"Bruno Labbadia hat sich ein Denkmal verdient."
Fünfzehn Monate ist dieser Satz alt. Gesagt von Didi Beiersdorfer, direkt nach dem Herzschlag-Klassenerhalt in der Relegation gegen der Karlsruher SC im Sommer 2015. Fünfzehn Monate sind seitdem vergangenen, an deren Anfang der als Notlösung verpflichtete Labbadia den HSV nicht nur vom Sturz in die Zweitklassigkeit bewahrte, sondern den Klub nach zwei desolaten Jahren auch wieder ins sichere Mittelfeld führte.
Doch der Start in die aktuelle Saison misslang, mit einem Punkt stehen die Hanseaten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Und so fehlt im Volksparkstadion mittlerweile nicht nur das nie errichtete Denkmal; auch Bruno Labbadia ist seit Sonntagmittag nicht mehr da.
Umgang mit Labbadia eine Farce
Der Abschied vom einstigen Heiland so früh in der Saison ist überhastet und nicht weniger als unwürdig. Ungeachtet der Punktausbeute und Ergebnisse - von denen nur das 0:4 zuhause gegen Leipzig ein wirklich schwerer Ausrutscher war -, hat ein derart verdienter Mann im Verein eine Entlassung in diesem Stil nicht verdient.
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Es war eine Farce, wie Beiersdorfer seinem Coach seit Wochen jegliche Rückendeckung verwehrte. Und es war genauso eine Farce, wie jeder - vom Klubverantwortlichen über Labbadia bis hin zu den Fans - wusste, dass der Coach in ein Schicksalsspiel geschickt wurde - und der auch noch gute Miene zum bösen Spiel machen musste. Gegen die Bayern, die in einer derartigen Situation nicht wirklich als fairer Gradmesser durchgehen. Und wenn doch: Labbadias Hamburger haben die Bayern vor die größten Probleme der aktuellen Saison gestellt. Dennoch war Schluss - geklärt mit einem Telefonanruf.
Papa von Halilovic, Mama von Lasogga - Chaos beim HSV
Fest steht auch: Mit dem Rauswurf Labbadias ist das Vorhaben des HSV, endlich das Image des Chaosklubs abzulegen und in Zukunft mit Kontinuität in den Führungspositionen in Ruhe Klaus-Michael Kühnes utopisches Ziel von Platz sechs bis acht anzugehen, vorerst ad acta gelegt. Denn der für diese Aufgabe perfekte Mann, der die volle Rückendeckung der Mannschaft genoss, der sich mit Herz und Seele mit Stadt und Klub identifiziert und für seine Arbeit brennt, ist nach 15 Monaten im Amt schon wieder Geschichte.
Der Weg ist endgültig geebnet für abstruse Nebenkriegsschauplätze, wie sie schon unter der Woche aufkeimten. Wie zum Beispiel Alen Halilovic' Vater, der verriet, vor dem nunmehr ehemaligen HSV-Trainer gewarnt worden zu sein. Oder Pierre-Michel Lasoggas Mutter, die Sportchef Beiersdorfer nach dem Leipzig-Spiel im VIP-Raum angegangen haben soll.
Der ganz normale Hamburger Wahnsinn eben.
Ob ein neuer Coach, der ohne Vorbereitung in diese Situation geworfen wird, das Ruder sofort herumreißen kann? Man darf gespannt sein...
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