Bei Mainz 05 lief alles nach Plan, ehe sich im Sturm eine Lücke auftat. Auf Schalke krempelt Christian Heidel den Kader um und holt einen Neuen nach dem anderen. Auch Gladbach hat schon ordentlich Geld in die Hand genommen - ist aber mit dem Kader noch nicht fertig. Leverkusen will durch kluge Moves die großen Zwei attackieren. Und: Der BVB rüstet ordentlich auf und bläst zur Attacke, während es die Bayern ruhig angehen lassen.
FSV Mainz 05
Situation:
Bis zum vergangenen Donnerstag verlief die Vorbereitung der Mainzer ohne Probleme. Die Neuen waren schon an Bord, darunter der fest verpflichtete Christian Clemens. Die Auslandsreise in die USA war voller Harmonie, sämtliche Testspiele wurden gewonnen, die ersten drei davon ohne Gegentor.
Doch dann riss sich Emil Bergreen das Kreuzband und löste damit eine (kleine) Verletzungswelle aus. Seine Sturmkollegen Jhon Cordoba und Yoshinori Muto mussten ihr Training abbrechen - plötzlich stand mit Pablo de Blasis nur noch ein echter Stürmer zur Verfügung. Da die Verletzungen von Muto und Cordoba aber nicht schwerwiegend waren, wollen die Mainzer vorerst nicht nachbessern: "Wenn Yoshi und Jhon bei 100 Prozent sind, können wir mit dem aktuellen Stand in die Saison reingehen", so Trainer Martin Schmidt. Die Nachfolge vom nach Liverpool abgewanderten Loris Karius dürfte derweil geklärt sein: Die dänische Neuverpflichtung Jonas Lössl etablierte sich als Nummer eins.
Rouven Schröder im Interview: "In Heidels Fußstapfen will ich nicht"
Ausblick:
Der derzeitige Kader umfasst über 30 Mann. Rouven Schröder wird also noch den einen oder anderen Spieler abgeben müssen. Maximilian Beister spielt derzeit in Darmstadt vor und auch ein Abschied von Schlüsselspieler Yunus Malli ist noch nicht vom Tisch: Einen Wechsel in diesem Sommer könne er nicht ausschließen, verriet er dem kicker.
Die Lage bei Giulio Donati ist um einiges klarer. Die Verantwortlichen haben Angebote für den Außenverteidiger strikt abgelehnt. Unter Druck stehen die Nullfünfer ohnehin nicht - durch die mögliche Teilnahme an der Euopa League steht das finanzielle Grundgerüst wie eh und je.
Schalke 04
Situation:
Der Vorwurf, Christian Heidel würde seine Aufgabe bei den Knappen eher passiv angehen, wäre sehr weit hergeholt. Mit Markus Weinzierl hat er direkt seinen Wunschtrainer an Land gezogen und auch der Kader hat jede Menge Upgrades erhalten: EM-Fahrer Brees Embolo kam für die Offensive, Naldo als Ersatz für Joel Matip in der Innenverteidigung. Und seit Sonntag steht fest: Auch die beiden Außenverteidiger sind neu.
Abdul Rahman Baba, dem Weinzierl beim FCA einst zum Durchbruch verhalf, kommt per Leihe aus Chelsea, Coke wurde vom Europa-League-Sieger FC Sevilla fest verpflichtet. Für Weinzierl geht es im Trainingslager in Mittersil (Österreich) darum, die Neuen so schnell wie möglich zu integrieren und zu überlegen, wer als Nachfolger für Leroy Sane infrage kommt. Dieser wechselte nämlich für etwa 50 Millionen zu Manchester City.
Ausblick:
Die Verpflichtungen wurden bisher getätigt, ohne den eigenen finanziellen Spielraum eingebüßt zu haben. Das heißt im Umkehrschluss: Das Sane-Geld kann wieder ausgegeben werden. Unter anderem ein Sechser steht ganz oben auf dem Zettel, der in das neue Konzept passt, deutlich höher zu verteidigen als vergangene Saison.
Eine Option scheint Benjamin Stambouli zu sein, der noch beim französischen Meister PSG unter Vertrag steht. Aufgrund des unterbesetzten Mittelfelds würde ein Kauf des 25-Jährigen aber wohl noch kein Ende der Transferaktivitäten bedeuten.
Borussia Mönchengladbach
Situation:
Die Rückholaktion von Christoph Kramer ließ sich Max Eberl 15 Millionen Euro kosten, so viel hatten die Fohlen noch nie für einen Spieler ausgegeben. Doch der Rekord könnte bald schon wieder fallen: Und zwar für Innenverteidiger Andreas Christensen, der nur von Chelsea geliehen war und nun fest verpflichtet werden soll. Der Preis wird auf 18 Millionen Euro geschätzt.
Überhaupt nehmen die Gladbacher viel Geld in die Hand - dank des Verkaufs von Granit Xhaka an Arsenal ist auch jede Menge da. Jannik Vestergaard und Laszlo Benes sind zwei weitere Beispiele für die Transfer-Offensive. Allerdings tat sich für Coach Andre Schubert trotzdem eine große Baustelle auf: Yann Sommer verletzte sich im Training am Sprunggelenk und fällt vorerst aus. Bessere Nachrichten gab es rund um Youngster Djibril Sow, der unter anderem beim Blitzturnier gegen den VfL Osnabrück sein Potential aufblitzen ließ. Lars Stindl erhielt derweil die Ehre, Xhaka als Kapitän zu ersetzen.
Ausblick:
Nach den lockeren Vorbereitungs-Kicks wird es für die Gladbacher früh ernst: Am 16. oder 17. August steht schon das Hinspiel zur Champions-Qualifikation an. Die Fohlen sind gesetzt und treffen auf den AS Rom, Steaua Bukarest, AS Monaco, FK Rostow oder die Young Boys Bern. Natürlich hängt auch wirtschaftlich viel von der Quali ab: Im Erfolgsfall stehen Eberl rund 30 Millionen zusätzlich zur Verfügung.
Was im Kader fehlt, ist ein Mittelstürmer. Allerdings kam Schubert in der vergangenen Saison auch ohne einen solchen klar. Trotzdem dürfte etwas vom möglichen neuen Geld für eine Spitze in die Hand genommen werden.
Bayer Leverkusen
Situation:
Im Schatten der großen Zwei hat sich Bayer Leverkusen zu einer Art Geheimfavorit gemausert. Beim Test gegen den FC Porto (1:1) zeigte die Elf von Roger Schmidt, dass sie in der Vorbereitung schon sehr weit ist. Das liegt sicherlich daran, dass durch kluge Neuverpflichtungen auf fast jeder Position ein Konkurrenzkampf herrscht - sodass sich die "kleinen Fische" vor der Rückkehr der prominenten EM-Fahrer etablieren wollten.
"Wir wollen auf hohem Niveau wechseln, allen Spielern Einsätze garantieren und den Konkurrenzkampf verschärfen. Wir wollen unsere Kadergröße ausnutzen", erklärte Schmidt der Bild. Ob mit der Rückkehr von Levin Öztunali aus Bremen, dem Verbleib von Chicharito, Ömer Toprak und Karim Bellarabi oder der Verpflichtung von Julian Baumgartlinger - die Transferaktivitäten sind abgeschlossen, derzeit erfolgt in Zell am See nur noch der Feinschliff.
Ausblick:
"Im DFB-Pokal kann man den Titel gewinnen. Und man kann auch mit Bayer mal vor Bayern landen und Meister werden, wenn alles passt. Dortmund ist es 2011 und 2012 gelungen", sagte Neuzugang Kevin Volland der Sport Bild. Damit steht der Hoffenheimer für das neue Motto der Werkself: Think Big.
Er ist nicht der Einzige, der Bayer einiges zutraut: Bis auf Danny Da Costa gibt es keine Langzeit-Verletzten, sodass Schmidt sich voll darauf konzentrieren kann, sein Pressing-Konzept auszubauen. Es folgen nach dem Trainingslager weitere Tests gegen den AC Florenz, die Würzburger Kickers und Real Sociedad - doch alles fiebert schon dem Saisonstart entgegen.
Borussia Dortmund
Situation:
Nach erfolgreicher China-Reise samt 4:1-Gala gegen Manchester United steht das zweite Trainingslager des Sommers bevor. Der BVB-Tross bricht heute nach Bad Ragaz auf: Mit an Bord ist auch das neue Trio Mario Götze, Andre Schürrle und Europameister Raphael Guerreiro.
Die beiden Weltmeister sind die Spitze des Transfer-Eisbergs der Dortmunder - über den Wechsel von Mats Hummels und dessen Ersatz Marc Bartra redet kaum noch jemand, auch Henrikh Mkhitaryan ist fast kein Thema mehr.
Thomas Tuchel dürfte es bei der Integration der beiden einfach haben: Schürrle verhalf er einst zum Durchbruch in Mainz und Götze ist in Dortmund ohnehin ein Altbekannter. Kein Wunder, dass der Trainer bei so viel neuer Prominenz Optimismus versprüht, was natürlich auch mit Neuzugang Ousmane Dembele zusammenhängt, vielleicht der große Gewinner der China-Tour. "Er kann einfach alles", staunte sein Chef nach dessen Vorstellungen nicht schlecht.
Ausblick:
Rund 120 Millionen Euro hat der BVB für Transfers ausgegeben. Die Kaderplanung dürfte somit abgeschlossen sein - es sei denn, in die Personalie Pierre-Emerick Aubameyang kommt überraschend doch noch Bewegung. Ein Wechsel erscheint aber zumindest in diesem Sommer als nahezu ausgeschlossen.
Der BVB geht auf seinen Schlüsselpositionen neu ausgerichtet in die Saison und will den FC Bayern attackieren - erstmals am 14. August im Supercup.
Bayern München
Situation:
Das große Transfer-Spektakel überließ der Rekordmeister in diesem Sommer der Konkurrenz. Mit Mats Hummels und Renato Sanches kamen "nur" zwei Hochkaräter, die aber noch auf ihr Debüt warten. Genauso wie die anderen EM-Fahrer waren sind sie bei der US-Reise nicht mit dabei, weshalb die Partien dort nur wenig Aufschluss über die Pläne von Neu-Coach Carlo Ancelotti geben.
Der Italiener entpuppte sich trotzdem als Fan der Reise, um Verein und Spieler näher kennenzulernen. Die 4:1-Gala gegen Inter zeigte zudem, dass er verschiedene Aufstellungen in petto hat - auf ein 4-4-2 gegen Milan (Niederlage nach Elfmeterschießen) folgte ein variables 4-3-3. Besonders gegen den Ball sah das deutlich anders aus als noch unter Pep Guardiola. Ancelotti betonte, dass er das Augenmerk auch darauf legen wolle, ohne Ball gut zu sein. Als kleiner Störfaktor der großen Reise-Harmonie entpuppte sich Franck Ribery, der sich auf dem Platz mal wieder nicht im Griff hatte. Für deutlich positivere Schlagzeilen sorgte Julian Green, der gegen Inter dreifach knipste.
Ausblick:
Die Bayern haben bis zum Supercup am 14. August gegen den Dortmund nicht besonders viel Zeit, um mit dem kompletten Kader zu trainieren."Wir sind erst am Anfang und wir haben einige Fehler gemacht, aber wir müssen natürlich auch auf all die Rückkehrer warten", sagte Ancelotti noch vor einer Woche nach der Niederlage gegen Milan. Darüber hinaus geht es für den FCB natürlich um nichts anderes als Titel. Ancelotti soll endlich den Henkelpott nach München holen. Das reicht dem Italiener aber nicht: "Ich will alle Titel, stellte er klar.
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