Wie stoppt man elf Bullen?

Der FC Bayern München trifft im Kracherduell auf RB Leipzig
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Konter verteidigen oder verhindern?

Dabei stellte sich zuletzt heraus, dass gegen Leipzig vor allem das Konzept Konter verhindern fokussiert werden sollte. Mit einem kurzen Passspiel und gemeinsamem Aufrücken kann das Team von Ancelotti bei Ballverlust schneller Zugriff herstellen und somit unpräzise Anspiele auf die seitlich ausweichenden Stürmer erzwingen.

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Hierfür könnte sich empfehlen, die Außenverteidiger bei Ballbesitz im gegnerischen Drittel in die Mitte zu ziehen. Allerdings setzte der neue Bayern-Trainer eigentlich bisher auf breite Außenverteidiger und nach innen gehende Flügelspieler. Das Spiel des Rekordmeisters gegen Leverkusen zeigte interessante Ansätze in diesem Bereich.

Während David Alaba auf der linken Seite sehr linear die Linie herab ausgerichtet war, suchte Joshua Kimmich auf der rechten Seite vermehrt den Weg in die Mitte. Bei Flanken konnte er in den Strafraum vorstoßen, bei Ballverlusten oder drohenden Ballverlusten zentral direkt ins Gegenpressing gehen.

Der vorher dargestellte Treffer zeigt die Rolle von Kimmich gut auf, legte er doch für den Schuss vor dem 1:0 ab.

Leipzigs ausweichende Stürmer

Die Bayern offenbarten dennoch Probleme damit, die Gegenangriffe Leverkusens zu verhindern. Philipp Lahm neben Xabi Alonso im zentralen Mittelfeld war nicht derart sicher in der Balleroberung und oft ohne Unterstützung. Gerade gegen den blitzschnellen Timo Werner über die rechte Bayernseite ist die volle Aufmerksamkeit des rechten Innenverteidigers entscheidend.

Auf der anderen Seite wird sich auch Leipzig seine Gedanken über Anpassungen bezüglich des FC Bayern machen. Gerade der fallende Lewandowski kann zum Schlüssel für die Viererkette werden. Diese muss den Polen entweder ziehen lassen oder mitaufschieben und damit riskieren, dass die schnellen Flügelspieler der Bayern im Rücken entkommen.

Eine vertikale Kompaktheit ist gegen die Bayern ebenso entscheidend wie die horizontale. Wird die Lücke zwischen Sechsern und Abwehr zu groß, können die spielstarken Innenverteidiger der Bayern schnell Linien überspielen und ihre Mitspieler im fortgeschrittenen Zentrum finden.

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Bayerns Qualität kann Spiel entscheiden

Gegen Ribery und Robben muss früh gedoppelt werden. Doch wer übernimmt diese Aufgabe? Die offensiven Flügelspieler sind meist zu weit entfernt, der Innenverteidiger ist gerade bei Bayerns Flankenfokus in der Mitte gefragt. Bleibt beinahe nur ein Sechser, der dann allerdings den zentralen Mittelfeldspielern mehr Platz gewähren würde.

Gut möglich also, dass einer der beiden Stürmer Leipzigs sich mehr um das Zentrum kümmern muss. Das würde allerdings die Gefahr im Konter reduzieren. Hasenhüttl wird hier mit der individuellen Qualität der Bayern konfrontiert, die schon so manchen ambitionierten Gegner erdrückt hat.

Gerade dies sollte bei allen taktischen Überlegen nicht aus dem Hinterkopf verschwinden. Leipzigs riskantes Spiel gegen den Ball bietet enormes Potenzial, steht allerdings auf wackligen Beinen. Können diese attackiert werden, gerät das Team ins Wanken. Und die Bayern können das allein durch ihre individuelle Qualität sehr schnell.

Das Personal

Dieser Artikel ging an bestimmten Stellen von Besetzungen aus, die noch nicht garantiert sind. Der Ausfall von Jerome Boateng wiegt schwer für den FC Bayern, hätte dieser doch dem schnellen Werner Paroli bieten können und wäre gleichzeitig ein wichtiger Faktor für den Aufbau gewesen. Javi Martinez verkörpert den Spielaufbau nicht auf derart hohem Niveau.

Für Xabi Alonso spricht die defensive Stärke, dafür hat er gelegentlich Probleme unter Druck und mit der Geschwindigkeit im Konter. Die Frage Arturo Vidal oder Philipp Lahm könnte entscheidend sein? Da kaum ein anderer Bayern-Spieler derart kluge Entscheidungen unter Druck trifft wie Lahm könnte dieser Thiago im Mittelfeld unterstützen. Vidal dagegen hätte mehr körperliche Präsenz zu bieten - etwa wenn Ancelotti damit plant, das Zentrum konsequent auszulassen.

Lahm im Mittelfeld macht den Platz frei für Kimmich, der seine Rolle wie gegen Leverkusen interpretieren könnte. Hoch und offensiv, dabei aber immer mit Blick für das Zentrum. So kann er vorstoßen und seine Kopfballstärke ebenso einbringen, wie seine Intelligenz und defensive Stärke im Verhindern von Kontern.

Leipzig bangt noch um Naby Keita und Marcel Halstenberg. Ilsanker muss wohl für Marvin Compper zurück in die Innenverteidigung, die neue Sechs könnten Dominik Kaiser und Diego Demme bilden. Links würde Bernardo nach 90 Minuten gegen die Hertha starten. Insgesamt nicht die besten Vorzeichen.

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