Der Taktgeber funktioniert schon

Von SPOX
Xabi Alonso zeigte ein ordentliches Debüt für den FC Bayern München
© getty

Xabi Alonsos Debüt beim FC Bayern München zeigt, dass der Routinier nicht viel Eingewöhnungszeit braucht. Die Kombination mit Sebastian Rode wie beim 1:1-Unentschieden gegen den FC Schalke 04 ist aber noch ausbaufähig.

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Viel Zeit hatte Alonso nicht, um sich mit der Mannschaft einzuspielen. Ein paar Trainingseinheiten, wohl noch ein kurzer Crash-Kurs auf dem Weg nach Gelsenkirchen. Dennoch lieferte der Spanier das ab, was von ihm erwartet wird und bestätigt den FC Bayern München in seiner Transferpolitik.

Denn Alonso trat so auf, wie man ihn kennt: Ruhig, sicher und souverän. Ob es nun Luka Modric und Angel di Maria waren oder Sebastian Rode und Thomas Müller - der doppelte Europameister leitete an, bügelte Ballverluste aus und wurde auch mal laut, wenn etwas nicht funktionierte.

Erfahrung und Routine

Oft sieht man erfahrenen Spielern mit großem Namen direkt ihre Klasse an, etwa im Fall Raul, der das weiße Trikot Real Madrids gegen ein königsblaues tauschte oder nun auch im Fall Alonso, der sich für das rote Trikot entschied. Eine Eingewöhnungsphase brauchte Peps Wunschspieler nicht, um sich in der Mannschaft zu orientieren.

Die Rolle kennt er ohnehin, sowohl von Real Madrid, als auch von der spanischen Nationalmannschaft. Als Absicherer und Taktgeber im Mittelfeld zu agieren, aber sich auch die Bälle im Spielaufbau abzuholen sind Dinge, die Alonso wohl auch im Schlaf tun könnte.

Dabei hatte er gegen Schalke sogar eine kreativere Rolle inne als zunächst angenommen. Viele Medien stellten den Spanier vor Beginn der Partie noch in die Dreierkette, flankiert von Boateng und Badstuber. Doch er begann im Mittelfeld vor einer Viererkette mit einem Partner an seiner Seite.

Kombination mit Rode

Sebastian Rode spielte den aggressiveren Part von beiden, eroberte viele Bälle und lieferte auch eine gewohnt laufintensive Partie ab. Alonso übernahm den gestalterischen Teil, spielte viele Bälle zwischen die Linien und sorgte auch mit seinem Markenzeichen, den langen, queren Bällen mit viel Rückwärtsschnitt, für Organisation im Bayern-Spiel.

Eine klassische Sechser/Achter-Einteilung war es dennoch nicht, was die beiden Neuzugänge in den gut 60 Minuten ablieferten, die Guardiola ihnen gab. Denn Rode orientierte sich weiter nach vorne als Alonso. Die Nummer 20 der Bayern erzeugte Druck, brachte die Gegenspieler zu ungenauen Dribblings, um Alonso die Balleroberung zu erleichtern.

Die OPTA-Statistik weist auf, dass Rode durchschnittlich gut 15 bis 20 Meter vor seinem Partner stand. Der Spanier dagegen versank fast zwischen beiden Innenverteidigern, eroberte aber mehr Bälle, leistete sich weniger Fouls und sicherte sich, entsprechend seiner Rolle, die deutlich bessere Passquote.

Abwarten und Beobachten

Das Spiel zeigte jedoch auch, wo Alonsos Grenzen sind. Rode warf sich ins Getümmel, während Alonso beobachtete, abwartete und dann zuschlug, wenn er sich einem Ballgewinn sicher war. Er ist jemand, der das Spiel liest und das Tempo bestimmen kann - jedoch niemand für einen offenen Schlagabtausch.

In Madrid musste der Nationalspieler in seiner letzten Saison auch viel Kritik einstecken. Nicht fit, defensiv nicht präsent genug und offensiv sowie technisch nicht auf einem Niveau mit Modric - so der Grundtenor von Fans und Medien. Carlo Ancelotti hielt zu ihm und setzte ihn in nahezu jedem möglichen Spiel ein.

Weite Laufwege ohne Intensität

Denn die Fitness ist nicht entscheidend für das Spiel von Alonso. Er definiert sich über Spielintelligenz, seine Fähigkeiten den Ball schnell weiterzuverarbeiten, eine Abwehr zu dirigieren und ihr Sicherheit zu geben. Dennoch spulte er gegen S04 die zweitgrößte Laufleistung in der ersten Halbzeit ab, etwas mehr als sechs Kilometer waren es nach 45 Minuten - nur Rode verbuchte 800 Meter mehr.

Jedoch meist in einem leichten Trab, nur 26 intensive Läufe musste der Spanier anziehen - Götze oder Alaba sammelten sich an der 50er-Marke und Nebenmann Rode war deutlich über den 30 zu finden. Ein klares Indiz für die Spielweise Alonsos: Schieben, Lücken stopfen, Dreiecke herstellen. Ein Spielertyp, wie die Bayern ihn momentan nur noch in Philipp Lahm haben.

Kein Ersatz für Thiago

Doch bei allem Lob für die nahtlose Einfügung in das Prinzip FCB unter Guardiola gibt es doch noch Steigerungspotenzial. Die Bayern wirkten gegen Schalkes hochstehende Mannschaft ideenlos, die Mischung aus 4-4-2 und 4-3-3 im Spiel gegen den Ball machte es schwer, durch die Mitte zu kombinieren. Dafür muss auch Alonso in Verantwortung gezogen werden, denn das vertikale Spiel ist nicht seine Stärke.

Ein Spieler wie Thiago fehlte den Münchnern gegen S04. Jemand der Lücken reißt und sie gleichzeitig auch selbst nutzen kann. Vicente del Bosque brachte in der spanischen Nationalmannschaft oft Sergio Busquets und Xabi Alonso im Mittelfeld - schon dort wurde das Aufgabengebiet klar. Der Katalane kümmerte sich um Zuspiele zwischen die Linien und damit Raumgewinn in der Vertikalen, der Madrilene um hohe Spielverlagerungen und damit um Raumgewinn in der Breite.

Xabi Alonso im Steckbrief

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