"Was will ein Investor mit Mainz 05?"

Christian Heidel (r.) arbeitet seit April 1991 für den 1. FSV Mainz 05
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SPOX: Wieso?

Heidel: Für Klubs mit unserer Struktur wird es immer schwieriger, das ist ganz klar. Der Fußball hat sich eben dahingehend verändert, dass es nun Vereine gibt, die von Investoren, Mäzenen und Konzernen finanziert werden. Das gab es früher nur mit Bayer Leverkusen. Es gibt inzwischen mehrere neue Fußballvereine. Aber wenn ich jetzt davon anfange, heißt es wieder, der Heidel schießt gegen X und Y.

SPOX: Es ist aber Fakt, dass es früher kein Hoffenheim, kein Ingolstadt und kein RB Leipzig gab - zumindest nicht in derartiger Form.

Heidel: Eben. Ich sage das ja auch ganz allgemein. Das ist doch keine Kritik an diesen Vereinen, sondern an der Entwicklung des Fußballs - die ich aber natürlich nicht verhindern kann. Es gibt Vereine, die durch äußere Einflüsse nun einfach da sind. Die Anzahl der Klubs mit Bundesligaambitionen hat sich erhöht. Die Frage wird sein, ob Fußballklubs, die ihre Ausgaben durch Einnahmen aus dem Fußballgeschäft decken müssen, mittel- und langfristig noch eine Chance haben. Es ist doch nicht jeder Bundesligaklub investorenfähig.

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SPOX: Wieso eigentlich nicht?

Heidel: Wir sind doch nicht doof. Was will denn ein Investor oder strategischer Partner mit Mainz 05 oder dem SC Freiburg? Was soll bitteschön dessen Intention sein? Gewinnmaximierung ist ganz schwierig, weil das nicht die Intention eines Klubs ist. Ein Klub will sein Geld richtig einsetzen, um sportlichen Erfolg zu haben. Das bedeutet, Dividende bekommt ein Investor bei uns nicht. Er könnte sich noch über den Standort definieren wollen. Das ist in Mainz, einer Stadt mit 200.000 Einwohnern und einer entsprechenden Firmenstruktur, auch ganz schwierig.

SPOX: Vielleicht gibt es ein Unternehmen, das nicht in Mainz ansässig ist und dennoch ein Stück Mainz 05 haben möchte?

Heidel: Dann würden mich die Beweggründe interessieren. Wir sind nicht der FC Bayern oder der BVB. Was könnte die Intention denn sein? Mitsprache? Entscheidungsbefugnis? Für eine Einmalzahlung von ein paar Millionen?

SPOX: Eine solche Einmalzahlung holen Sie also lieber mit Transfers rein - und besitzen dazu noch weiterhin die Entscheidungshoheit.

Heidel: Genau. Eintracht Frankfurt hat in schwierigen Zeiten rund 35 Prozent seiner Anteile abgegeben, um dafür Geld zu generieren. Merken Sie da heute noch etwas davon? Ein Verkauf von Anteilen kann kurzfristig helfen, langfristig bin ich da skeptisch. Außer, man ist eben schon einer von den Großen, denn dann reden wir über ganz andere Summen.

SPOX: Was muss also passieren, damit der FSV wirtschaftlich eine Stufe nach oben kommt?

Heidel: Das wird enorm schwierig werden. Wir werden jetzt irgendwann einen neuen Hauptsponsor präsentieren und wenn der bereit ist, doppelt so viel zu zahlen wie der alte, werden wir einen Sprung machen. Wir gehen aber auch ganz andere Wege.

SPOX: Welche?

Heidel: Das neue Stadion, das 2011 gebaut wurde, hat ohne die Infrastruktur 54 Millionen Euro gekostet. Davon zahlt der Klub 49 Millionen Euro. Hiervon haben wir rund die Hälfte bereits getilgt. Wir sind bis zum heutigen Tag Inhaber 100 Prozent aller Rechte und zahlen pro Jahr 3,3 Millionen Euro für Zins und Tilgung. Wenn das mal wegfällt, gehen wir wieder einen Schritt nach vorne.

SPOX: Ist dann aber nicht auch eine Grenze für den Verein erreicht?

Heidel: Das ist so, ja. Wir werden keine Millionenstadt mit entsprechenden Möglichkeiten werden. Die weiteren Stellschrauben sind dann eben Transfers. Früher sind unsere Spieler nach Hannover oder Nürnberg gewechselt. Heute gehen sie in der Regel nur noch zu den Top-Klubs - und auch zu anderen Ablösesummen. Kurzum: Die großen wirtschaftlichen Sprünge sind schwierig, aber es gibt noch Möglichkeiten, uns in kleinen Schritten weiter zu verbessern. Wir müssen die Grenzen verschieben.

SPOX: Gibt es in Deutschland einen Verein, der in dieser Hinsicht als eine Art Vorbild für Mainz dienen könnte?

Heidel: Es ist ein anderes Level, aber Werder Bremen hat das über viele Jahre sehr, sehr gut gemacht. Die haben nie über ihre Verhältnisse gelebt, immer gute Transfers gemacht und sogar mit den ganz Großen mitgehalten. Auch vor dem SC Freiburg ziehe ich den Hut. Die sind wirtschaftlich mit ihrem Stadion eigentlich schlechter aufgestellt als wir, machen das aber absolut top. Was Nachwuchsförderung angeht, sind sie uns sogar voraus und auch ein absolutes Vorbild.

Seite 1: Heidel über Überlebenschancen in der Bundesliga und weniger Drama

Seite 2: Heidel über die Investoren-Problematik und wirtschaftliche Grenzen

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