SPOX: Am Schalker Trainingszentrum werden zum Beispiel neue Funktionsräume errichtet, es wird einiges umgebaut. Heidel meinte, zuvor wären die Gegebenheiten bundesligauntauglich gewesen. War Ihnen bewusst, dass es in diesem Bereich offensichtlich noch viel Luft nach oben gibt?
Fährmann: Man hat vielleicht seine Wünsche für Verbesserungen gehabt, aber ich persönlich brauche auch keinen Luxus. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, so dass uns auch dieser frische Wind gut tut. Christian Heidel war auch aufgrund seiner großen Vorerfahrung der Meinung, dass das nicht gut passt beziehungsweise es besser geht - also hat er sofort Nägel mit Köpfen gemacht.
SPOX: Auf Schalke herrscht momentan wie schon zum vergleichbaren Zeitpunkt des Vorjahres eine große Ruhe, fast alle Transfers erscheinen nicht nur vielversprechend, sondern wurden vorab auch nicht öffentlich. Hätten Sie das angesichts der namhaften Neuzugänge für möglich gehalten?
Fährmann: So kenne ich Schalke gar nicht. (lacht) Ich finde das aber beeindruckend und wunderbar, denn es tut uns allen wahnsinnig gut, wenn hier Ruhe im Karton herrscht. Ich glaube, da spreche ich auch für unsere Fans.
SPOX: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass das negative "typisch Schalke" und die damit oft verbundenen Selbstzerfleischungsprozesse im Laufe der Spielzeit trotz Heidel und Weinzierl wieder wie aus dem Nichts zuschlagen werden?
Fährmann: Ich kann mir gut vorstellen, dass das wieder passieren wird. Ich kenne es ja auch gar nicht anders. Dann wären wir Führungsspieler und die Verantwortlichen gefragt, eng zusammen zu stehen und mit einer Stimme nach außen zu kommunizieren, damit das an uns abprallt und keine großen Wellen schlägt.
SPOX: Leroy Sane wählte nach insgesamt acht Jahren in Königsblau und 47 Bundesligaspielen einen anderen Weg und wechselte zu Manchester City. Blutet Ihnen da auch das Herz wie bei Heidel?
Fährmann: Klar. Wir verlieren einen absoluten Top-Spieler, dessen ganze Qualitäten noch längst nicht ausgeschöpft sind. Wenn er klar im Kopf und ehrgeizig bleibt, hat er noch einen wahnsinnigen Weg vor sich. Er gibt dem Verein nun aber vor allem finanziell gesehen auch sehr viel zurück. Ich bin nicht sauer auf ihn, er hat diese Chance jetzt einfach ergriffen. Das war eine saubere Geschichte und ich drücke ihm die Daumen.
SPOX: Wann und wo hat sich Sane denn von der Mannschaft verabschiedet?
Fährmann: Wir haben miteinander geschrieben und in der Kabine nochmal gesprochen. Er war von Anfang an offen und ehrlich mit uns. Eine offizielle Feier gab es aber nicht. Wenn er nochmal vorbeikommen sollte, holen wir das vielleicht nach. (lacht)
SPOX: Jens Lehmann hat Ihnen vor zwei Monaten vorgeworfen, "im Kopf nicht in der Lage" zu sein, ein ernst zu nehmender Konkurrent für Manuel Neuer im Tor der deutschen Nationalelf zu werden - auch, weil Sie negativ denken würden. Dabei sind doch gerade Sie derjenige, der seit Jahren mit einem Mentaltrainer zusammenarbeitet. Was sagen Sie zu seiner Kritik?
Fährmann: Ich musste schmunzeln, weil es auch aus dem Nichts kam. Mein Bruder hat mir dann scherzhaft geschrieben: Du musst halt einfach mit dem Helikopter zum Training kommen! (lacht) Ich kenne Jens Lehmann nicht, wir haben noch nie miteinander gesprochen. Daher kann er sich eigentlich auch kein Bild von mir machen. Es gehört aber zum Fußball dazu und das ist ja teilweise auch das Schöne daran, dass sich letztlich jeder äußern kann und darf.
SPOX: Wie sehr hatten Sie darauf gehofft, doch noch mit zur EM zu fahren?
Fährmann: Natürlich hatte ich bis zum Schluss Hoffnung. Dafür habe ich das ganze Jahr Gas gegeben. Ich weiß aber auch, dass Joachim Löw auf ein intaktes Team Wert legt. Als sich dann die Anzeichen verdichteten, dass kein Anruf mehr von Andreas Köpke kommen würde, habe ich die Zeit anderweitig genutzt. Ich habe geheiratet und bin eine Weile lang in Urlaub gefahren.
SPOX: Auf Schalke gehören Sie zu den Wortführern. Haben Sie aber den Eindruck, Sie müssten mehr als Lautsprecher auftreten, um auch ein Thema für das DFB-Team zu sein?
Fährmann: Ich spucke einfach von Natur aus nicht gerne große Töne. Ich hatte in dieser Hinsicht in der Vergangenheit ein paar positive wie negative Erlebnisse. Ich habe nicht zuletzt während meinen langen Verletzungspausen gelernt, dass ich mich schlichtweg wohler fühle, wenn ich ich selbst bin. Ich brauche keine große Show und muss mich nicht feiern. Ich freue mich innerlich und mache den Rest mit mir selbst aus. Das heißt aber nicht, dass ich auf dem Platz meine Vorderleute nicht dirigiere oder mich mal vor die Mannschaft stelle.