SPOX: Herr Franz, im Dezember 2011 haben Sie sich das vordere Kreuzband im rechten Knie gerissen. Seitdem konnten Sie nicht mehr über einen längeren Zeitraum Fußball spielen, auch aktuell laborieren Sie noch an den Folgen eines Knorpelschadens im Knie. Wie schreitet Ihre Genesung voran?
Maik Franz: Ich habe einen Knorpelschaden dritten Grades, also das zweitschlimmste Ausmaß. Zunächst haben wir es mit einer Spritzenkur versucht, unter Belastung ist es dann aber nicht bedeutend besser geworden. Deshalb habe ich kürzlich eine Arthroskopie vornehmen lassen und hoffe jetzt, dass dies den Durchbruch bringt.
SPOX: Ihre Leidenszeit rein gesundheitlicher Natur beträgt bald drei Jahre...
Franz: Leider ist es so. Nach dem Kreuzbandriss wurde bereits ein kleiner Knorpelschaden diagnostiziert, der sich mit der Zeit und nach einem Zusammenprall im Training verschlimmert hat. Deshalb nun der Eingriff. Ich hatte einfach Pech in letzter Zeit. Die Chronologie der Ereignisse war schon der Wahnsinn.
SPOX: Wie war die genaue Abfolge?
Franz: Als ich zur Hertha kam, brach ich mir zunächst die Nase. Als ich wieder spielen konnte, folgte der Kreuzbandriss. Ich bin in einen Spieler hineingegrätscht und der ist dann auf mein Knie gefallen. Acht Monate später habe ich mich wieder heran gekämpft und auch gespielt. In Kaiserslautern bin ich dann nach einem Schubser von Mo Idrissou so dämlich hingefallen, dass alles in der Schulter kaputt war. Das hat mich wieder fünf Monate gekostet.
SPOX: Seitdem sind Sie im Grunde völlig raus.
Franz: Mehr oder weniger. Ich habe in der Aufstiegssaison noch ein paar Spiele absolvieren können, bekam aber in der letzten Partie die Rote Karte, weil ich als letzter Mann den Fehler eines Mitspielers ausbügeln wollte. Damit war ich die ersten beiden Bundesligaspiele gesperrt. Das Team funktionierte dann überragend - und ich war weg vom Fenster. Das war für mich aber auch nachvollziehbar. Warum hätte der Trainer etwas ändern sollen, wenn die Mannschaft gut spielt? Die Summe aus Kreuzbandriss, Schulter, Platzverweis und überragender Hinrunde in der Bundesliga war für mich letztlich einfach zu viel.
SPOX: Wenig später wurden Peer Kluge und Sie von Jos Luhukay zur U 23 abgeschoben. Sie haben daraufhin auf Wiedereingliederung in den Trainingsbetrieb der Profimannschaft geklagt. Anfang Mai einigte man sich und löste Ihren Vertrag bei Hertha BSC auf. Wieso hat Sie Luhukay nicht mehr benötigt?
Franz: Es wurde uns beiden mitgeteilt, dass wir keine Rolle mehr spielen würden. Dass wir künftig aber nur noch bei der U 23 trainieren sollten, dagegen haben wir uns gewehrt.
SPOX: Das klingt so, als ob es gar nicht Luhukay selbst war, der Sie diesbezüglich informiert hat?!
Franz: Das war auch nicht so. Ich möchte eines ganz klar betonen: Ich will hier nicht nachtreten, muss aber zugeben, dass ich mir von Luhukay eine ehrliche, offene Ansage gewünscht hätte. Das wäre alles und irgendwo auch das Mindeste gewesen. Zumal es für seine Entscheidung ja durchaus genug Gründe gegeben hat. Ich hätte seine Ansicht ja sicherlich auch kapiert. Mir geht es nur darum, dass er diesem Gespräch einfach aus dem Weg gegangen ist. Er hat Probleme damit, schlechte Nachrichten zu überbringen. Uns wurde gesagt, dass wir gut trainiert hätten und gute Typen seien - und am nächsten Tag mussten wir zu den Amateuren.
SPOX: Wieso sind Sie dann nicht auf ihn zugegangen, um das Problem zu lösen?
Franz: Ich gehe doch nicht zu ihm hin und sage ihm, was er zu mir sagen soll, damit ich zufrieden bin. Er ist ein erwachsener Mann und hat als Bundesligatrainer enorme Verantwortung. Ich bin 32 Jahre alt, habe nie Stunk gemacht und war immer ehrlich. Daher hätte er mir das persönlich begründen müssen. Nur darüber bin ich enttäuscht, meine restliche persönliche Geschichte ist Business. Da bekommen wir Fußballer ein gutes Gehalt und haben viele Vorteile, so dass man in der Lage sein muss, die negativen Dinge schlucken zu können.
SPOX: Wird Hertha BSC bei Ihnen nun in guter oder schlechter Erinnerung bleiben?
Franz: In guter natürlich. Ich will hier ganz und gar nicht den Eindruck erwecken, dass der arme Franz jetzt enttäuscht zu Hause hockt, weil ihm übel mitgespielt wurde. Im Gegenteil: Ich bin der Hertha dankbar dafür, hier gespielt haben zu dürfen und gute Verträge bekommen zu haben. Ich bin mit allen gut auseinandergegangen.
SPOX: Dennoch mussten Sie vor Gericht ziehen, um das Kapitel zu beenden. Wie unangenehm ist es, wenn man sich als Fußballer mit seinem Verein vor Gericht trifft?
Franz: Wir haben nicht gejubelt, das ist klar. Das war aber der Endpunkt einer langen Entwicklung, die für den Schritt an sich viel bedeutender war.
SPOX: Erzählen Sie!
Franz: Mir wurde gesagt, dass man mir keine Steine in den Weg legt, wenn ich einen neuen Verein finden würde. Ich bekam aber keine Angebote, die mich gereizt hätten. Um für 15 Spiele zum Schlusslicht der 2. Liga zu wechseln und abzusteigen, dafür gehe ich nicht aus Berlin weg. Dann kam die Degradierung. Wir dachten ja erst noch, wir sollten der U 23 im Abstiegskampf helfen. Das hätten wir auch problemlos gemacht. Nicht mehr mit den Profis trainieren zu dürfen war aber der Punkt, an dem es zu viel wurde. Bis zu einem gewissen Grad nimmt man ja vieles hin. Aber eine dauerhafte Verbannung von der 1. in die 4. Liga, das wollten wir nicht mehr mitmachen. Wir haben dann vorgeschlagen, einen außergerichtlichen Kompromiss zu finden. Dazu kam es aber nicht, so blieb nur noch der Schritt vors Arbeitsgericht.
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