Die Bundesliga hat Winterpause. Zeit für die 18 Klubs, an den Stellschrauben zu drehen und den Kader noch einmal aufzurüsten. Im ersten Teil geht es um die Kellerkinder, zu denen die Traditionsklubs aus Bremen, Hamburg, Stuttgart zählen - und auch die abgestürzte Borussia aus Dortmund.
SC Freiburg (Platz 18, 17:25 Tore, 15 Punkte)
Wo besteht Bedarf?
Ein folgenschwerer Patzer von Keeper Roman Bürki gegen Hannover 96 (2:2) kostete den Badenern am letzten Spieltag zwei wichtige Zähler, mit denen der SC auf Platz 14 stehen würde - doch beim Tabellenletzten drückt der Schuh über die gesamte Hinrunde gesehen in der Offensive. 17 Tore sind der drittschlechteste Wert der Liga, der gesamte Angriff kommt nur auf einen einzigen mageren Treffer. Die Verantwortlichen haben das Problem erkannt und bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Aus Bremen kommt Stürmer Nils Petersen auf Leihbasis, zudem wurde der 19 Jahre alte Norweger Mats Möller Daehli aus Cardiff geholt. "Es geht darum, flexibler zu werden", so Sportvorstand Jochen Saier.
Wer ist im Gespräch?
Die Hausaufgaben wurden gemacht, der ebenfalls gehandelte Dong-Won Ji hat sich mittlerweile dem FC Augsburg angeschlossen. Der immer mal wieder gehandelte Hany Mukhtar - bei Hertha unzufrieden - ist kein Thema und soll Lissabon bevorzugen. Was die Defensive angeht, kursierte in italienischen Medien zuletzt der Name des Ägypters Ahmed Hegazy vom AC Florenz. Denkbar ist, dass Freiburg noch einmal im Mittelfeld aktiv wird, um Vladimir Darida zu entlasten.
Wer soll/darf gehen?
Das Nachjustieren in vorderster Front dürfte die Aussichten von Philipp Zulechner auf Einsatzminuten weiter schmälern. Der im letzten Winter aus Grödig gekommene Stürmer, der lange an den Folgen einer Atemwegsinfektion laborierte, könnte verliehen werden. "Ich bin einem Wechsel, einer Leihe bis zum Sommer, nicht abgeneigt. Mal schauen was kommt, es muss für alle Seiten passen", so der gebürtige Wiener.
Borussia Dortmund (Platz 17, 18:26 Tore, 15 Punkte)
Wo besteht Bedarf?
Nach der desaströsen Hinrunde konnte man in allen Mannschaftsteilen personelle Verbesserungen anbringen. Mit Kevin Kampl verpflichtete der BVB bereits einen flexibel einsetzbaren Offensivspieler, der in Salzburg eine ähnliche Spielphilosophie gelehrt bekam. Die Gerüchte um neue Stürmer haben zuletzt keine weitere Nahrung mehr bekommen. Die Verantwortlichen bauen in erster Linie auf die heilende Kraft der Winterpause sowie der Vorbereitungszeit. Denn klar ist: Dortmunds Kader ist in der Theorie breit genug und hat ausreichend Potential. Ein weiterer Transfer wäre daher nach aktuellem Stand eine Überraschung.
Wer ist im Gespräch?
Rijeka-Stürmer Andrej Kramaric, Palermos Angreifer Paulo Dybala, Alan von RB Salzburg, Anderlecht-Spielmacher Dennis Praet, selbst Milans Stephan El Shaarawy - die Gerüchteküche rund um den BVB brodelt wie gewohnt und wird auch nicht enden. Sollten während der Vorbereitung weitere Verletzungen hinzukommen oder die Rekonvaleszenten keinen Sprung nach vorne machen, dürfte es nicht ausgeschlossen sein, dass der BVB wie im Vorjahr bei Milos Jojic kurzfristig noch aktiv wird.
Wer soll/darf gehen?
Dong-Won Ji wurde nach einem von Verletzungen geplagten Halbjahr wieder an den FCA abgegeben. Auch Jojic kam zuletzt überhaupt nicht mehr zum Zug und könnte ein Wechselkandidat sein - doch dafür gibt es keinerlei Hinweise der Verantwortlichen. Es ist davon auszugehen, dass der Rest des Kaders in der momentanen Zusammenstellung die Scharte auswetzen soll.
Seite 1: SC Freiburg und Borussia Dortmund
Seite 2: SV Werder Bremen und VfB Stuttgart
Seite 3: Hamburger SV und Hertha BSC
SV Werder Bremen (Platz 16, 26:39 Tore, 17 Punkte)
Wo besteht Bedarf?
Auf diese Frage gibt es eigentlich seit Jahren die gleiche Antwort: In der Defensive. Mit 39 Gegentoren stellen die Bremer mal wieder die schlechteste Verteidigung der Liga. Grund genug, um aufzurüsten - sowohl qualitativ als auch in der Breite. Schließlich gibt es besonders auf der Linksverteidigerposition keine bundesligaerfahrene Alternative zu Santiago Garcia. Bereits Ende November sagte Manager Thomas Eichin, jemanden holen zu wollen, "der Santi Beine macht". Aber auch in der Offensive sind Neuzugänge denkbar, schließlich verließen mit Eljero Elia und Nils Petersen in diesem Transferfenster schon zwei Angreifer den Klub.
Wer ist im Gespräch?
Der Name Nacho Martinez, Linksverteidiger von Rajo Vallecano, sickerte zuletzt mehrfach durch. Für die Offensive ist seit Sommer eine mögliche Verpflichtung von Bryan Ruiz im Gespräch. Der Costa Ricaner galt bereits vor einem halben Jahr als Wunschspieler, war aber zu teuer. Mit nun nur noch sechs Monaten Vertragslaufzeit und den Ersparnissen durch die Elia-Leihe könnte Bewegung in die Sache kommen.
Wer soll/darf gehen?
Elia und Petersen sind schon weg. Einzig Ludovic Obraniak, der zuletzt auch unter Viktor Skripnik nicht zum Zug kam, könnte den Verein womöglich noch verlassen und etwas Geld in die klamme Werder-Kasse spülen.
VfB Stuttgart (Platz 15, 20:32 Tore, 17 Punkte)
Wo besteht Bedarf?
Besonders in der Defensive. Der VfB kassierte in der Hinrunde die viertmeisten Gegentreffer aller Bundesligisten und war nach Standards so anfällig wie kein anderes Team. Auch wenn Antonio Rüdiger (Meniskusverletzung) und Georg Niedermeier (Rotsperre) zu Beginn der Rückrunde wohl beide wieder einsatzbereit sein werden, würde ein erfahrener Innenverteidiger den Schwaben weiterhelfen. Auch links in der Viererkette wäre eine Alternative zu Gotoku Sakai wünschenswert.
Wer ist im Gespräch?
Hector Moreno galt bereits im Sommer als Wunschkandidat, ein Wadenbeinbruch bei der WM ließ den Transfer jedoch platzen. Im Winter scheint ein Transfer des Innenverteidigers aufgrund großer Konkurrenz unwahrscheinlich. Unter anderem soll der FC Barcelona am Mexikaner dran sein. Auch um Carlos Zambrano ist es nach dem Rücktritt von Armin Veh ruhiger geworden. Der Peruaner wäre zudem erst im Sommer eine Option. Gehandelte Namen wie zum Beispiel Josip Ilicic sind derweil zu teuer und daher überaus unrealistisch.
Wer soll/darf gehen?
Raphael Holzhauser hat wohl keine Zukunft mehr beim VfB und darf sich nach einem neuen Arbeitgeber umsehen. Auch Mohammed Abdellaoue würde man keine Steine in den Weg legen, schließlich ist mit Daniel Ginczek noch ein weiterer Konkurrent im Kampf um den Platz im Sturm dazugekommen. Der Norweger ist derzeit eher Stürmer Nummer fünf ist. Alexandru Maxim, dem ein schlechtes Verhältnis zu Trainer Huub Stevens nachgesagt wurde, soll dagegen bleiben: "Er fühlt sich sehr wohl in Stuttgart, hat einen Vertrag und möchte sich durchsetzen", kommentierte sein Berater die Gerüchte.
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Hamburger SV (Platz 14, 9:19 Tore, 17 Punkte)
Wo besteht Bedarf?
Zwei Indizien machen eindeutig klar, wo die größte Baustelle des HSV liegt: Die Defensive steht mittlerweile sicher, doch nur neun erzielte Treffer sind ein veritables Armutszeugnis. Zudem zog Joe Zinnbauer in jedem Mannschaftsteil Spieler aus der zweiten Mannschaft zu den Profis hoch - außer im Sturm. Dabei liegt es nicht nur an Pierre-Michel Lasogga und Artjoms Rudnevs, dass die Hamburger das Tor nicht treffen. Das Spiel ist noch statischer als in den Vorjahren geworden, die Bewegung ohne Ball bringt keine Lücken. Es fehlt ein Spieler, der Löcher in den gegnerischen Abwehrverbund reißen kann. "Wenn wir einen Transfer machen, dann nach Möglichkeit im Offensiv-Bereich", kündigte Sportdirektor Peter Knäbel an.
Wer ist im Gespräch?
Der von Newcastle United aktuell an Hull City ausgeliehene Hatem Ben-Arfa soll dem HSV laut der gut informierten "L'Equipe" bereits angeboten worden, der Transfer aber trotz anberaumtem Treffen in Paris geplatzt sein. Der bei Bursaspor im Sommer aussortierte Batuhan Altintas galt im November schon als fixer Wintertransfer (Knäbel: "Wir kennen ihn und er ist einer auf unserem Zettel."), doch mittlerweile ist nichts mehr von ihm zu hören. Flügelstürmer Daniel Wass vom FC Evian soll trotz acht Toren in 16 Ligue-1-Spielen durchs Raster gefallen sein. Stattdessen steht wohl ein anderer Däne im Fokus: Pione Sisto vom FC Midtjylland. Stark im Dribbling, pfeilschnell und mit gutem Auge für den Nebenmann ausgestattet, dürfte der 19-Jährige allerdings über zwei Millionen Euro kosten. Kostenintensive Transfers sind für den finanziell angeschlagenen Traditionsklub aber nur bei gleichzeitiger Abgabe von eigenen Spielern wirtschaftlich vertretbar. Als Alternativlösung wurde Süleman Koc vom SC Paderborn gescoutet. Zur Not steht mit Ahmet Arslan auch noch ein Außenstürmer in der U 23 bereit, der bei 18 Einsätzen 13 Tore und 11 Assists verbuchte...
Wer soll/darf gehen?
"Nachdem hier in den letzten Jahren etliche verschiedene Entscheidungsträger bei Personalentscheidungen ihre Wünsche eingebracht haben, wirkt alles manchmal wie zufällig zusammengewürfelt" , sagt Knäbel und macht damit deutlich: Es soll nun endlich ein stringentes Konzept umgesetzt werden. Die Gelegenheit dazu ist ideal laufen doch im Sommer die Verträge von mehr als zehn Spielern aus - darunter Topverdiener wie Rafael van der Vaart, Heiko Westermann und Marcell Jansen. An Jansen schien Benfica interessiert, doch der schob einem vorzeitigen Wechsel einen Riegel vor. Auch Tolgay Arslan und Ivo Ilicevic kommen nur noch zu Kurzeinsätzen oder sitzen gleich ganz auf der Tribüne. Beim Deutschtürken sollen die drei Istanbuler Großklubs angeklopft haben, beim Kroaten steht eine Rückkehr zu Kaiserslautern zur Debatte.
Hertha BSC (Platz 13, 24:35 Tore, 18 Punkte)
Wo besteht Bedarf?
Das krachende 0:5 zum Jahresausklang gegen Hoffenheim hat die Probleme bei der Hertha schonungslos offengelegt: Mit 35 Gegentreffern kassierte Berlin die zweitmeisten der Liga, zudem hat die Luhukay-Elf den geringsten Ballbesitz (44,1 Prozent) und ist mit Freiburg das zweikampfschwächste Team (47 Prozent). Acht Neuzugänge gab es vor der Saison, doch die meisten blieben blass. "Wir haben vor der Saison einen Kader zusammengestellt, von dem wir überzeugt waren, dass er uns besser macht. Das ist leider nicht eingetreten", so Manager Michael Preetz, der eventuell noch in der Defensive handeln wird.
Wer ist im Gespräch?
Johnny Heitinga kam mit Vorschusslorbeeren in die Hauptstadt, wurde als routinierter Stabilisator der Abwehr gepriesen - doch der Niederländer konnte die Erwartungen nicht erfüllen, saß zuletzt nur noch auf der Tribüne. Für die Position in der Innenverteidigung wurden deswegen zuletzt einige Namen gehandelt, unter anderem Vegard Forren von Molde FK und Alexander Milosevic von AIK Solna. Für das zentrale Mittelfeld geistert der Name von Tottenhams Paulinho herum. Der Brasilianer soll ausgeliehen werden, doch Preetz dementierte bereits.
Wer soll/darf gehen?
Um zwei Personalien gibt es Wirbel an der Spree, eine Trennung im Winter ist nicht ausgeschlossen: Bei Hany Mukhtar, der als U-19-Europameister im Profikader keine Chance bekommt und eine Verlängerung wiederholt ablehnte, soll sich Benfica Lissabon als Abnehmer in Stellung gebracht haben. Zum anderen könnte der vermeintliche Topeinkauf Salomon Kalou schon im Januar das Weite suchen. Der Ivorer, dem eine laxe Trainingseinstellung nachgesagt wird, spielte zuletzt öffentlich mit Wechselgedanken. "Das geht überhaupt nicht", so Preetz.
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