"Dardai war eine Schlüsselentscheidung"

Michael Preetz hat mit Pal Dardai einen ehemaligen Teamkollegen zum Trainer gemacht
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SPOX: Dafür spielt Ihre Positionierung eine wichtige Rolle. Sie haben gesagt, die Imagebildung des Vereins sei mehr als nur Ihr Jahresmotto "We try. We fail. We win." Welches Bild soll die Öffentlichkeit von der Hertha haben?

Preetz: Tatsächlich geht es uns um die gesamte Haltung des Vereins. Wir wollen mutig agieren, experimentierfreudig sein, Dinge aktiv gestalten. Wir wollen auch, dass der Fan eine Mannschaft sieht, die mutig nach ihrer Chance greift. Unser Jahresmotto kann sich in der kommenden Saison ändern. Was wir nicht verändern wollen, sind die Haltung und die Ausrichtung des gesamten Vereins. Da haben wir uns sehr an der wunderbaren Stadt, in der wir leben, orientiert.

SPOX: Inwiefern?

Preetz: Wir haben uns gefragt: Wofür steht diese Stadt? Was wird in den nächsten Jahren auf Berlin zukommen? Wir können heute ja bereits feststellen, dass Berlin eine internationale Metropole geworden ist, die von der Touristenzahl mit Städten wie London, Paris oder New York mithalten kann. Was wir vor allem herausgearbeitet haben, ist, dass es in dieser Stadt diesen Gründergeist gibt.

SPOX: Viele junge Leute kommen von außen nach Berlin und sorgen dafür, dass sich die Stadt in stetem Wandel befindet.

Preetz: Das ist ein Aspekt, bei dem wir Parallelen zu uns sehen. Bereits unsere Gründerväter hatten verrückte, mutige Ideen. Einen Fußballverein auf einem Dampfer zu gründen und ihn dann auch so zu nennen, hat etwas. In der Vita dieses Klubs in seiner 125-jährigen Geschichte gab es immer ein Auf und Ab. Aber genau dafür steht auch der Sport: Es gibt Sieg und es gibt Niederlage. Wir wollen diesen Dampfer Hertha BSC erfolgreich in die Zukunft manövrieren. Dafür müssen wir den Spagat hinbekommen zwischen der Tradition und einer zukunftsorientierten Ausrichtung.

SPOX: Die Hertha hat auch in den sozialen Medien eine moderne Strategie. Der Twitterfeed etwa hebt sich von dem der anderen Bundesligisten ab. Gehört das zu der angesprochenen Ausrichtung?

Hertha: Ganz klar. So gut wie Bayern München oder Borussia Dortmund werden wir auf absehbare Zeit nicht spielen. Aber es gibt Bereiche, in denen wir konkurrieren können. Beim Thema Digitalisierung glauben wir, dass wir ein Wörtchen mitreden können.

SPOX: Ist gerade in diesem Bereich der Standort Berlin das große Plus?

Preetz: Davon sind wir fest überzeugt. Wir haben ein enormes Potenzial in dieser Stadt und unsere Verantwortung ist, dieses auch auszuschöpfen. Natürlich wollen wir auffallen und die Menschen mit dem, was wir machen, berühren. Ich glaube, dass uns das in dieser Saison sehr gut gelingt. Und Sie sagen es ja auch: Das fällt auf, das ist anders. Und genau das wollen wir. Wir mussten im ersten Schritt dafür sorgen, dass wir überhaupt wahrgenommen werden.

SPOX: Welches Image hatte die Hertha zu Ihrer aktiven Zeit?

Preetz: Ich denke, damals hat man über die Hertha gesagt: Das ist die großmäulige Hauptstadt, die ihrem Anspruch hinterherrennt. Das hat sich entwickelt bis zu einer Einstellung, dass man uns für wenig beachtenswert hielt.

SPOX: Graumäusig?

Preetz: Ja, ein bisschen schattiert oder auch grau. Aber das passt ja überhaupt nicht. Gerade mit Blick auf diese Stadt muss man sagen: Berlin ist alles, aber sicher nicht grau. Deswegen ziehen wir diese Analogie. Wir werden diesen Weg des mutigen Agierens konsequent weitergehen.

SPOX: Gehört zur Arbeit gegen ein graues Image auch ein pinkes drittes Trikot?

Preetz: Das ist nicht unbedingt Teil unserer Haltung und auch losgelöst davon schon vor längerer Zeit festgelegt worden, aber natürlich ist das etwas, was auf unseren Entwicklungsprozess einzahlt. Es schadet jedenfalls nicht, wenn man auffällt. Wenn die Leute darüber reden, haben wir schon etwas erreicht.

SPOX: Ist das Olympiastadion aufgrund seiner Größe ein Problem? Außer Bayern, Dortmund und Schalke könnten die wenigsten Klubs alle zwei Wochen ein 70.000er Stadion füllen.

Preetz: Das Olympiastadion ist traditionell die Heimat von Hertha BSC und wir fühlen uns dort wohl. Die Stadien, die in Deutschland im Zuge der WM 2006 gebaut oder umgebaut wurden, sind sich alle ähnlich. Aber das Olympiastadion ist einzigartig. Und wenn es ganz voll ist, ist das ein außergewöhnlich gutes Stadion. Bis mindestens 2025 werden wir sehr gerne dort spielen. Natürlich machen wir uns aber auch Gedanken darüber, wie es danach weitergeht.

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SPOX: Sie haben angekündigt, dass Sie im Frühjahr Ergebnisse der Vorstudien und mögliche Standorte für einen Stadionneubau verkünden wollen.

Preetz: Wir sind mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit von Hertha BSC der Überzeugung, dass uns ein reines Fußballstadion mit einem etwas verknappten Platzangebot noch einmal auf ein neues Level heben könnte. In einem ausverkauften, engen Stadion ohne Laufbahn entsteht ein unmittelbareres Erlebnis. Daraus können Effekte für Spieler und Fans entstehen. Darüber hinaus versprechen wir uns von der Einnahmenseite ein weiteres Wachstum.

SPOX: Dass Sie überhaupt in der Lage sind, über solche Projekte nachzudenken, verdanken Sie dem Investment von KKR. Als strategischer Partner hat das Unternehmen in den Klub investiert, um Schulden abzubauen. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit seitdem?

Preetz: Nach beinahe drei Jahren können wir ein sehr positives Zwischenfazit ziehen. Zum einen waren die Investitionen von KKR im Januar 2014 wichtig für die finanzielle Struktur des Vereins. Zum anderen profitieren wir sowohl von dem Knowhow des Unternehmens als auch von dem Netzwerk. In den vergangenen Monaten und Jahren ist uns auch die eine oder andere Türe geöffnet worden.

SPOX: Als das Investment bekanntgegeben wurde, gab es kritische Stimmen bezüglich des Wirkens von KKR. Mittlerweile ist das abgeflacht. Wie wichtig ist es bei Investorenmodellen, dass der Partner sich im Hintergrund hält?

Preetz: Es ist immer eine Frage des Einflusses. Für uns können wir sagen, dass wir im operativen Geschäft überhaupt nicht beeinträchtigt werden. Im Gegenteil: KKR ist ein Begleiter, wann immer wir das Bedürfnis haben, die Expertise zu nutzen. Aber sie nehmen keinen gezielten Einfluss, halten sich öffentlich zurück und werden deshalb kaum wahrgenommen. Das ist ein Investor, der uns auf allen Ebenen geholfen hat und von dem wir uns eine weitere Zusammenarbeit versprechen.

SPOX: Es ist ein offenes Geheimnis, dass Sie nach einem weiteren strategischen Partner suchen. Wie muss ein solcher aussehen?

Preetz: Einerseits sorgt unsere beinahe dreijährige Zusammenarbeit mit KKR dafür, dass die rechtlichen und wirtschaftlichen Prüfungen bereits stattgefunden haben. Das ist bei der Ansprache eines potentiellen zweiten Partners ein riesiger Vorteil. Andererseits ist es so, dass es beim ersten Investment um den Abbau der Verbindlichkeiten ging, danach aber auch der zweite Schritt folgen muss. In diesem muss es darum gehen, die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern zu können. Das wäre ein wegweisender Schritt für unser Ziel der sportlichen Stabilisierung. Aber wir suchen einen Partner, der auf das operative Geschäft keinen Einfluss nimmt. Das Investment von KKR beläuft sich auf knapp unter zehn Prozent. Somit haben wir noch Möglichkeiten, Anteile abzugeben.

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