge: Die Expansion ist dabei nicht das Problem. Das Problem ist in diesem Jahr vielmehr die schwierige Vorbereitung. Durch die Weltmeisterschaft waren viele Spieler lange weg. Sie haben nur eine sehr kurze Vorbereitungszeit. Das Problem betrifft also eigentlich unseren Trainer. Wir machen die Reise mit dem "Goodwill" von Pep Guardiola, der das aus Barcelona kennt. Es ist aber wichtig, dass er das mitmacht, ohne zu lamentieren. Ein Beispiel: Einige unserer Spieler kommen nur für das Spiel gegen die MLS-All-Stars nach Portland. Das ist strapaziös und sicher nicht optimal in einer Vorbereitung, aber es ist eben unabdingbar. Real Madrid und Manchester United sind auch in New York, andere Klubs in Los Angeles, wir gehen eben nach Portland. Als einziges europäisches Team wurden wir eingeladen, dieses All-Star-Spiel zu bestreiten. Darauf sind wir stolz und werden das jetzt auch bestmöglich durchziehen.
SPOX: Manchester City unterhält inzwischen ein Farm Team in den USA, den New York City FC. Was halten Sie davon und ist so ein Modell auch für den FC Bayern denkbar?
Rummenigge: Ich bin kein großer Freund von Farm Teams. Zunächst binden sie ungeheure Ressourcen, finanziell und personell. Es gab das schon mal vor zehn, zwölf Jahren bei Kollegen in Italien, Spanien und Holland, die das in afrikanischen Ländern praktiziert haben. Jetzt ist es Mode, das in den USA zu machen. Ich weiß, dass der amerikanische Fußball im Aufwind ist, aber es fehlt mir eindeutig an der Motivation. So ein Projekt muss erfolgreich laufen, es kostet Geld und Manpower. Wir tun gut daran, nicht jedem Trend nachzulaufen, sondern die Geschäfte exklusiv auf den FC Bayern München zu fokussieren.
SPOX: Inwieweit ist auch Pep Guardiola als bekanntes Gesicht und anerkannter Fachmann wichtig, um Türen zu öffnen für den Klub, neue Märkte zu erschließen und neue Fans zu gewinnen?
Rummenigge: Ohne Übertreibung ist Pep der bekannteste Trainer der Neuzeit. Er hat mit Barcelona alles gewonnen und in seinem ersten Jahr bei uns gleich vier Titel geholt. Er ist ein wunderbarer Mensch und Trainer und in der Fußball-Welt nicht nur bekannt, sondern auch sehr beliebt. Das hilft natürlich der Marke FC Bayern, ihren Bekanntheitsgrad noch zu steigern.
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