Das war so nicht geplant

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26. September 201523:32
Fataler Start: Alexander Zorniger verlor sechs seiner sieben Spiele als Coach des VfB Stuttgartgetty
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Die Bundesligasaison ist nun bereits sieben Spieltage alt. Vier Teams haben sich dabei als die Sorgenkinder der Liga herauskristallisiert. Mit dabei: Bremens englische Horrorwoche, die skurrile Krise des VfB Stuttgart, Augsburgs neue Heimschwäche und ein chaotisches Hannover 96.

SV Werder Bremen (7:12 Tore, 7 Punkte)

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Als Claudio Pizarro vor rund drei Wochen nach Bremen zurückkehrte, kannte die Euphorie an der Weser keine Grenzen. Der Saisonstart war mit sieben Punkten aus vier Spielen gelungen, die Verpflichtung des besten ausländischen Torjägers der Bundesliga beflügelte die Fantasie.

Offenbar auch die von Pizarro. "Die Möglichkeit ist da, sogar in die Champions League zu kommen", sagte der Peruaner. Eine englische Woche später ist Werder jedoch mit voller Wucht auf den Boden der Tatsachen gekracht.

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Bittere Last-Minute-Heimpleite gegen Aufsteiger Ingolstadt, Pleite nach Führung bei Aufsteiger Darmstadt und am Samstag eine vor allem in der zweiten Halbzeit unterirdische Leistung gegen Leverkusen. Bremen ist in einer Woche von Platz sechs auf Rang 13 gestürzt.

Für Trainer Viktor Skripnik ist klar, was die Stunde geschlagen hat: "Die Leistung der Mannschaft war schwach. Wenn wir so weiterspielen, dann sind wir im Abstiegskampf." Manager Thomas Eichin schlug in dieselbe Kerbe: "Was wir heute abgeliefert haben in Halbzeit zwei, das geht nicht. Wir haben Mut und Herz verloren - wie wenn man einen Stecker herausgezogen hat. Für mich unerklärlich." SPOX

Werder brachte gegen Bayer nicht einen einzigen Schuss auf den Kasten, das passierte in dieser Saison noch keinem Team. Den Protagonisten fielen Erklärungen für den krassen Leistungsabfall schwer, die Pleitenserie nagt am Selbstvertrauen.

Doch es bleibt festzuhalten, dass sich die Grünweißen bei eigenem Ballbesitz enorm schwer tun. Es fehlt ein echter Zehner, die Abstände zwischen den einzelnen Ketten geraten bisweilen zu groß.

Immerhin ist die Chance auf kurzfristige Besserung in Sicht: Am Samstag gastiert Bremen beim Tabellenletzten aus Hannover...

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FC Augsburg (7:12 Tore, 4 Punkte)

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Neun Pflichtspiele, sechs Niederlagen, dazu vier Pleiten aus den letzten fünf Bundesligaduellen - beim FCA ist gehörig der Wurm drin. Dass die aktuelle Spielzeit problematisch werden könnte, prognostizierten die Verantwortlichen schon vor Saisonstart.

Doch aktuell zählt das Gerede von den vielen englischen Wochen und der schwierigen Doppelbelastung noch nicht wirklich. Augsburgs Probleme sind relativ simpel: zu viele individuelle Fehler in der Defensive, zu schwache Chancenverwertung vor dem gegnerischen Kasten.

"Wir haben wieder zu viele Chancen liegen gelassen", bemängelte Coach Markus Weinzierl auch nach dem 1:3 gegen die zuvor noch sieglosen Hoffenheimer. 26 Torschüsse verzeichnete sein Team gegen die Kraichgauer.

Auffällig: Die Fuggerstädter haben ihre Heimstärke eingebüßt. Während in der gesamten Vorsaison lediglich vier Niederlagen vor heimischem Publikum zu Buche standen, gab's jetzt schon zwei Schlappen bei nur drei Auftritten.

"Das Bayern-Spiel hat auch unsere Brust schwellen lassen", sagte Tobias Werner noch nach dem äußerst unglücklichen 1:2 beim FC Bayern. Allerdings war in den Partien danach davon nur phasenweise etwas zu sehen.

Konstanz und Stabilität aus dem Vorjahr sind aktuell verschwunden. Am nächsten Wochenende reist der FCA nach Leverkusen - die schwere Saison scheint weiter zu gehen.

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VfB Stuttgart (9:17 Tore, 3 Punkte)

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Die Krise am Wasen wird immer skurriler. In fünf der sieben Saisonspiele war Stuttgart keineswegs die schlechtere Mannschaft, doch die Fehlerhaftigkeit der Truppe von Alexander Zorniger ist immer dieselbe: eine eklatant schwache Chancenverwertung gepaart mit fürchterlichen individuellen Aussetzern.

Jetzt sind schon sechs von sieben Partien verloren gegangen, darunter jedes Heimspiel. Die Fans gehen dennoch nicht auf die Barrikaden - weil sie das sehen, was die Verantwortlichen seit Wochen immer wieder betonen: Das Problem des VfB ist nicht das riskante System mit hohem Offensivpressing, sondern die vielen Aussetzer.

Allerdings lässt sich nach einem solchen Saisonstart durchaus festhalten, dass der taktische Wechsel hin zu einem auf hohe Intensität und Aggressivität ausgelegten Spiel bislang auf Kosten der (defensiven) Absicherung geht - bei aller offensiven Gefährlichkeit, die Stuttgart permanent ausstrahlt.

Zur Verdeutlichung: Alleine in Heimspielen beträgt die Torschussbilanz der Schwaben 91:34 Schüsse, die Bilanz steht allerdings bei 3:11 Toren. "Wir als Mannschaft stehen komplett hinter dem Trainer. Wenn man sieht, wie wir die letzten fünf Jahre Fußball gespielt haben und wie wir jetzt spielen, ist das eine Riesen-Weiterentwicklung", sagt mit Timo Baumgartl einer der Unsicherheitsfaktoren in der Defensive. SPOX

Doch in Stuttgart ist man sich auch bewusst, dass die Zeit nun knapper wird. "Wir können nicht dauernd sagen, es dauert halt noch ein bisschen", so Zorniger. Der Coach weiß, dass es gefährlich werden kann, wenn sich das Bewusstsein einschleicht, die Mannschaft werde schon bald gewinnen - und dann dennoch die Punkte ausbleiben.

Am nächsten Wochenende reisen die Cannstatter nach Hoffenheim, dort tut man sich traditionell schwer. Dann kommt der auswärts noch ungeschlagene FC Ingolstadt in die Mercedes-Benz-Arena. Wie schnell sich der Wind nach zwei Siegen in Folge drehen kann, sieht man aktuell bei Borussia Mönchengladbach - Stuttgart hat allerdings auch kräftig mitgeholfen.

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Hannover 96 (6:16 Tore, 2 Punkte)

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96 zeigte beim 1:1 im Derby gegen Wolfsburg eine ordentliche Leistung. Viel schwächer als in den Vorwochen ging es allerdings auch kaum. Hannover fehlte zuletzt immer mehr eine sinnvolle Ordnung, aus der man Angriffe in die Offensive vortragen kann.

Es herrschten vielmehr häufig chaotische Strukturen auf dem Feld, die Coach Michael Frontzeck noch nicht eindämmen konnte. Frontzeck testet zwar vieles, doch sein Team schafft es bei eigenem Ballbesitz kaum einmal, effiziente Lösungen zu kreieren.

Den Niedersachen geht es wie dem kommenden Gegner aus Bremen: ohne Ball und mit dem Fokus auf die Defensivarbeit kommt die Truppe deutlich besser zurecht. Es wird daher spannend sein zu beobachten, welchen Plan 96 gegen die Werderaner verfolgen wird.

An der Seitenlinie wird dann mit großer Wahrscheinlichkeit weiterhin Frontzeck stehen. Der Coach wurde unter der Woche vom in der Öffentlichkeit bisweilen fragwürdig agierenden Präsidenten Martin Kind angezählt.

Die kleine Fehde zwischen Kind und Frontzeck, die Suche nach einem neuen Sportdirektor, eine verunsichert wirkende Mannschaft - es stimmt beim Tabellenletzten an vielen Stellen nicht. Hannover befindet sich weiterhin voll im Umbruch.

"Ich kann nicht verhehlen, dass ich mich für uns alle in Hannover sehr freue", sagte Frontzeck nach dem überraschenden Punktgewinn beim Pokalsieger. "Die Woche war schwierig und kompliziert. Die Mannschaft hat endlich 93 Minuten gut gegen den Ball gearbeitet."

Dafür gab es vom Trainer eine Belohnung für die Mannschaft: zwei freie Tage - und am Mittwoch begeben sich die 96er wie schon während des Abstiegskampfes im Vorjahr zum Kurztrainingslager in die Klosterpforte nach Harsewinkel.

Daraus sollten die Hannoveraner die nötige Energie ziehen, um in den kommenden Wochen bestehen zu können. Es warten nämlich durchaus machbare Gegner auf die Roten: nach Werder geht es gegen Köln, Frankfurt, Darmstadt, Hamburg und Hertha BSC.

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