Die Hinrunde der Bundesliga-Saison ist Geschichte. SPOX blickt auf die positiven Höhepunkte des ersten Teils der Saison 2015/2016 zurück. Mit dabei: Ein verwandelter Armenier, Bayerns explodierende Wundertüte, ein Liga voller Bomber und die legendärste One-Man-Show der Bundesliga-Geschichte.
Der Spieler der Hinrunde: Henrikh Mkhitaryan
Nach zwei Jahren bei Borussia Dortmund standen die Zeichen beim teuersten Spieler, den der BVB jemals kaufte, schon beinahe auf Abschied.
Henrikh Mkhitaryan war Unglücksrabe, Grübler und Bruder Leichtfuß in einem. Unter Thomas Tuchel hat sich all dies geändert - und zwar sehr zügig.
Ein Gespräch mit dem neuen Trainer vor Saisonstart gab den Ausschlag für den Armenier, seine Zelte in Dortmund doch nicht frühzeitig abbrechen zu wollen. Seitdem ist die Beziehung zwischen dem Coach und seinem Feingeist eine ganz spezielle.
Das liegt wohl auch an den überragenden Partien, die Mkhitaryan in der Hinrunde ablieferte. Der 26-Jährige ist in der vordersten Linie Vorbereiter und Vollstrecker zugleich.
Die Statistik weist beeindruckende Werte aus: in 28 Pflichtspielen war Mkhitaryan an 31 Toren direkt beteiligt. 15 Tore erzielte er selbst, 16 legte er seinen Kollegen auf. In der Scorerliste der Bundesliga ist er der beste Mittelfeldspieler.
Mit dieser Präsenz ist er überlebenswichtig für das Dortmunder Spiel unter Tuchel, der seinem Schützling ein tolles Zeugnis ausstellt: "Es ist eine große Freude, sein Trainer zu sein. Er ist ein Musterprofi mit einem tollen Charakter. Sein Talent, seine Arbeitseinstellung und seine Höflichkeit dienen uns als Vorbild", lobt der Coach.
Kein Wunder daher, dass BVB-Manager Michael Zorc eine vorzeitige Verlängerung von Mkhitaryans bis 2017 datierten Vertrags als "oberste Priorität" einstuft.
"Es ist kein Geheimnis, dass ich mich in Dortmund unwahrscheinlich wohlfühle und ich richtig glücklich bin", sagt dieser. Nach diesen Leistungen wäre eine Gehaltserhöhung jedenfalls alles andere als unverdient.
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Transfer der Hinrunde: Douglas Costa
Viel würde geschrieben, gesagt, orakelt und schon im Vorfeld besser gewusst, als das Münchner Interesse am Flügelstürmer von Schachtjor Donezk die Runde machte. Noch mehr wurde geschrieben, gesagt, orakelt und ganz sicher im Vorfeld besser gewusst, als bekannt wurde, dass sich der Rekordmeister die Dienste des relativ unbekannten Brasilianers für stolze 30 Millionen Euro sichern würden.
Doch die Bundesliga-Saison war gerade einmal 69 Minuten alt, da begruben selbst die größten Zweifler ihre Bedenken. Costa gab beim 5:0 über den HSV einen sensationellen Assist per Außenristflanke, traf selbst zum Endstand und bestätigte den Eindruck aus der Vorbereitung: Diese 30 Millionen war gut angelegtes Geld.
Als Wundertüte geholt, drückte der Brasilianer der Mannschaft von Beginn an seinen Stempel auf und schleppte das Team mit seinen Einzelaktionen durch so manch holpriges Spiel. Die letzten, für das Offensivspiel in ihrer ersten Saison derartig prägenden Spieler waren wohl Arjen Robben und Franck Ribery.
Zwei Tore und zwölf Assists in zwölf Bundesligaspielen - insgesamt 19 Torbeteiligungen in 20 Pflichtpartien - gelangen dem 25-Jährigen, ehe ihn eine Muskelverletzung bis zum Ende der Hinrunde.
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Trainer der Hinrunde: Pal Dardai
Für diese Kategorie boten sich einige Trainer an. Dirk Schuster oder Ralph Hasenhüttel beispielsweise, die die Aufsteiger aus Darmstadt und Ingolstadt bis zum Winter in sichere Tabellengefilde führten. Oder Thomas Tuchel, der dem BVB wieder neues Leben einhauchte. Wer aber einen Abstiegskandidaten aus dem Vorjahr in der Hinserie völlig verdient auf den 3. Tabellenplatz führt, dem gebührt eindeutig diese Ehre.
Pal Dardai formte Hertha im Sommer nach seinen Vorstellungen, nachdem als Nachfolger von Jos Luhukay Anfang des Jahres zunächst einmal mit einfachstem Fußball letztlich glücklich die Klasse hielt.
Die Hertha lernte unter ihm zunächst das Verteidigen, um in der Vorbereitung auf die aktuelle Saison auch das Fußballspielen zu lernen. Mit Vladimir Darida, Mitchel Weiser und Vedad Ibisevic holte sich Dardai die idealen Verstärkungen für sein Spielsystem. "Wir schießen keine Zufallstore mehr. In der Vergangenheit mussten wir beten, dass uns vorn der liebe Gott hilft. Da brauchten wir Glück - jetzt brauche ich Spieler, die nie zufrieden sind", sagt Dardai zur Entwicklung.
Die Berliner zeigen nicht nur erfolgreichen Fußball, sondern spielen auch noch einen ordentlichen Ball. Das Spiel trägt eindeutig die Handschrift von Pal Dardai, der das Amt als ungarischer Nationaltrainer im Sommer niederlegte und damit darauf verzichtete, mit den Magyaren zur Europameisterschaft nach Frankreich zu fahren. Aber vielleicht darf er dafür mit der Hertha in der nächsten Saison in der Champions League ran. Keine absolut unmögliche Vorstellung.
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Gerücht der Hinrunde: Christian Heidel ersetzt Horst Heldt
Wie eine Bombe platzte die Meldung der Bild am 14. Oktober in die Sportmedien-Landschaft: Christian Heidel, Manager beim 1. FSV Mainz 05, soll auf Schalke bald den Sessel von Horst Heldt einnehmen. Der Vertrag des Schalker Chefs werde nach der Saison nicht verlängert, mit Heidel sei bereits Einigkeit erzielt worden.
Mittlerweile, nach Ende der Vorrunde, ist in der Causa Heidel/Heldt zwar etwas Ruhe eingekehrt, vom Tisch ist das Thema aber noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Immer wieder verdichteten sich die Anzeichen, dass es im Sommer tatsächlich zum spekulierten Führungswechsel in Gelsenkirchen kommen wird.
Wochen der Unruhe lagen zuletzt hinter S04 und dem FSV. Während die Beteiligten die Diskussion verständlicherweise nervte, bemühten sich Spieler und Personen aus dem Umfeld darum, das Thema kleinzuhalten und Heidels Verbleib in Mainz herbeizureden.
Doch vieles spricht tatsächlich dafür, dass Heldt Schalke im Sommer verlässt. Vom Verein gab es keine Rückendeckung, eine Vertragsverlängerung stand in den letzten Monaten nie im Raum - und mittlerweile soll Heidel sogar schon die Vertragsmodalitäten mit Schalke geklärt haben.
"Man kann mir abnehmen, dass ich mit jeder Faser beim FSV Mainz 05 bin. Nicht nur, weil es mein Arbeitgeber ist, sondern auch weil mein Herz dort ist", sagte Heidel unlängst. Auch wenn man ihm das glauben darf: Einen Wechsel hat er nur während der laufenden Saison ausgeschlossen. Sein Arbeitspapier in Mainz läuft noch bis 2017. Die Nullfünfer - speziell Präsident Harald Strutz - waren vom Wechsel-Gerede überhaupt nicht amused, doch es scheint, als müsse man sich ab der kommenden Saison in Mainz neu aufstellen.
Während die Knappen vermutlich einen der besten Manager im deutschen Fußball gewinnen, stehen die Rheinhessen vor einer Mammutaufgabe: "Wenn es irgendwann einmal dazu kommt, muss natürlich vorgearbeitet werden, um das Ganze aufzufangen", sagte Niko Bungert im SPOX-Interview. Vermutlich ist es genau das, was in Mainz gerade mit Hochdruck getan wird.
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Jungstar der Hinrunde: Leroy Sane
Frech und unbekümmert sind Adjektive, die sich in der Fußballersprache mittlerweile schon fast zu Phrasen entwickelt haben. Wann immer irgendwo ein junger Spieler überraschend aufsteigt, wird er so beschrieben. Bei Leroy Sane ist das nicht anders.
Leroy Sane im Porträt: Geerdet nach ganz oben
Aber beim 19-Jährigen passt vor allem der Begriff frech so gut wie schon lange nicht mehr bei einem Spieler dieser Altersstufe. Sane ist ein Draufgänger auf dem Platz. Er sucht das Dribbling, das Eins-gegen-eins mit seinen Gegenspielern. Immer wieder versucht er Beinschüsse, auch in nicht dafür geeigneten Zonen in der eigenen Hälfte. Man sieht, dass sein Spiel noch lange nicht vollkommen ist, aber Schalkes Auftreten wird schon jetzt von seinem Schuss Individualität geprägt.
Trotz Max Meyer, Julian Draxler und Mesut Özil könnte Sane das größte Juwel sein, das die Königsblauen in den letzten Jahren aus ihrer Knappenschmiede hervorgebracht haben. Sanes Spielweise ist kaum vergleichbar mit einem anderen deutschen Spieler. Das hat auch Bundestrainer Joachim Löw schon gemerkt, der dem Linksfuß schon zu seinem Länderspieldebüt verholfen hat.
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Die Bomber der Liga: Aubameyang, Lewandowski, Müller, Chicharito
Sich in dieser Kategorie nur auf einen Spieler festzulegen, wäre den unglaublichen Torquoten des auserwählten Quartetts nicht gerecht geworden. Die vier Führenden der Torschützenliste haben jeder auf seine Weise die Nominierung verdient.
An erster Stelle steht natürlich Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang. 18 Treffer in 17 Partien gelangen dem Gabuner, das schaffte zuvor noch kein Borusse. Damit verpasste er den Hinrunden-Rekord von Gerd Müller nur knapp (20 Tore in der Saison 1968/69). Zum Vergleich: in der Vorsaison wurde Frankfurts Alexander Meier mit insgesamt 19 Toren Torschützenkönig.
Drei Buden Rückstand weist Robert Lewandowski vom FC Bayern auf, dessen Fünf-Tore-Gala gegen Wolfsburg noch in einer anderen Kategorie ausreichend gewürdigt wird. Der Pole spielte vielleicht nicht die überzeugendste Hinserie seiner Bundesligakarriere, an seiner Effektivität ist dennoch nichts auszusetzen.
Ihm auf den Spuren ist mit Thomas Müller ein Teamkollege. Müller verwandelte zwar vier Strafstöße, 14 Tore zu diesem Zeitpunkt sind für den nun bis 2021 an den FC Bayern gebundenen Nationalspieler aber klarer Rekord. In seinen letzten drei Spielzeiten kam er auf jeweils 13 Bundesligatore. Das hängt auch damit zusammen, dass Müller in dieser Spielzeit deutlich offensiver agiert und als zweite Spitze neben Lewandowski aufläuft.
In Sachen Kaltschnäuzigkeit hat sich zudem noch Leverkusens Neuzugang Javier Hernandez hervorgetan. Der Mexikaner fehlte die ersten dreieinhalb Bundesligaspiele, elf Buden in bislang 14 Partien sind dennoch aller Ehren wert. Diese Werte erreichte zuletzt Marek Mintal für Nürnberg im Jahr 2004. Chicharito überzeugt vor allem durch seine Ruhe und Effektivität vor dem gegnerischen Kasten. Für Bayer hat sich der Transfer somit enorm ausgezahlt: zwölf Millionen Euro investiert und 19 Tore in 22 Pflichtspielen bekommen.
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Tor(e) der Hinrunde: Lewandowskis Fünferpack gegen Wolfsburg
Als Robert Lewandowski am 22. September in der 60. Minute gegen den VfL Wolfsburg zu einem Seitfallzieher von der Strafraumgrenze ansetzte, konnte man quasi fest davon ausgehen, dass auch dieser unmögliche Kunstschuss seinen Weg in den Kasten der Wölfe finden würde. Zu surreal war das gewesen, was der Pole an diesem Abend in den vorhergehenden Minuten ablieferte.
Beim Stand von 0:1 in eine bis dahin ideenlose Bayernmannschaft eingewechselt, erzielte der Angreifer in acht Minuten und 59 Sekunden fünf Tore. Mit links gegrätscht (51,), mit rechts aus der Ferne (52.), mit rechts abgestaubt (55.), mit rechts reingedroschen (57.) und - weil alles noch nicht verrückt genug war - zum krönenden Abschluss per Seitfallzieher (60.).
Einen "historischen Abend" nannte Lewandowski seinen Auftritt. Und das war er. Drei Treffer in 3:22 Minuten, vier in 5:42 und fünf in 8:59 waren noch keinem Spieler gelungen, schon gar nicht einem Einwechselspieler. Damit sicherte sich der 27-Jährige gleich mehrere Einträge ins Guiness-Buch der Rekorde - und sorgte für ein Bundesligaspiel für die Geschichtsbücher.
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