SPOX: Dante, Sie sind ein sehr emotionaler Mensch. Auch wenn Sie in Paris und beim Länderspiel in Hannover nicht direkt beteiligt waren: Wie haben Sie die Ereignisse erlebt?
Dante: Wir waren alle sehr betroffen und traurig über die Vorkommnisse. Unsere Gedanken sind bei allen Opfern und deren Angehörigen.
SPOX: "Immer positiv bleiben": Sie haben oft betont, dass das Ihr Lebensmotto ist. Wie schwer fällt Ihnen das aktuell?
Dante: Einfach ist es auf keinen Fall. Trotzdem müssen wir zumindest versuchen, normal weiter zu leben. Wir dürfen nicht nur darüber nachdenken, was passieren könnte, denn ansonsten würden wir in permanenter Angst leben.
SPOX: Hatten Sie am Wochenende vor dem Bundesliga-Spiel gegen Werder Bremen dennoch Bedenken?
Dante: Alle haben bestimmt mal darüber nachgedacht. Diese Anschläge ändern natürlich das öffentliche Bewusstsein. Aber Deutschland ist nach meinem Befinden ein sehr strukturiertes und sicheres Land. Wir haben Fußball gespielt und auf dem Platz versucht, alles zu geben und den Fans Freude zu bereiten.
SPOX: Seit einigen Tagen tun Sie das nicht nur auf dem Platz. Es gibt Sie nun auch als Comic-Held. Wie gefallen Sie sich in der neuen Rolle?
Dante: Sehr gut. (lacht) Nein, im Ernst: Ich finde diese Aktion wirklich super. Denn Comics verbindet man in erster Linie mit der Kindheit und es macht mich wirklich glücklich, Kinder zum Lachen zu bringen. Von daher hat es mir auch großen Spaß gemacht, an diesem Comic mitzuarbeiten.
SPOX: Ihre eigenen Comics und Spielsachen haben Sie in Ihrer Jugend aber aufgegeben - für den Fußball.
Dante: Das stimmt. Ich musste sie verkaufen.
SPOX: Um ein Busticket für ein 1200 Kilometer entferntes Probetraining finanzieren zu können.
Dante: Das klingt vielleicht verrückt, es war aber wirklich so. Ich war 52 Stunden mit dem Bus unterwegs.
SPOX: Das alles für Ihren großen Traum, Profifußballer zu werden?
Dante: Jeder brasilianische Junge träumt davon, Profi zu werden und eines Tages in der Selecao zu spielen. Meine Eltern hatten nicht genug Geld, um mir solche Reisen zu finanzieren. Also habe ich unter anderem meine Spielekonsole verkauft, um mir ein Ticket leisten zu können.
SPOX: Sie haben den Sprung geschafft, viele andere Ihrer Freunde aber nicht. Spürt man gerade in ärmeren Gegenden oft auch Neid?
Dante: Ich glaube nicht, dass es auf der Welt ein Land gibt, in dem pro Familie mehr Menschen Fußball spielen als in Brasilien. Entsprechend gibt es auch mehr Jungen und Mädchen, die den großen Durchbruch nicht schaffen. Natürlich kommt es da auch mal vor, dass manche etwas neidisch sind. Das kann man aber nicht verallgemeinern. Fast jeder gönnt dem Anderen den Erfolg.
SPOX: Was wäre aus Ihnen geworden, wenn es nicht mit dem Fußball geklappt hätte?
Dante: Sicher wäre ich erst einmal enttäuscht gewesen. Ich kann mich aber glücklich schätzen, dass ich ein guter Schüler war. Ich hätte gerne studiert - in welche Richtung weiß ich gar nicht. Was mir schon immer am wichtigsten war, noch wichtiger als der Traum vom Fußballprofi, war die Hoffnung, meiner Familie helfen zu können. Ich wollte genug Geld verdienen, um sie zu unterstützen. Ich habe früh gelernt, dass das Leben nicht immer einfach ist.
SPOX: Sie haben heute ganz andere Möglichkeiten.
Dante: Dafür bin ich auch wirklich sehr dankbar.
SPOX: Gibt es denn schon Pläne für die Zeit nach Ihrer aktiven Karriere?
Dante: Ich kann mir sehr gut vorstellen, in Deutschland zu bleiben. Erst einmal hoffe ich aber, dass 2018 noch nicht Schluss ist und ich noch ein paar Jahre dranhängen kann. Ein Karriereende in Wolfsburg wäre auch super.
SPOX: Macht Ihre Familie da mit?
Dante: Meine beiden Kinder haben sich in Deutschland gut eingelebt und fühlen sich auch richtig wohl. Zudem sprechen sie schon sehr gut Deutsch. Das gilt auch für meine Frau. Aber man wird sehen, wie sich alles entwickelt. Ich hätte aber schon genug Ideen für die Zeit nach der Spielerkarriere.
SPOX: Welche zum Beispiel?
Dante: Ich würde gerne einen Trainerschein machen. Am einfachsten wäre es sicherlich, erst einmal in Deutschland weiterzuarbeiten. Wo mich die Zukunft aber hinführt, weiß ich noch nicht. Vielleicht öffnet sich hier eine neue Tür, vielleicht in Brasilien. Ich freue mich aber auf jede Herausforderung.
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