Die Herkulesaufgabe Klassenerhalt erfordert von Darmstadt 98 von Beginn an viel Geduld, der Aufsteiger muss bei der Verstärkung seines Kaders auf die Entwicklungen bei anderen Teams warten. Dabei sind Neuzugänge für die Lilien dringend notwendig - immerhin muss Darmstadt trotz des Aufstiegs einige empfindliche Abgänge verkraften.
Tor
Das Personal: Christian Mathenia, Patrick Platins
Abgänge: Marius Sauss (Lupo-Martini)
Zugänge: Keine
Offene Positionen: Eine neue Nummer drei
Kandidaten: Keine
Darmstadt startete als erster Bundesligist in die Saisonvorbereitung, nur rund einen Monat Pause gönnte sich der Aufsteiger vor dem Auftakt der Mission Klassenerhalt. Die Baustellen sind nicht gerade rar gesät, doch zumindest zwischen den Pfosten gibt es vergleichsweise klare Voraussetzungen.
Christian Mathenia hat sich nach seinem Wechsel von der zweiten Mainzer Mannschaft zu den Lilien in der Vorsaison zu einer der positiven Überraschung der Saison entwickelt.
Der 23-Jährige etablierte sich auf Anhieb und hatte seinen Anteil daran, dass Darmstadt gemeinsam mit dem KSC die beste Defensive der vergangenen Zweitliga-Saison stellte.
"Ich war immer von mir selbst überzeugt und bin nach Darmstadt gewechselt, um im Kasten zu stehen. Darauf habe ich hingearbeitet. Selbstverständlich konnte ich mir nicht sicher sein, dass es vor allem so schnell klappt, aber ganz groß überrascht war ich auch nicht unbedingt. Es war ein großes Ziel und ich habe es zeitnah erreicht. So kann es weitergehen", hatte Mathenia bereits im Februar im Gespräch mit SPOX klargestellt.
Routinier Patrick Platins musste sich deshalb mit dem Platz auf der Bank begnügen, der 32-Jährige wird auch in die kommende Saison als Nummer zwei gehen. Eine dritte Alternative fehlt aber noch, nachdem Marius Sauss ablösefrei ziehen gelassen wurde.
Seite 2: Abwehr - Ersatz gesucht
Seite 3: Mittelfeld - Löchriges Zentrum
Seite 4: Sturm - Auf einer Schulter
Abwehr
Das Personal: Timon Fröhlich, Aytac Sulu, Benjamin Gorka, Janik Bachmann, Michael Stegmayer, Serkan Firat, Sandro Sirigu
Abgänge: Leon Balogun (FSV Mainz 05), Romain Bregerie (FC Ingolstadt)
Zugänge: Fabian Holland (Hertha BSC, war zuvor schon ausgeliehen)
Offene Positionen: Innenverteidigung, Außenverteidigung
Kandidaten: Nikolce Noveski (vereinslos), Luca Caldirola (Werder Bremen)
Rein auf die Defensive gesehen war es bislang ein bitterer Sommer aus Sicht des Aufsteigers. Innenverteidiger Romain Bregerie, in der Vorsaison eine absolut feste Größe und ein Fels in der Brandung, ging zu Mitaufsteiger Ingolstadt, während es den nigerianischen Nationalspieler Balogun zu Mainz zog.
Mit nur 14 Spielern starteten die Lilien in ihre Saisonvorbereitung (zwölf Feldspieler, zwei Torhüter), Trainer Dirk Schuster erklärte jüngst: "Der Markt ist momentan überhitzt. Da werden Preise aufgerufen, die nicht in unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten passen."
Am Sonntag war dann aber die erste Verstärkung für die Defensive endlich perfekt: Fabian Holland bleibt nach seiner Ausleihe im Vorjahr, die Hertha stimmte einem Wechsel des Linksverteidigers nach längeren Verhandlungen zu. "Fabi war ein wichtiger Bestandteil unserer Aufstiegsmannschaft, daher haben wir sehr um seinen Verbleib gekämpft. Ich bin froh, dass sich beide Seiten aufeinander zubewegt haben, sodass er nun wieder nach Darmstadt und mit uns ins Trainingslager kommen kann", freute sich Schuster.
Doch die Transferplanungen sind damit auch in der Defensive längst nicht abgeschlossen. "Wir wollen auf mindestens 20 Feldspieler und drei Torhüter kommen. Wir brauchen noch einen Innenverteidiger, einen rechten Außenverteidiger, eine große stabile Sechs", erklärte Schuster am Mittwoch im Trainingslager. Kapitän und Abwehrchef Aytac Sulu ist sich dennoch schon jetzt sicher: "Jedes einzelne Spiel wird ein Highlight für uns sein."
Eine weitere mögliche Verstärkung könnte aus Bremen kommen: Seit einigen Tagen wird der wechselwillige Luca Caldirola mit dem Aufsteiger in Verbindung gebracht, Schuster bestätigte das Interesse bereits. Gegenüber der Bild erklärte der Italiener am Dienstag mit Blick auf Darmstadt: "Warum denn nicht? Für mich ist es wichtig, dass ich spiele. Das ist hier nicht der Fall." Als erfahrene (und günstigere) Alternative ist Nikolce Noveski weiter eine durchaus wahrscheinliche Option.
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Mittelfeld
Das Personal: Florian Jungwirth, Yannick Stark, Jerome Gondorf, Tobias Kempe, Milan Ivana, Marcel Heller
Abgänge: Hanno Behrens (1. FC Nürnberg), Maurice Exslager (1. FC Köln, war ausgeliehen)
Zugänge: Mario Vrancic (SC Paderborn), Jan Rosenthal (Eintracht Frankfurt, war zuvor schon ausgeliehen), Konstantin Rausch (VfB Stuttgart)
Offene Positionen: Zentrales defensives Mittelfeld
Kandidaten: Peter Niemeyer (Hertha BSC)
Genau wie in den anderen Mannschaftsteilen muss der Aufsteiger sich auch im Mittelfeld zumindest zum Teil neu aufstellen. Vor allem der Abgang von Hanno Behrens, in der Vorsaison absoluter Leistungsträger, tut weh - der 25-Jährige entschied sich für den Zweitligisten Nürnberg.
So klafft im defensiven Mittelfeld weiter eine Lücke, auch wenn Mario Vrancic das Zentrum stärken sollte. Große Hoffnungen setzen die Lilien zudem auf Stark, der im Winter vom TSV 1860 München zurück ans Böllenfalltor gewechselt war. Peter Niemeyer gilt bislang als wahrscheinlichster Kandidat, wenngleich Darmstadt auch hier vorerst betont abwartend agiert.
Im offensiven Mittelfeld handelte das Team dagegen schneller: Jan Rosenthal, der nach seinem Wechsel im Winter vor allem als Joker zum Einsatz kam, soll weiter im zentralen offensiven Mittelfeld aushelfen. "Ich bin sehr glücklich darüber, dass mir das Trainerteam und der gesamte Verein ihr Vertrauen schenken und mir die Chance geben, erneut in der Bundesliga auflaufen zu dürfen. Zudem freue ich mich extrem, dass ich mit den Jungs weiterspielen darf, mit denen ich diesen sensationellen Aufstieg feiern konnte", erklärte er auf der Team-Website.
Am Montag unterschrieb darüber hinaus Konstantin Rausch einen Einjahresvertrag, Rausch dürfte im linken Mittelfeld zum Einsatz kommen. In dem Fall hätte Darmstadt Stand jetzt beide offensiven Außenbahnen mit Kempe/Ivana rechts und Rausch/Heller links doppelt besetzt.
"Ich bin sehr froh, nach der für mich schwierigen Zeit nun bei Darmstadt spielen zu können. Die vielen Gespräche mit den Verantwortlichen haben mir das gute Gefühl gegeben, dass man absolut auf mich setzt", betonte der Ex-Stuttgarter bei seiner Vorstellung.
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Sturm
Das Personal: Marco Sailer, Dominik Stroh-Engel
Abgänge: Ronny König (Chemnitzer FC)
Zugänge: Keine
Offene Positionen: Mittelstürmer
Kandidaten: Keine
Coach Schuster brachte es am Mittwoch knallhart und treffend auf den Punkt: "Mit Dominik Stroh-Engel als einzigem Stürmer in die Saison zu gehen, wäre mehr als fahrlässig." Sailer dürfte weiter primär als hängende Spitze eingeplant sein, somit drückt der Schuh im Sturmzentrum - dass König keinen neuen Vertrag erhält war dennoch bereits frühzeitig klar.
Doch Schuster weiß um die Probleme der Lilien, wie er am Donnerstag im Kicker ausführte: "Auf dieser Position suchen alle Vereine, es gibt viele Mitbewerber." Das fasst das Grundproblem des Aufsteigers zusammen, das in allen Mannschaftsteilen zu erkennen ist: Darmstadt hat nach wie vor Schwierigkeiten damit, Spieler für einen Wechsel zu begeistern.
Präsident Rüdiger Fritsch stellte zwar jüngst klar, dass auch in Darmstadt anständiges Gehalt bezahlt wird, "klar ist aber auch, dass wir Konkurrenten auf dem Transfermarkt nie allein übers Geld ausstechen werden. Wir müssen uns mehr um Spieler bemühen, um sie kämpfen und ihnen aufzeigen, was sie an Darmstadt 98 haben."
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