Die Bundesliga-Saison 2015/16 ist Geschichte. SPOX blickt auf die negativen Höhepunkte zurück. Mit dabei: Bayerns ewiger Pechvogel, der schockierendste Rücktritt der Saison und ein Kriminalfall um einen Rucksack. Außerdem: Stuttgart in mehrfacher Ausführung.
Pechvogel: Holger Badstuber
Auch die vergangene Spielzeit brachte für Holger Badstuber kein Happy End. Vielmehr liest sich die Krankenakte des Münchners immer mehr wie ein schlechter Scherz des Fußballgotts. Wie ein sehr, sehr schlechter Scherz.
Erst am 12. Spieltag feierte der Innenverteidiger nach einem Muskelriss im Oberschenkel seine Saisonpremiere, Anfang Februar brach sich der ewige Pechvogel im Training das Sprunggelenk. Das Saison-Aus! Seit dem Beginn seiner Leidenszeit, seit dem Kreuzbandriss aus dem Dezember 2012 gegen den BVB, verpasste Badstuber insgesamt 202 Pflichtspiele.
"Once a fighter always a fighter. Now more than ever!", tweetete der 27-Jährige nach der jüngsten Verletzung - und demonstrierte seinen einmaligen Kämpferwillen. Und immerhin: Badstuber ist bereits wieder im Lauftraining. Bleibt nur zu hoffen, dass der Fußballgott endlich mit den schlechten Witzen aufhört.
Transfer-Flop: Franco Di Santo
Mit nicht wenig vorschüssigen Lorbeeren im Gepäck wechselte Franco Di Santo im vergangenen Sommer die Wahlheimat - aus dem kühlen Norden in den Ruhrpott, von Bremen nach Schalke, genauer gesagt. Königsblau ließ sich den Argentinier ordentliche sechs Millionen Euro kosten. Ein Geschäft, dass sich wenig bis gar nicht ausgezahlt hat.
In 34 Pflichtspielen - 25 in der Liga, sieben in der Europa League und zwei im Pokal - durfte der Angreifer ran. Die Ausbeute: Acht Tore und zwei Assists. Klingt mager? Fünf der acht Buden stammen aus der Europa League, wiederum vier dieser fünf Treffer gab's gegen das nicht gerade als europäische Schwergewicht bekannte Asteras Tripolis...
Trotz einer desolaten Debüt-Saison soll sich der Angreifer aber keine Gedanken über einen Abschied machen - zumal mit Klaas-Jan Huntelaar und Eric Maxim Choupo-Moting gleich zwei Konkurrenten im Sturmzentrum vor dem Abgang stehen. "Ich finde, dass es lohnenswert wäre, wenn er den Kampf annimmt", sagte auch der scheidende Manager Horst Heldt im kicker.
Enttäuschung: VfB Stuttgart
Es ist tatsächlich passiert. Nach knapp 40 Jahren Bundesliga, nur neun Jahre nach der Meisterschaft, hat es der VfB geschafft, sich in die Vollkatastrophe zu manövrieren: Der Abstieg in Liga zwei, nachdem sich der VfB in den letzten drei Jahren immer in letzter Sekunde aus der Affäre gezogen hatte.
Eins der dunkelsten Kapitel der Klubgeschichte, so sollte doch eigentlich dieses Jahr alles besser werden. Neuer Trainer, neues System, kluge Transfers - doch von wegen. Zehn Niederlagen gab's aus den ersten 14 Spielen, nicht einmal das Zwischenhoch nach der Übernahme von Interimscoach Jürgen Kramny und zeitweilig sogar Tabellenplatz zehn schützten die Schwaben vor dem GAU.
Die 75 Gegentore der Saison - davon alleine sechs vor zwei Wochen im Abstiegsendspiel gegen Bremen - sind mit Abstand der Höchstwert der Spielzeit. Der Abstieg "kann kein Zufall sein", kommentierte ein konsternierter Martin Harnik nach Abpfiff. Aufarbeitung wurde im Anschluss von den Oberen angekündigt. Wie die Konsequenzen aussehen sollten, machten die Fans bereits mit einem Banner klar: "Keine Ahnung, keine Planung, kein Konzept - Vorstand raus!"
Schock: Lucien Favres Rücktritt
Die Bundesliga-Saison 2015/16 war noch keine zwei Monate alt, da gab's bereits den ersten Knall. Und was für einen: Lucien Favre trat zurück!
Der Mann, der die Fohlen mit dem nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt in der Saison 2010/11 rettete und die Gladbacher in der vergangenen Saison gar in die Gruppenphase der Champions League führte. Der Mann, der trotz fünf Pleiten zum Auftakt als unantastbar galt - er ging.
Vor allem aber die Art und Weise machte aus dem Rücktritt eine unrühmliche Posse, eines verdienten Mannes wie Lucien Favre unwürdig. Letzterer trat selbst an die Öffentlichkeit, ohne den Klub davor informiert zu haben. Alle Umstimmungsversuche der Vereinsführung halfen nichts. Favre blieb bei seiner Entscheidung.
Vor vollendete Tatsachen gestellt installierte man als Verlegenheitslösung U23-Trainer Andre Schubert als Nachfolger. Der Ausgang ist bekannt: Startrekord mit sechs Siegen und am Ende mit Platz vier Champions-League-Quali.
Rauswurf: Alexander Zorniger
Der ehemalige Leipzig-Coach kam als schwäbischer Hoffnungsträger - und legte den Grundstein für den tiefen Fall des VfB, der die Stuttgarter schließlich in die 2. Liga führte.
Vor allem ein 4:2-Sieg gegen Manchester City in der Vorbereitung und ein offensiv teils auch in der Liga mehr als ansehnlicher Fußball stimmten optimistisch, ja sie ließen einige Unverbesserliche gar von Europa träumen. Doch schon Zornigers Einstand mit fünf Pleiten zum Auftakt zerstörten diese nie berechtigten Hoffnungen in Windeseile.
Was folgte? Offensiver Zauberfußball ohne Tore, gepaart mit einer katastrophalen Defensive. Dazu: Öffentliche Ohrfeigen gegen die eigenen Spieler, Beschimpfungen gegen Journalisten und die Bezeichnung der eigenen Spielweise als "alternativlos". Alternativlos war dann lediglich die Entlassung auf Tabellenplatz 16 stehend...
Posse: Die Rucksackaffäre
Tja, der HSV enttäuscht einen eben nicht. Da haben die Hanseaten seit langem einmal wieder nichts mit dem Abstiegskampf zu tun, unterhalten den Rest der Liga aber auf anderen Wegen. Zum Beispiel mit Peter Knäbels Rücksack-Affäre.
Es war eine groteske Mischung aus Comedy, Real-Satire und Kriminalgeschichte, die sich im Sommer 2015 in der Hansestadt abspielte. Rückblick. Eine Putzfrau findet im Hamburger Jenischpark einen Rucksack. Der Besitzer: Hamburgs Profi-Direktor Peter Knäbel. Der Inhalt: Die gesamte Gehaltsliste des HSV. Besagte Putz meldet sich am 20. Juli beim HSV. Nichts passiert. Erst im Folgemonat reagiert man bei den Rothosen auf die Finderin.
Die Polizei wird eingeschalten, Knäbel erstattet Anzeige gegen Unbekannt. Wurde der Rucksack aus dem Auto des HSV-Bosses geklaut? Oder aus dem Büro entwendet? Und wie kamen die Dokumente in den Park? Mittlerweile ist der Fall zu den Akten gelegt. Das einzige Ergebnis: Eine gewaltige Lachnummer für den HSV und Knäbel.
Der bekam zum 49. Geburtstag von der Mannschaft übrigens: einen Rucksack.
Abschied: Christian Heidel
24 Jahre lang leitete Christian Heidel die Geschicke der Mainzer. Nach 24 Jahren heißt es für den Manager Abschied nehmen. Heidel heuert beim FC Schalke 04 an.
Die Königsblauen retteten sich am letzten Spieltag direkt in die Europa League, gemeinsam mit den Mainzern, na klar. Dass die die beste Saison der Vereinsgeschichte hinter sich haben, nahm der scheidende Manager und Ur-Mainzer mit Humor: "Das habe ich vor 24 Jahren genauso geplant - dass wir heute in die Europa League einziehen."
Schon seit Wochen zieht Heidel hinter den Kulissen die Fäden, eröffnete - offiziell noch als Mainz-Manager - kürzlich Schalke-Coach Andre Breitenreiter dessen Freistellung zum Saisonende. Heidel hat aus wenig bei den 05ern das Maximum gemacht. So viel dürfte feststehen: Bei den Knappen ist das ungestörte Arbeiten als Underdog vorbei...
Nerv-Thema: Pep Guardiolas Wechsel
Tadaaa! Wir zitieren einmal kurz die Flops der Hinrunde, Kategorie: "Nervthema der Hinrunde", Thema: "Guardiolas Zukunft": "Wir hören uns dann beim Nervthema der Rückrunde..."
Und hier sind wir: Während Guardiolas Zögern und die endlosen Spekulationen um die Zukunft des Katalanen - geht er, verlängert er? - die Hinrunde unerträglich machten, war es das nervigste Thema der zweiten Saisonhälfte, wie mit dem Wechsel des Katalanen umgegangen wurde.
Das Ganze ging sogar so weit, dass Guardiola das von den Medien als Mindestziel ausgegebene Triple akzeptierte. Unzählige Münchner wurden wegen Guardiolas Wechsel zu Manchster City geschrieben: Manuel Neuer, David Alaba, Thiago (natürlich), Arjen Robben, Jerome Boateng, um nur die "heißesten" Kandidaten zu nennen. Auch ein Treffen mit Verantwortlichen von Manchester City wurde zum Skandal hochstilisiert. Viel richtig machen konnte Guardiola in seiner letzten Saison nicht.
Skandal: Johannes Geis' Foul an Andre Hahn
Es war bereits der Aufreger der Hinrunde. Und zum Glück folgte nichts, was Johannes Geis' Foul an Andre Hahn noch toppen konnte.
Der Schalker mähte seinen Mönchengladbacher Konkurrenten böse um. Die Folge: Fraktur des Schienbeinkopfes und Riss des Außenmeniskus'. Hahns Hinrunde war gelaufen - und Fußballdeutschland tobte vor allem im Netz über das Foul von Schalke-Neuzugang Geis. Gegen die Treibjagd gegen den Mittelfeldspieler halfen auch alle Entschuldigungen nichts.
"Ich habe ihn in der Situation nicht richtig gesehen und habe seine Bewegungen falsch eingeschätzt", sagte der Übeltäter im Anschluss. "Wer mich kennt, weiß, dass ich ein fairer Sportsmann bin und mir so etwas in meiner Karriere noch nie passiert ist."
Der DFB sperrte Geis für fünf Spiele, unter anderem auch für die Begegnung der beiden Teams wenige Tage später im Pokal.
Nach fünf Monaten Pause kam Hahn zurück, Einwechslung in der 81. Minute bei Gladbachs unglücklicher Niederlage auf - natürlich! - Schalke. Versöhnlich stimmt dann doch, dass Hahn im Saisonfinale zum wichtigsten Mann bei den Fohlen avancierte. Fünf Tore erzielte er in den letzten vier Partien und hatte somit maßgeblichen Anteil am Erreichen der CL-Quali.