Schön schrill: Augsburg ist die Mannschaft der Stunde. Nach dem Wunder von Belgrad gab's ein 2:1 gegen Schalke. 10 Punkte holte die Truppe von Markus Weinzierl aus den letzten vier Bundesliga-Spielen, ganze 6 (SECHS!) waren es in den 12 (ZWÖLF!) Partien davor. Der Lohn ist der Sprung weg von den Abstiegsrängen. Abzüge gibt's in der B-Note: Fluoreszierende Trikots in Schockgelb sind eine Pein für die Augen. Vielleicht lässt sich so auch der Fauxpas von Schiri Florian Mayer erklären, der Markus Feulners Handspiel vor dem Siegtreffer gegen Schalke nicht sah - oder sehen konnte. By the way: Augsburg hat im neunten Anlauf erstmals gegen Schalke gewonnen.
Historisch mau: Apropos Florian Mayer. Der hat also seinen Anteil an Schalkes sechster Saisonniederlage. Eine Volleyballeinlage wollte Trainer Andre Breitenreiter bei Feulner gesehen haben, nur Mayer sah es halt nicht. Somit ist es amtlich, dass Schalke die schlechteste Saison seit fünf Jahren spielt. Dabei hat alles so gut angefangen. Nach dem 7. Spieltag war an dieser Stelle zu lesen: Kommen wir zu angenehmeren Dingen. Schalke ist die Wucht und fast schon besser als Dortmund. Erstmals seit 2012 gelingen Königsblau fünf Pflichtspielsiege in Folge (4 x Buli, 1 x EL) - und nur fünf Gegentore nach sieben Spieltagen gab's überhaupt noch nie. Inzwischen ist Schalke Durchschnitt und nicht mal besserer: 24 Punkte bedeuten Rang acht, das Torverhältnis ist negativ, die Stimmung im Keller.
Ultimate Pressing: Gegen die Bayern hilft bekanntlich... nichts. Deshalb haben verschiedenste Gegner auf verschiedenste Arten und Weisen probiert, dem Meister ein Schnippchen zu schlagen. Die meisten davon haben zur Strafe fünf Stück kassiert. Einmal funktioniert hat die Frankfurter Taktik, alle Mann vor die eigene Bude zu platzieren, doch das war eine Ausnahme. Eine Ausnahme war auch der Ingolstädter Ansatz am Wochenende, die Bayern mit Mann und Maus tief in deren Hälfte zu attackieren. Das hat zwar am Ende auch nicht zum Erfolg geführt, hätte aber können. Und dieser Konjunktiv ist schon mehr, als man über (beinahe) alle anderen Gegner der Bayern sagen kann. Zahlen gibt's dazu auch: Nur 22,5 Prozent aller Spielaktionen spielten sich im Spielfelddrittel vor dem FCI-Kasten ab, 32,5 vor dem der Bayern. Was diese Statistik über Ingolstadts Mut zum Risiko aussagt und die Fähigkeit, die Bayern-Dominanz zumindest einzudämmen, zeigen Vergleichswerte: Gegen Köln (11,1 Prozent) oder auf Schalke (13,6) war vor dem Tor von Manuel Neuer überhaupt nichts los - und das sind keine Ausnahmen.
Fremdeln: Der Begriff Fremdeln bezeichnet ein Verhaltensmuster in der Säuglingsentwicklung. Das äußert sich darin, dass das Kind in einer Phase von einigen Monaten gegenüber Fremden Abneigung, Misstrauen oder gar Angst entwickelt und zeigt. Das ist evolutionspsychologisch halt so, weil der Infantizid häufiger vorkommt, als man meint. So ist das. Und jetzt zur Hertha: In Bezug auf den quickfidelen Hauptstadtklub bedeutet Fremdeln ganz was anderes. Die Hertha stellt nämlich mit Salomon Kalou den Top-Auswärtstorjäger. Sieben Mal hat der Ivorer auf fremden Plätzen schon getroffen, das hat nicht mal Aubameyang geschafft.
Nicht-Fremdeln: Anders als beim vorherigen Eintrag (schlechte Rubriküberschrift, schlechter Einstieg) stimmt jetzt alles. Der HSV fremdelt nämlich überhaupt nicht. In den letzten sieben Auswärtsspielen gab's nämlich nur eine einzige Niederlage für den Fastabsteiger der Vorsaison und - sage und schreibe - vier Siege.
Perpetuum mobile: Julian Weigl hatte gegen Eintracht Frankfurt 191 Ballaktionen. Das ist Saisonbestleistung.
Echte Power: Mit dem fünften Viererpack der Saison zieht der BVB an den Bayern vorbei, was das Toreschießen betrifft. 46 Tore nach 16 Spieltagen, das gab's in Dortmund übrigens erst einmal zuvor und das ist ein paar Tage her. In der Bundesligapremierensaison 1963/64 brachten es Friedhelm Konietzka, Lothar Emmerich und Franz Brungs auf 49 Treffer. Highlights damals: Ein 7:2 gegen die Hertha und ein 9:3 gegen Kaiserslautern. Der BVB anno 2015 hat übrigens inzwischen in 23 Bundesliga-Spielen in Folge getroffen.
Leichte Flaute: Noch vor wenigen Wochen lag Pierre-Emerick Aubameyang auf Kurs 41 Saisontore. Den hat der Gabuner nicht halten können. Schuld daran ist der ziemlich armselig verschossene Elfer gegen Frankfurt am Sonntag. 38,25 ist die aktuelle Hochrechnung für den Lambo-Fetischisten vom BVB. Dennoch: 18 Tore nach 16 Spielen sind so schlecht nicht. Besser waren nur Bayerns Gerd Müller (20 Tore in 1968 und 19 in 1973 und 1977) und Gladbachs Peter Meyer (19 in 1968). Genauso gut war immerhin der damalige Hoffenheimer Vedad Ibisevic 2008.
Noch mehr Rekorde: Die Bayern sind immer noch in der Lage, neue Bestmarken zu schreiben und wir meinen nicht das Tor von Philipp Lahm gegen Ingolstadt. Nein, die Bayern sind zum fünften Mal in Folge Herbstmeister. Das gab's noch nie. Insgesamt waren sie bei Halbzeit 21 Mal ganz vorne und wurden anschließend in 17 Fällen Meister. Noch ein Rekord: Erstmals unter Guardiola gab's 14 Heimsiege in Folge.
Sonstiges I: Chicharito ist seit fünf Jahren der erste Spieler, der drei Tore gegen Gladbach geschossen hat. Und damals war das niemand anderes als Pavel Pograbnyak. Wer hätte es nicht gewusst? Am 18. September 2010 war das und der VfB Stuttgart besiegte Gladbach mit 7:0.
Sonstiges II: Nach acht Spielen ohne Dreier hat Hoffenheim endlich wieder gewonnen. Es war der erste Sieg seit dem Trainerwechsel von Markus Gisdol zu Huub Stevens. Und es war gegen Hannover.
Sonstiges III: Robert Lewandowskis Tor gegen den FCI war sein 106. Bundesligatreffer. Damit zog er in der ewigen Ausländer-Torjägerliste mit Stephane Chapuisat und Ailton gleich und ist jetzt geteilter Dritter hinter Claudio Pizarro (177) und Giovane Elber (133).
Sonstiges IV: Falls es noch nicht erwähnt wurde: Gladbach hat nach zehn Spielen ohne Niederlage unter Andre Schubert erstmals ein Bundesliga-Spiel verloren.
Der 16. Spieltag im Überblick