Die Tormaschine vom Kiez

SPOX
12. November 201415:52
Nico Empen, Odisseas Vlachodimos und Korbinian Vollmann (v.r.) trumpfen aufspox
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Beim FC St. Pauli spielt der derzeit beste Nachwuchs-Torjäger des Landes. In Stuttgart und Berlin gibt es abseits der Profis einige Lichtblicke. Nur Eintracht Frankfurts Konzept scheint nicht aufzugehen.

SPOXSPOXVfB Stuttgart: Hoffnung inmitten der Tristesse

Der VfB geht die Länderspielpause als Tabellenletzter an, die Lage bei den Profis ist mal wieder sehr ernst. Und mal wieder wird der Ruf nach neuem Personal laut. Dabei spielen im eigenen Nachwuchs einige Perlen, die zumindest mittelfristig eine Rolle bei den Profis einnehmen könnten.

Am Wochenende erst kam Timo Baumgartl zu seinem Bundesliga-Debüt. 18 Jahre ist der Innenverteidiger jung, für den "ein Traum in Erfüllung gegangen" ist. Baumgartl kann als Vorbild dienen für andere: Adrian Grbic (18, Angriff), Prince Osei Owusu (17, Angriff), Max Besuschkow (17, Mittelfeld) oder Arianit Ferati (17, Mittelfeld). Und eine Reihe dahinter die großen Talente Daniele James Collinge (16, Abwehr) und Georgios Spanoudakis (15, Mittelfeld). Als Geheimtipp für den Sprung zu den Profis und vielleicht noch mehr gilt Odisseas Vlachodimos.

Der Torhüter hat bei der U 23 in der Vorrunde einen starken Eindruck hinterlassen und verringert den Abstand zu Thorsten Kirschbaum und Sven Ulreich, die in der Bundesliga bisher nicht überzeugen konnten. Zwar schließt Trainer Armin Veh einen erneuten Wechsel im Tor bisher kategorisch aus. Auf Dauer werden dem 20-jährigen Vlachodimos aber durchaus gute Chance eingeräumt, den Platz im Stuttgarter Tor auszufüllen.

SPOXHertha BSC: Zwei Youngster klopfen oben an

Auch in Berlin geht es derzeit bergab, die Hertha rutscht in der Tabelle immer tiefer in den Keller. Trainer Jos Luhukay erhöht deshalb den Druck auf seine Spieler - indem er unter anderem frisches Blut aus der eigenen Jugend zuführt. Die beiden Innenverteidiger Nico Beyer (18) und Anthony Syhre (19) stehen auf dem Sprung in den Profikader. Besonders U-19-Kapitän Beyer kann sich gute Chancen ausrechnen, sich schon bald in der ersten Mannschaft zu etablieren.

"Der Sprung von der Jugend ins Profi-Team ist der schwierigste Karriereschritt", betont Sportdirektor Michael Preetz zwar nochmals die besondere Herausforderung, aber: "Wir hoffen und trauen ihm aber zu, dass Nico ihn schafft." Zumal die Lage im Abwehrzentrum immer schwieriger wird. Die langen Ausfälle von Sebastian Langkamp (Sprunggelenk) und Fabian Lustenberger (Anriss der Adduktorensehne) lassen Johnny Heitinga und John Anthony Brooks als derzeit erste Wahl zurück.

Wobei dahinter die Alternativen rar gesät sind und Brooks deutlich in seinen Leistungen zulegen muss. "Das Wellental, das John letzte Saison hatte, ist jetzt nicht mehr akzeptabel", sagt Preetz unmissverständlich. Beyer spielt seit seinem zehnten Lebensjahr bei der Hertha, ist auf Grund seiner Größe (1,90 Meter) stark in der Luft, und trotzdem sicher am Ball. Und anders als Syhre kann Beyer die Länderspielpause zur Eigenwerbung nutzen: In diesen Tagen trainiert er bereits mit den Profis - Syhre dagegen ist mit Deutschlands U 20 unterwegs.

SPOXEintracht Frankfurt: Viel Leerlauf im UnterbauSPOX

Den Unterbau der Profis hat die Eintracht im Vorfeld der Saison freiwillig aufgegeben. Die Abmeldung der U 23 vom Spielbetrieb wurde kontrovers diskutiert, in der Bundesliga folgte nur Bayer Leverkusen diesem ungewöhnlichen Beispiel. Bleiben für die Eintracht also die beiden höchsten Jahrgangsklassen der Jugend, um eigene Talente zu rekrutieren. Nur sieht es dabei auch nicht gerade besonders gut aus.

Die U 17 hängt in der Bundesliga Süd/Südwest tief unten drin, immerhin beträgt der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz trotz der neuerlichen Niederlage am Wochenende in Hoffenheim noch sieben Punkte. Deutlich prekärer ist die Lage bei den A-Junioren. Die konnten zwar am letzten Spieltag gegen Spitzenreiter Hoffenheim einen Punkt holen, bleiben aber trotz des Teilerfolgs Vorletzter.

Ein Abstieg in die Hessen-Liga wäre schon schlimm genug. Zieht man dann auch noch das Fehlen der U 23 in Betracht, sähe es in naher Zukunft ziemlich schlecht aus mit potenziellen Nachrückern für die Mannschaft von Thomas Schaaf. Talente wie Enis Bunjaki (17) oder Janis Häuser (17) dürften deshalb nur schwer zu halten sein.

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SPOXFC St. Pauli: Torjäger im Wartestand

Im Schatten der darbenden Stars macht sich Joachim Philipkowskis A-Jugend auf, die Spitze in der Bundesliga Nord/Nordost zu erklimmen. Das 1:0 gegen den SV Meppen war der sechste Sieg in den letzten acht Partien. St. Pauli hat nun Tuchfühlung mit Spitzenreiter VfL Wolfsburg und ist bis auf einen Punkt an die Wölfe herangerückt. Damit stellen die Hamburger derzeit auch die beste U-19-Mannschaft aller Zweitligisten.

Besonders auffällig beim Stadtteilklub ist Torjäger Nico Empen. Der 18-Jährige führt die Torjägerliste der Bundesliga an, zwölf Tore in zehn Spielen hat auch in den anderen beiden Staffeln noch niemand erzielt. Unter anderem seine Trefferquote bescherten Empen vor einigen Wochen auch schon einen Einsatz bei der zweiten Mannschaft. "Er ist torgefährlich, schnell, gut am Ball, hat einen guten Schuss und die Gabe, sich mit dem Ball am Fuß um den Gegner rumzudrehen und sich so freizuspielen und zum Abschluss zu kommen", sagt sein Trainer Philipkowski, der gleichzeitig auch Leiter des Nachwuchsleistungszentrums ist. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Er betreut Empen seit dessen Wechsel vor drei Jahren von Holstein Kiel auf den Kiez. Im Winter könnte er wie letztes Jahr wieder mit ins Trainingslager der Profis reisen. Nur dann am besten ohne die unschönen Nebenwirkungen vom letzten Mal: Da wurde er erst krank, dann zog er sich einen Außenbandriss im Sprunggelenk zu und benötigte am Ende über 30 Stunden für die Heimreise - weil sein neuer Pass von den türkischen Behörden zunächst nicht anerkannt wurde.

SPOXTSV 1860 München: Die Löwen bleiben dran

Die Würzburger Kickers sind in der Regionalliga Bayern stabil, dahinter hat sich die Zweitvertretung des TSV 1860 aber von ihrem kleinen Tief erholt und bleibt dem Spitzenreiter als einzige Mannschaft unmittelbar auf den Fersen. Nach zwei Spielen ohne Sieg gewann die Truppe von Trainer Torsten Fröhling die letzten vier Partien - bei einem Torverhältnis von 15:3.

Nur ein Punkt trennt die Jung-Löwen von der Spitze und, fast genauso wichtig: Der Abstand auf die Bayern als Tabellendritter konnte wieder auf satte acht Zähler ausgebaut werden. Mit 45 Toren nach 19 Spielen stellt der TSV die beste Offensive der Liga. Bester Torschütze und damit momentan Zweiter in der Torjägerliste der Regionalliga Bayern ist Korbinian Vollmann. 13 Mal hat der gebürtige Münchener schon getroffen, am Wochenende einen Doppelpack erzielt.

Die ersten Rufe nach einem Einsatz bei den Profis werden laut, der Spieler selbst bleibt aber eher bescheiden und will keine Ansprüche stellen. Vorerst will er bei der Zweiten weiter für Aufsehen sorgen - und dafür, dass sein im Sommer auslaufender Vertrag verlängert wird. Derzeit stehen die Chancen darauf besser denn je.

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